Abenteuer in der Heimat ~ und der ADAC

der alte Herr Magirus als vorübergehende Immobilie :(
der alte Herr Magirus als vorübergehende Immobilie 🙁

Wieder einmal muß die Ergänzung der Realsatire noch ein wenig warten, denn die letzten Tage hat mich der alte Herr Magirus ein wenig in Trab gehalten, mit einem Vorwurf zwar nicht an mich, den ich trotzdem ausbaden mußte. Mittwoch hatte ich mir vorgenommen, von meinem Aussichtspunkt über die Rheinebene auf dem Batzenberg nach Freiburg hinein zum offiziellen Wohnmobilstellplatz zu wechseln, um die Akkus wieder vollzuladen und mit dem großen Rechner einige Bilder fertig zu bearbeiten. Eine kurze Besorgung im Stadtteil Rieselfeld vorher, dann Start zum Waschplatz, um das Schätzelken landfein zu machen. Da sind wir aber erst gar nicht hingekommen, denn beim Auskuppeln vor dem dritten Gang plötzlich ein Schlag und das Kupplungspedal ging bis zum Boden durch. Ausrollen im Leerlauf auf den Gehweg, da stand ich nun an der belebtesten Kreuzung des Rieselfelds, wo fast alle, die da hin oder da weg wollen, vorbeifahren, außerdem zwei Buslinien . . .

der ausgerissene Geberzylinder der Kupplung ~ was unten abblättert ist der originale Unterbodenschutz
der ausgerissene Geberzylinder der Kupplung ~ was unten abblättert ist der originale Unterbodenschutz

Eine kurze Inspektion ergab, daß der Geberzylinder der Kupplungshydraulik von meinem Schrauber in Spanien nur mit einem Bolzen befestigt wurde (ich erinnere mich noch: „Das hält auch so! 🙂 “ ) ~ immerhin vier Jahre hat dieser Bolzen gebraucht, sich durch das Stahlblech des Trägers zu arbeiten und dann mit Vehemenz durchzubrechen. Ein Reparaturversuch vor Ort gestaltete sich schwierig, weil das Teil von Heizungstank und diversen Druckleitungen verdeckt kaum zugänglich war. Auf halbem Weg befestigt tröpfelte und floß dann nach einer Stunde Mühen plötzlich Hydrauliköl herunter, das war’s dann.

von der anderen Seite aus betrachtet, auf halbem Weg der Reparatur. Oben der vorher fehlende Bolzen schon eingesteckt
von der anderen Seite aus betrachtet, auf halbem Weg der Reparatur. Oben der vorher fehlende Bolzen schon eingesteckt

Also ADAC, den Helfer in der Not angerufen (14:22 Uhr), von der freundlichen Dame im Callcenter ob des erhöhten Gewichts auf die 0800-Hotline des Truckservice verwiesen. Fand ich OK, weil ich nicht nochmal erleben wollte, daß ein Pannenhelfer mit PKW-Kombi zum Abschleppen anfuhr wie vor 8 Jahren. Die Truck-Hotline (14:25) nahm den Auftrag entgegen, wir waren aber wegen der Kostenübernahme nicht einer Meinung. ADAC hat für Wohnmobile unter 7,5t die Abschleppkosten inclusive, da ich aber selbst auf der Hotline angerufen hatte, also kein Auftrag von der normalen Kunden-Hotline, wäre das kostenpflichtig. Die Mitarbeiterin versprach aber, das abzuklären und sich dann zu melden. Als ich nach einer halben Stunde noch nichts gehört hatte, nochmal Anruf da (15:01) und die Versicherung, das mit der Kostenübernahme wäre geklärt und die Werkstatt beauftragt. Und dann warten, warten, warten . . .

Um 15:46 dann ein Anruf eines freundlichen! ADAC-Mitarbeiters, ob ich der Herr Gutmann wäre. War ich. Wurde weiterverbunden zu einer Geräuschkulisse. Hallo? Hallo! Wer ich denn wäre . . . immer noch der Herr Gutmann. Völliges Unverständnis, wieso ich einfach kommentarlos weiterverbunden worden wäre. Ich sprach mit der Dispatcherin des Truck-Services. Stand der Dinge war bis dahin, daß die Kostenübernahme durch den ADAC mitnichten geklärt wäre, sie bräuchten eine schriftliche (will wahrscheinlich heißen EDV) Übernahmeerklärung.

