So ganz stimmt das nicht, denn um da hinzukommen mußte ich erstmal eine große Schlaufe fahren; vom Standplatz des alten Herrn Magirus ist es zwar nicht weit bis zu dieser Brücke, aber eben in der Luftlinie. Zu Rad sind das gleich ein paar Kilometerchen. Als erstes Photomotiv dann ein kleines Häuschen, das für was auch immer zu diesem ehemaligen Bahnbetrieb gehören muß . . .
Die Via Verde de la Sierra de Alcaraz ist als Radweg auf einem kleinen Teil der einstigen Bahnlinie zwischen Baeza in Andalusien und Utiel in der Provinz Valencia angelegt, mehr oder weniger ist das die Strecke, die heute von der Nacional 322 bedient wird, der Straße, von der aus ich die 1927 gebaute und 1954 stillgelegte Bahnstrecke zuerst gesehen hatte. Vorbei an der Estacion de Salinera . . .
. . . einigen Tunneln und Viadukten (Arno bzw Chico Marx: why a duck? Das waren noch Zeiten, als Artikel gelesen und kommentiert wurden . . .) gings in Richtung Alcaraz. Allerdings nahm der ausgebaute Radweg, die Via Verde, kurz vor dem Ort ein jähes Ende 🙁
Da war wohl das Geld ausgegangen, die Arbeiten für die Weiterführung der Radstrecke waren zwar begonnen, dann aber offensichtlich eingestellt worden. Der Tunnel in Richtung Alcaraz gesperrt, aber bei meinem Hang zur Unterwelt und dem Sturkopf am oberen Ende . . .
Also trotz Absperrungen und Stoppschilder weiter, allerdings zu Fuß. Schon in den vorigen Tunneln hatte ich bedauert, meine Fahrradlampe vergessen zu haben, und das trotz der Erfahrungen, die ich schon letztes Jahr auf der Via Verde bei Olvera gemacht, aber bei den Vorbereitungen nicht präsent gehabt hatte. Die längeren Tunnels sind zwar beleuchtet, die Leuchtstoffröhren werden aber nur bei Bedarf durch Lichtschranken geschaltet. Und wie Leuchtstoffröhren so sind, brauchen sie, wenn älter, manchmal eine Anlaufzeit, manchmal flackern sie auch nur, wenn überhaupt. Wenn also mitten im Tunnel ein Segment zu spät oder überhaupt nicht aufleuchtet, fährt man in schwarzer Watte . . .
Für diesen gesperrten, unbeleuchteten, ungefähr 660 Meter langen, kaum planierten und gekrümmten Tunnel also mit einem hellen Bild auf dem Handy als matte Leuchtflächezu Fuß und gaaanz vorsichtig vorangekämpft. Fast nichts gesehen, eine Ahnung von Schotterbett, links das Gluckern eines Wasserlaufs. In regelmäßigen Abständen wurde das Licht dunkel (wtf?) und ging dann ganz aus ~ der Segen der Energiesparfunktion! 😉 Für den Rückweg, auf dem diese Bilder entstanden sind, habe ich das Handy als Filmkamera mitlaufen lassen, um die Kamerabeleuchtung nutzen zu können. Auf dem Film ist so gut wie nichts zu sehen, für meine Augen reichte es als Orientierung gerade mal so eben aus und dazu, eine aufgeschreckte Fledermaus zu registrieren, die vor mir ein paar Schleifen flog. Trotzdem war ich dann doch froh, als das Ende des Tunnels in Sicht kam . . . 😉 und die Frage der Fragen: wo ist die Taschenlampen-App hingeraten???
Ich wollte die Bahnlinie noch etwas weiter entlangfahren, denn ich hatte noch einen anderen Bahnhof in Erinnerung. Aber von nun an ging das nur noch ungefähr, die eigentliche Trasse war oft zugewuchert. So gings in Schlaufen über alte Brücken annähernd die Bahnlinie entlang. Die Geländer meist demontiert, denn das Eisen ist als Schrott beim Händler Bares wert!
Der Bahnhof war leider umzäunt, da wohl inzwischen als Firmengelände benutzt, und nach einer Weile war ich, immer noch an oder auf der ehemaligen Bahnlinie, auf dem ‚historischen‘ Fernwanderweg des Don Quixote . . .
Irgendwann ließ ich’s dann gut sein und machte mich auf den Rückweg. Freute mich an der Landschaft und den unglaublich intensiven Farben. Rote Erde, frisches Grün, blauer Himmel. Die Grundfarben der Monitortechnik so satt, daß sogar meinereiner mit einer in jungen Jahren ärztlich attestierten Rot-Grün-Schwäche die Farbkontraste als an der Grenze zu Kitsch und gleichzeitig bombastisch beeindruckend empfand. Aber was willst machen, wenn das so ist, dann ist das halt so!