quiXote zieht in Spanien ein ~ mit Schwierigkeiten ;-}

offline ~12.1.2012, morgens
Beim Aufstehen nur ein halbes Grad plus, Nebel. Jetzt quält sich die Sonne langsam durch, hoffentlich wird das!
Spanien, bzw Katalonien, bzw Costa Brava tut sich im Moment noch ein wenig schwer, einen gastfreundlichen Eindruck zu machen. Die Fahrt durch die Pyrenäen, möglichst dicht an der Küste, war auch auf der französischen Seite schön, aber arbeitsreich. Rauf und runter, eine Kurve nach der anderen, die Spuren kaum breiter als der Bus, in den Kurven konnte das schon mal eng werden, besonders als mir mal ein LKW noch eine Handbreit auf meiner Seite entgegengekommen ist! Wenig Muße, die grandiose Aussicht zu genießen, eher Muckibuden-Feeling! Kurbel, kurbel, kurbel!
Mittagspause in Port de la Selva, am späten Nachmittag dann Cadaqués. Der Parkplatz am Ortseingang auf Stelzen gebaut limitiert auf 3,5 Tonnen, also fahre ich in den Ort bis zum Hafen. Die Straßen eng, einbahnmäßig zum Hafen ~ nix Parkplatz! Also einbahnmäßig weiter an der Bucht entlang, bis der sehr schöne Ortskern aufhört und in einem Ferienhausviertel, sehr vornehm, tatsächlich ein kleiner Parkstreifen neben der Straße direkt am Strand auftaucht. Bus abgestellt, mit dem Fahrrad zurück in den Ort.
Cadaqués hat, obwohl touristisch, sehr viel vom alten Charakter bewahrt und ist sehr stolz auf Salvtor Dalí, der hier in der Nähe gearbeitet hat und sich in Bronze auf einem Betonsockel am Hafen auf seinem Spazierstock lehnt. Nachdem um 17 Uhr die Siesta beendet ist, wird der Ort sogar trotz Winter halbwegs lebendig und ich kann ein wenig Lebensmittel einkaufen, auch eine Flasche katalonischen Wein, von dem ich ein Gläschen am Strand vor dem Bus probiere, nachdem es dunkel geworden ist . . .
Cadaqués hat aber auch eine unangenehme Seite, sogar mein einsamer Parkstreifen ist mit einem Schild versehen, daß zwischen 20 und 9 Uhr das Parken verboten ist, bei Androhung von Abschleppmaßnahmen. Haltet Cadaqués vagabundenfrei! Mit ein bischen mehr Arroganz als mir eigen hätte ich es vielleicht, besonders jetzt im Winter, darauf ankommen lassen können. Rings um mich herum in den Villen der gehobenen Preisklasse brennnen gerade mal zwei Lichtlein  . . . Aber nach der Unterhaltung mit einem deutschen Pärchen, das schon Jahrelang da Urlaub macht, habe ich doch nicht die Nerven dazu und fahre wieder los. Schade um den Wunderschönen Platz direkt am Wasser!
Mich in irgendeine Seitengasse zu verziehen ist mir keine angenehme Perspektive, der Campingplatz ist geschlossen und eh unauffindbar, der Parkplatz gegenüber direkt um die Ecke der Guarda. Und da mir inzwischen aufgefallen ist, daß mein Perso im November abgelaufen ist, bin ich nicht besonders scharf auf ein Gespräch mit der Polizei ;-}
Also wieder bergauf kurbeln, diesmal im Dunkeln durch die Pyrenäen, Richtung Figueras, und lande schließlich auf einer Industriebrache bei zwei dort abgestellten Lastzügen. Beim Aussteigen fällt ein Geruch zwischen Gülle- und Kläranlagenmist auf, wenig später springt das Kühlaggregat des Tiefkühlzugs zum ersten Mal an, und dann alle paar Minuten wieder . . . dieser Platz im Dreieck zwischen einem Carrefour-Supermarkt, einer Rapsol-Tankstelle, einem Kreisverkehr und einem Lidl ist wahrlich der schlechteste dieser Reise, das aber wahrscheinlich nur, um den Schnitt nach dem letzten genialen Platz wieder auf menschliches Maß zu drücken. Die LKWs fahren irgendwann mitten in der Nacht los, also habe ich zumindest von der Seite Ruhe . . .
Und nachher werde ich mal einen Spaziergang machen, um rauszufinden, wo ich da eigentlich gelandet bin ;-}