Ich also noch einmal Anruf bei der Hotline des ADAC, inzwischen 15:50 Uhr. Der erste Anruf von vor anderthalb Stunden war nicht einmal notiert worden, man hatte mich ja weiter verwiesen. Neuer Auftrag, mit Dringlichkeitsnotiz. Warten . . .

Um 16:09 dann ein Anruf von einem ADAC-Pannenhelfer. Er könnte innerhalb fünf Minuten vor Ort sein, wo ich denn genau stünde? Geht doch! Auch wenn es einige wenige Minuten länger dauerte, jetzt kam Dynamik in die Geschichte! 😉
Und was kam da angefahren? Ein „gelber Engel“ ~ mit PKW-Kombi ~ pffffft! Der schaute sich den Sachverhalt mit Sachverstand an und meldete an die Zentrale, daß wohl ein LKW-Abschleppservice von Nöten wäre. Und dann ging das erstmal schnell, der Anruf des örtlichen LKW-Abschleppdienstes kam noch während der „Engel“ vor Ort mit mir die Kommunikationsleistungen des Automobilclubs diskutierte und meinte, „so ginge das ja gar nicht!“

Wobei der Abschleppdienst mich (16:32) auf „mindestens eine Stunde“ Wartezeit einstimmte, alle Fahrzeuge wären gerade unterwegs 🙁 Als ich zwei Stunden später immer noch an der Kreuzung stand, versuchte ich, nochmal den Abschleppdienst telefonisch zu kontaktieren (18:34), allerdings ohne Erfolg, die waren im Feierabend. Während ich noch versuchte, übers Internet die Servicenummer des Betriebs herauszufinden (ich hatte ja die Durchwahl eines Arbeitsplatzes angerufen) tauchte dann der Abschleppwagen auf, eine gute Stunde später war der gute alte Herr Magirus glücklich an seinem Asyl am offiziellen Wohnmobilstellplatz angedockt 🙂

Das Chaos hat auf der einen Seite System. Der ADAC schickt grundsätzlich erstmal einen der kleinen „gelben Engel“, denn die sind fest angestellt und müssen eh bezahlt werden. Der LKW-Service dagegen ist ein externer Dienstleister, das kostet. Auf die Aussage eines Mitglieds will man sich da nicht verlassen, der kann schwätzen, was er will. Auf der anderen Seite ist die interne Kommunikation total aus dem Ruder gelaufen, die Kommunikation mit mir als Mitglied/Kunde war mangelhaft bis nicht vorhanden. Über fünfeinhalb Stunden für die Verlegung eines Fahrzeugs innerhalb der größten Kleinstadt Deutschlands, das ist ein Anwärter auf das Guinnes-Buch-der-Rekorde 🙂

Trotzdem: Der ADAC-Pannenservice hat mir im Verlauf von 20 Jahren schon mehrfach aus der Klemme geholfen, im Normalfall wirklich unkompliziert und hilfreich. Aber die Abläufe für Wohnmobile zwischen dreieinhalb und siebeneinhalb Tonnen, die sollten überarbeitet und den Callcentermitarbeitern mitgeteilt werden. Und ich wünsche mir, daß man mir das nächste Mal glaubt, daß der alte Herr Magirus ein kräftigeres Fahrzeug zum Abschleppen braucht.

Die Reparatur war dann zeitaufwendig, aber recht einfach. Es war keine Druckleitung geplatzt, sondern nur die Zuleitung vom Vorratsbehälter, Ersatzteile aus der Grabbelkiste, inclusive einer Verstärkung für den durchbrochenen Träger. Vor Ort Kreuzung trotzdem nicht machbar. Als Ergebnis eine Kupplung mit jetzt präziserem Druckpunkt und Mut für die noch anstehenden Arbeiten. Ich hab ja doch keine zwei linken Hände! 🙂