Der Kreis ist geschlossen!

Naturdenkmal ~ Speierling

Als ich den ersten Artikel in diesen Blog geschrieben habe, das ist genau zwei Monate her, war ich in Langen südlich von Frankfurt  ~ und jetzt habe ich nach einer langen aber viel zu kurzen Tour durch die Republik inklusive der „neuen“ Länder, die ich bis dahin so gut wie gar nicht gekannt habe, Langen schon wieder verlassen . . . und erst hinterher ist mir aufgefallen, daß damit zumindest im Blog ein Kreis geschlossen wurde . . . aber die Fahrt geht noch ein Stückchen weiter!

Wie ich schon auf der Fahrt nach Norden feststellen konnte, gibt es auch in der Gegend von Frankfurt (hier: Langen) schöne Landschaft und alte Bäume. Es sind allerdings diese zwei Speierlinge und viele andere Bäume durch die Gewitterstürme im August arg beschädigt worden :-[

. . . wieder am Rhein . . .
km 409,6, von rechts nach links

Jetzt bin ich in Brühl (bei Mannheim), um Schoggi! mal den Rhein zu zeigen. Hat ne Weile gedauert, diesen Platz zu finden, den ich auf der Fahrt nordwärts vom gegenüberliegenden Ufer gesehen hatte. Sieht nicht ganz so aus wie gedacht, aber trotzdem ganz nett ~ und vor allem wieder ein schöner Sonnenuntergang, was will man mehr? Naja, wenn man genauer nachdenkt, fällt einem vielleicht schon noch was ein, oder?

So, und jetzt werd ich nochmal rausgehen und den obligatorischen Abendspaziergang mit Schoggi! machen, bevor ich ins Bett gehe . . . also gute Nacht mal, miteinander!

So e Lumbeding! – oder:
Schoggi!’s Erfahrungen in der Gastronomie ;-}

Zwei angenehme Tage mit Freunden, genauer gesagt mit Silvia und Arno verbracht. Die beiden sind Schoggi!s Paten, ohne Silvia hätt‘ ich jetzt gar kein Schoggi! . . . Wenn sie damals nicht diese kleine braune Katze auf dem Baumstumpf neben der Hauptverkehrsstraße gesehen und angesprochen hätte, wär sie uns wohl auch nicht hinterhergelaufen.

Und mit dem Hinterherlaufen hat auch Schoggi!’s letztes Abenteuer angefangen, vorgestern abend . . .
Ich hatte einen ruhigen Standplatz etwas außerhalb von Gießen gefunden, einen durch eine Ortsumgehung ruhiggestellten Straßenabschnitt zu einem Ort namens Allendorf, bei Spaßvögeln auch als Aliendorf bekannt

hier sind wohl die Außerirdischen zu Hause ;-}

. . . ideal für Schoggi! . . . und für uns etwa 150 Meter weiter eine kleine Gaststätte mit Terasse, wo wir bei Speiß und Trank den Abend verbringen wollten . . .

. . . das erklärt so einiges . . .

Schoggi! war wie so oft hinterhergelaufen, olympische Katze mit dem Motto ‚Dabeisein ist alles!‘

Langer Rede kurzer Sinn: Die Sennhütte ist wohl bekannt für herzhaft gutes und reichliches Essen, der Gastraum rappelvoll und die Terasse mit rustikalen Holzbänken und Tischen wegen Regen kurz vorher feucht. Da Schoggi! sich entschlossen hatte, uns diesen Abend zu begleiten, liehen wir uns ein Geschirrtuch und trockneten uns eine Bank, während Schoggi! Terasse und danebenliegenden Spielplatz untersuchte. Auch das Auftauchen weiterer Gäste konnte sie nicht abhalten. Schoggi! liebt Gesellschaft und war immer um uns herum!

Ein Kottlett und ein Weizen später konnte man Schoggi! indigniert aus dem Gastraum stolzieren sehen, verfolgt von einer Dame, die den Spruch von sich ließ, der den Titel dieses Artikels hergegeben hat. Die Dame war nicht damit einverstanden, daß Schoggi! bei ihr auf dem Tisch an der Unterhaltung teilnehmen wollte . . . ;-}

Die freundlichen Wirtsleute, die die neugierige Schoggi! aus der Küche hinauskomplementieren mußten, spendierten eine Schale mit einer fein säuberlich zerschittenen Bratwurst, die aber keine Gnade fand. Es geht dabei nicht ums Essen – Schoggi! interessiert sich nicht für Menschenfutter, hat auch noch nie gebettelt – es geht um Gesellschaft, aber die Menschen haben halt so ihre Vorurteile!