offline ~ 12.1.2012, abends
Figueres ~ mein Übernachtungsplatz war doch noch 15 Kilometer von Figueres weg, und da bin ich dann nach Frühstück und Schreibarbeiten hingefahren, auf einem LKW-Parkplatz etwas außerhalb geparkt und mit dem Fahrrad hineingefahren. Das stelle ich dann bei einem überdachten Marktplatz ab und erkunde die Stadt zu Fuß.
Der Wein aus dem Catalun, den ich seit gestern abend trinke, hat noch nicht deeen Brühmtheitsgrad erreicht. Die Begeistrerung hält sich bei mir auch in Grenzen, aber viel Geld hab ich auch nicht ausgegeben, vielleicht liegts auch daran. Aber schon gestern abend im Carrefour ist mir der Schinken aufgefallen, den die da am Stück, will sagen um die 70 cm lang, ein ganzer Schweineschinken ist ganz schön groß, für 49 € verkaufen. Im Subbermarkt, gelle! Hier auf dem Markt sind die Schinken in ein Gestell eingespannt, der Käufer bekommt seine Scheibchen mit dem Messer einzeln heruntergeschnitten.

. . . und das rieeeecht! . . .

In der Innenstadt dann ein Laden, in dem gleich eine ganze Reihe von diesen Schweineschinken in der Theke aufgespannt sind, der Kunde sucht sich seine aus, uuund Äääkschen! Der Geruch von diesem feinen Schinken wir für mich auf immer mit Figueres verbunden bleiben . . .
Ein symphatisches Stätdchen, diesees Figureres. Ob das manchmal etwas Verspielte in der Architektur von Dali kommt oder Dali das Verspielte in seinen katalanischen Wurzeln hatte, wer will das schon genau wissen. Aber wo verirrt sich sonst schon mal eine Kuh aufs Dach über dem großen Platz, der Rambla?

Storch aufm Dach, na gut ~ aber Kuh?

Auch ein Hotel hatte gleich mehrere Kühe vor die Fassade geschnallt ;-}

. . . Ei, guck da ;-} . . .

Das von Dali selbst zur Eigenpräsentation gestaltete rote Museum ist mit einer geschlossenen Reihe von Rieseneiern gekrönt, dazu eine Glaskuppel und goldene Statuen die Menge.

. . . Impression der Impression . . .

Über Kunst stolpert man an jeder Ecke, aber auch sonst fühlt man sich hier wohl, egal ob auf der großzügigen Rambla mit ihren Platanen oder in den engen Gäßchen.
Zum Abschied hat mir Figueres noch einen Streich gespielt . . .
Ich hatte auf der Karte einen Vulkan-Nationalpark nicht weit weg entdeckt, um da hinzukommen, wollte ich Figuerés auf der Nationalstraße N260 verlassen, die 200 m weit weg in die Stadt hineinlief. Nun, die Städte sind ja alle bemüht, den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt herauszuhalten, eine Methode dazu ist, die Beschilderung möglichst sparsam zu halten, mit Ausname der zur nächsten Autobahn. Manchmal übertreiben sies auch, denn in diesem Fall führ ich eineinhalb Kilometer weit weg zweimal um einen Kreisverkehr, ohne eine Spur von Nationalstraßenkennung oder Hinweis auf Navata, dem nächsten größeren Ort in der Richtung, in die ich wollte . . . also zurück in die andere Richtung, den da nächsten Kreisverkehr zweimal umfahren ~ da gings nur in Richtung Barcelona, ganz falsch, und Portbou an der Grenze respektive Perpingnon in Frankreich, allerdings in katalanischer Schreibweise . . . also nochmal rum in die andere, die erste Richtung, und am ersten Kreisverkehr im Geiste Münze werfen, und das wieder alle paar hundert Meter: Welches ist die wahrscheinlich richtigste Abzweigung?
Nach einer guten Viertelstunde Sightseeing durch die Randbezirke von Figuerés erreiche ich eine Ausfallstraße, die hoffentlich in die richtige westliche Richtung führt . . . es stellt sich aber heraus, daß diese Straße als Autobahn ohne Abzweigung nach Norden führt, in Richtung Perpignon auf katalanisch. Die erste Abzweigung führt auf die Nationalstraße II, ebenfalls nach Perpignon auf katalanisch, und da dauert es eine Weile, bis ich links abbiegen kann in Richtung Westen . . . Inzwischen bin ich aber schon so weit nördlich, daß ich mich unversehens wieder in den Pyrenäen befinde, und mich und den Bus durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft kurble, rauf, runter, links, rechts . . . die Abzweigungen sind nur wenige, und ich versuche auf diesen kleinen Sträßchen nach der Sonne zu navigieren und in mehr südliche und westliche Richtung zu kommen, allerdings mit recht wenig Erfolg. Auf meiner ign-Karte ist in der Gegend nur ein großer, leerer Fleck . . . an einem Ort namens Cistella ist dann wieder Figuerés ausgeschildert, da komme ich ja eigentlich her, und noch ein Ort in ungefähr der richtigen Richtung an einem noch kleineren Sträßchen . . . das dann verdächtigerweise den Belag von Teer zu Beton wechselt, dann noch verdächtiger zu einer unbefestigten Piste wird, als den Berg rauf, links und rechts kommen die Bäume immer näher, bis die Zweige den Bus streicheln ;-} und die Piste wird immer rauher und felsiger :-[
Nun ist ja der kleinste der fünf Gänge des Busses als Kriechgang ausgelegt, mit dem ich sozusagen senkrechte Wände hochfahren kann, zur wirklichen Geländegängigkeit sind aber die Überhänge der Karosserie zu lang ~ bei jeder Bodenwelle, jedem Schlagloch besteht die Gefahr, mit einer Ecke vorn oder hinten den Naturboden zu pflügen. Da sich aber Fels recht schwer pflügen läßt, tut das der Karosserie nicht wirklich gut. Also immer hübsch langsam, die Fahrzeugecken zum Teil nur Millimeter über der Fahrbahn schwebend, und ja nicht zu heftig bremsen, damit nicht der Taucheffekt einen unsanften Kontakt provoziert!
Unterwegs kommt mir ein weißer Landrover entgegen, der sich flugs ins Gemüse in Sicherheit bringt, um mich vorbeizulassen. Man grüßt sich nickend und tut so, als wäre alles normal ;-} Nach zweieinhalb Kilometern ist dann Schluß, der Weg geht zwar noch weiter, aber da ist nach einem kurzen Anstieg eine Welle mit anschließendem Graben, da käme ich nie im Leben ohne Schaden drüber . . . also hier wenden, wo es auf einer Seite mit einem Felsen ein wenig zu sehr hochgeht für meinen Geschmack, dafür auf der anderen Seite genug Platz war, um den Bus neben die Piste zu parken . . . ohne Rückfahrkamera, wohlgemerkt, weil da aus unerfindlichen Gründen grad keine 12V hinkommen :-[
Nach 10 Minuten Kurbelei steht der Bus in der Gegenrichtung, und das Spiel geht weiter, abwärts zum Teil im Kriechgang . . . der weiße Landrover taucht auch wieder auf, arbeitet sich ins Gemüse, man kennt sich inzwischen und grüßt freundlich . . . die spinnen, die Germanen!
Schließlich lande ich auf einem schon erschlossenen, aber noch nicht bebauten Siedlungsgebiet am in einem Örtchen namens Avinyonet de Puigventós,

