Der Franzose an sich (wer ist das nun schon wieder?) pflegt anscheinend auch eine spezielle Sorte Humor . . . aber der Reihe nach: Beim weiteren Hinauffahren der Saône entlang, meist ohne sie zu Gesicht zu bekommen, bin ich irgendwann auf ein Hinweisschild gestoßen, das zur Quelle der / Source de la Saône zeigte . . . also rechts abgebogen und der nur mäßig beschilderte Route tastend gefolgt, um schließlich in einem Dörfchen an einem frisch geteerten kleinen Parkplatz anzukommen . . . unter einer Mauer ein gefaßtes Loch und ein in in Wellenlinie gepflasterter virtueller Bachlauf ~ nur von Wasser keine Spur! Eine Stunde vorher in Monthureux sur Saône war das noch ein richtig ansehnliches Flüßchen, und jetzt das . . .
Ein paar Meter abwärts, unterhalb des kleinen Sträßchens, tröpfelt zumindest ein kleines Rinnsal in die Becken der alten dörflichen Waschanlage ~ aber zum Wäschewaschen würde auch das nicht mehr reichen . . .
Das Gebiet hier, Departement Vosges (nicht zu verwechseln mit den Vogesen, die liegen angrenzend östlich) kenne ich von Motorradtouren in jüngeren Jahren, das ist aber erschreckende fünfundzwanzig, dreißig Jahre her . . . und so manches Sträßchen schien damals auf zwei Rädern um einiges breiter zu sein als jetzt mit dem Magirus-Tier ;-} . . .
Es ist das Gebiet der alten Thermalbäder, Orte, die alle auf ‚les Bains‘ enden: Bains les Bains, Plombieres les Bains, Luxeuil les Bains, Bourbonne les Bains . . . dazu gehören auch ein paar Namen, die von den ‚edleren‘ Mineralwasserflaschen bekannt sind wie Vittel oder Contrexeville . . . und ich entdecke diese alten Orte (am Beispiel von Bains les Bains) wieder, die kaum mehr konkrete Erinnerung sind . . .
. . . aber die Stimmung ist immer noch genauso . . . in lange vergangenen Jahren war die Gegend mal angesagt wie Baden Baden oder Spa, hier erholte sich die Crême der Crême . . . man versucht, daran anzuknüpfen, der Bäderkomplex in renoviertem Zustand, gepflegte Parks mit uralten Bäumen . . . aber es kommen nicht mehr die Reichen und die Schönen, auf den Terassen sitzen die von ihrer Krankenkasse zur Kur geschickten alten Leutchen, und ab und an kann man sogar ein Gepräch im ansonsten fast ausgestorbenen Elsässer-Alemannisch hören . . . im Park wird Boule gespielt, auch im Regen, sonst ist nicht viel los . . . Menschen unterhalb eines Alters von sechzig, siebzig Jahren muß man mit der Lupe suchen . . .
Rund herum um den Gesundheitsbetrieb der marode Charme des seit Jahrzehnten stabilen Verfalls . . . geschlossene Hotels, die (immer noch?) zu verkaufen sind, ein Elektroladen, in dessen Schaufenster die ausgebleichten Kartons von Geräten stehen, die vor zehn Jahren als Neuheiten durchgegangen sein mögen, leerstehende Häuser mit geschlossenen Läden, überall ist der letzte Farbanstrich gefühlte hundert Jahre her . . . so liegt es auch nahe, daß Werbung hier mit Bildern aus einer Zeit gemacht wird, die längst Geschichte ist . . .
Und ich selbst? Freiburg ist nicht mehr weit, ein Hopser über die Vogesen, in zwei Tagen könnte ich da sein. Auch das Argument mit dem TÜV schlägt nicht mehr wirklich. Per Email habe ich die Auskunft erhalten, daß entgegen den Angaben auf der Website schon seit April nicht mehr rückdatiert wird. Aber ich zögere das Ende der Reise noch ein wenig hinaus, ein wenig ratlos, wie es weitergehen soll . . . denn nach fast einem halben Jahr Vagabundenleben wieder an einem Ort länger als ein, zwei Tage zu bleiben, wird eine Umstellung werden . . .