Gestern das gleiche Spiel nochmal, allerdings mit etwas weniger Spaß, da kurz nach unserer Ankunft der Nebentisch von einer Gruppe mit gleich 3 Hunden besetzt wurde, und da mußte man natürlich erstmal einen Buckel zeigen und alles genau beobachten. Von dannen gemacht hat sich Schoggi! nicht, aber sich nach einer halben Stunde in den Hintergrund, sprich Dunkelheit, zurückgezogen, um diese unangenehmen vierbeinigen Genossen aus sicherer Distanz weiter im Auge zu behalten, bis ihre Menschen ihr Gelage (die Portionen sind wirklich gewaltig!) beendet hatten und zum Bus zurückgingen . . .

der halbe September

... und noch eins! ...

ist jetzt auch schon wieder rum, der Herbst macht sich schon stellenweise als leichter Hauch von Rot und Braun in den Laubbäumen bemerkbar. Morgentemperaturen bei 8°, aber solange noch so schöne Abendspaziergänge möglich sind, tagsüber die Sonne scheint und dann der Mond blutrot aufgeht und ein Sternenhimmel aufgespannt wird, der einem das Herz aufgehen läßt . . .

...der Mondaufgang ...

wieder da!

Der schnugglige Stellplatz Bühren von vorgestern...

...und der dazugehörige Abendhimmel...

Nach 5 Tagen intensiver und anstrengender Vorbereitung der Ausstellung, 2 Tagen Pause und einem Tag „ohne Netz kein Blog“ melde ich mich jetzt mit zwei neuen Handy-Panoramen… mit Verspätung ;-}

Grund zum Heulen . . . Bergen – Belsen

Die Wand der Erinnerung

Eigentlich nicht geplant, aber da es mehr oder weniger direkt auf meiner Route lag . . . ich hatte noch nie ein KZ besucht, zu meiner Schulzeit war das noch nicht allgemeines Programm. Im Geschichtsuntericht sind wir irgendwie nie zum 3.Reich gekommen, da waren die Könige und Kaiser vorher zu wichtig. Ich überspitze das jetzt ein wenig, aber im Grunde stimmt das, und das an einem „progressiven“, sozialdemokratisch durchwachsenen Gymnasium. Das, was ich weiß, hab ich mir aus Büchern und Filmen angeeignet. Also konnte ich an der Gedenkstätte Bergen-Belsen nicht einfach vorbeifahren.

Zur Einstimmung vorher kilometerlang an Sichtschutz und Stacheldraht des Nato-Übungsgeländes in der Lüneburger Heide vorbeigefahren . . . schon zu Kaisers Zeiten hats in der Heide Truppenübungsplätze gegeben, und nach dem 2. Weltkrieg hat sich das die Nato einverleibt. Panzer, Artillerie, alles kann man hier prima ausprobieren . . . wie man das zusammen passend macht mit einer KZ-Erinnerungsstelle?

Es hat das Erlebnis jedenfalls extrem verstärkt. Wenn man das Gelände des ehemaligen KZs betritt, führt der Weg an großen, flachen, ungefähr 1 Meter hohen Hügeln vorbei, in der Mitte jeweils eine große Steintafel: Hier ruhen 800 Tote, hier 1000, 2500, 5000 . . . und im Hintergrund ständig Artilleriefeuer, Salven in Sechsergruppen. Ich sag euch, mir hats die Tränen mit Macht in die Augen getrieben, Tränen der Scham, wie sie mich immer befällt, wenn ich mit den Hirnverwirrungen dieser Zeit konfrontiert werde, Tränen der Wut, weil die unterbelichteten Arschlöcher dieser Welt ja nicht sehr viel daraus gelernt haben.