. . . Avinyonet de Puigventós . . .

das einen hübschen alten Ortskern hat, eine Bar an der kleinen Plaza, einen kleinen Supermarkt, Sportplatz  und Boulodrome. Hier gibts Parzellen mit 500 Quadratmetern zum Häuslebauen zu kaufen, habt ihr Interesse? Liegt übrigens ganz in der Nähe von Figuerés . . . ;-} Abenteuer im Vagabuntenalltag!

2 Antworten auf „quiXote zieht in Spanien ein ~ mit Schwierigkeiten ;-}“

  1. Sorry, mit Dali kann ich nicht viel anfangen, ist bestimmt toll für Begeisterte, ich gehöre nicht dazu. 🙁

    Das rumgekurble kenne ich von Kalabrien mit nem VW Käfer. Schneckengetriebe der Lenkung etwas straffer gezogen hilft da nicht wirklich. ;-D

    Nach 28 Std. Non-Stop war das langsam lebensgefährlich. Also bei der nächsten Unterbrechung der Leitplanken raus, Schlafsäcke auf den blanken Boden u. 6 Std. Schlaaaaaf!

    Aufgewacht sind wir auf der lokalen „Müllkippe“, knapp 2 m entfernt vom Abgrund!

    Immerhin haben uns die Kinder vom lokalen Schulbus zugewinkt! ;-D

    Sorry, demnächst schreibe ich nen Roman, hihi! Grüßle, Rainer 😉

    1. Hi, Rainer,
      Kommentar nachträglich: Es ist mir lieber, wenn du einen Roman schreibst, ;-} , als wenn ich gar keine Reaktion bekäme . . . Blog schreiben ist sonst wie Zettel schreiben, in Flasche stecken, Flasche zumachen, ins Meer werfen und hoffen, daß irgendwann eine Flasche mit der Antwort an denselben Strand treibt. Da kann einem die Zeit ganz schön lang werden und die Lust vergehen, jeden Tag ein paar Stunden damit zu verbringen . . .
      Also Dank an alle, die einen Kommentar hinterlassen, und an die anderen: Macht doch auch mal!
      Grüßelken
      Ralf

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