Zuerst wars ein Kriegsgefangenenlager, in dem ungefähr 20000 Sowjetische Kriegsgefangene gestorben sind, denen die Nazis sämtliche von der Genfer Konvention auch von Deutschland garantierten Rechte aberkannt wurden. Sie mußten sich sogar Erdlöcher buddeln, eine Unterkunft gabs nicht. Essen gabs ein kleines Kastenbrot (in dem wohl mehr Säge- als Mehl vorhanden war), hart wie ein Backstein, für 7! Personen und Rübensuppe, die wohl auch fast nur aus Wasser bestand. Todesrate der sowjetischen Kriegsgefangnen in Deutschland für den 2. Weltkrieg: 57% – Westalliierte wurden besser behandelt, da starben „nur“ 3,5%. Ich hab kein Komma vergessen und keins hinzugefügt . . . Der Friedhof für die Kriegsgefangenen liegt einen Kilometer weit im Schießgebiet der Nato, es gibt einen beschilderten Weg dahin. Die Beschilderung besteht zu 90% aus Warnschildern: Sperrgebiet, Schießgebiet, Anfassen und Mitnehmen von Pi Pa Po strengstens verboten, Lebensgefahr . . . ach ja, und 2 bis drei Hinweisschilder auf den sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof, ohne Entfernungsangabe. Ich bin wohl ungefähr auf der Hälfte umgekehrt.

Ab 1943 dann ein „ziviles“ Konzentrationslager der SS. Mindestens 52000 Männer, Frauen und Kinder sind in diesem KZ umgekommen. Juden, Sinti und Roma, Polen, Ungarn, Schwule und was sonst noch für die Nazis als „unwertes Leben“ galt. Auch Anne Frank ist hier gestorben.

Die meisten Opfer gab es übrigens gegen Ende des Krieges, weil die Nazis aus anderen Konzentrationslagern, die befreit zu werden drohten, Gefangene hierher brachten, allein 35000 starben von Januar 1945 bis zur Befreiung am 16. April 1945. Die Briten fanden zigTausende unbestatteter Leichen im Lager, so viele, daß sie mit Bulldozern ins Massengrab geschoben werden mußten!
Von den 38000 Überlebenden in den 70 Baracken des KZs und den 15000 in den Unterkünften der Kaserne starben nochmal an die 13000 trotz sofort einsetzender medizinischer Versorgung der Alliierten in den folgenden Monaten durch die Folgen der Unterernährung, Krankheiten und Seuchen. Wegen der Seuchengefahr wurde das Lager auch abgebrannt.

Sicher, es war nicht der erste Genozid der Geschichte, auch in der Zeit davor haben die europäischen Mächte in ihren Kolonien und die Amis bei der Eroberung ihres Kontinents sich einen Teufel um die Menschenrechte gekümmert, aber der großindustrielle Maßstab, das bis ins kleinste durchorganisierte, dazu hat es wohl uns Deutsche gebraucht. Danach gabs Stalin, gabs Pol Pot, Vorfälle in Afrika und auf dem Balkan.

Und die Welt ist verdammich nicht viel klüger geworden. Immer noch gibts in unserem Land (und anderswo) jede Menge unterbelichter, großkotziger Arschlöcher (wer sich getroffen fühlt, mag mich verklagen), die Deutschland den Deutschen (oder vergleichbaren Unsinn) gröhlen, und noch mehr, die nicht ganz so weit rechts stehen, sich als die Mitte bezeichnen, und auf der Welle reiten, die die ersteren Deppen aufwerfen.

Unser Asylrecht, das gerade wegen unserer „tausendjähriger“ Geschichte ins Grundgesetz aufgenommen wurde, ist schon kein Feigenblatt mehr, das Blättchen ist von einem Buchsbaum gepflückt.

Manchmal kotzen mich die Menschen an, besonders wenn sie nur ihre eigenen kleinen und großen vermeintlichen „Interessen“ und ihr Brett vor dem Kopf im Blick haben. Manchmal würde ich gerne die alte Tradition des römischen Zirkus wieder einführen, allerdings nicht um Kriegsgefangene aufeinander zu hetzen – es sollten die mit blanken Waffen selbst gegeneinander antreten, die – in der Regel um des eigenen Vorteils – andere aufhetzen zur blutigen Gewalt. Die sollen die Sache unter sich ausmachen, bis keiner von den Egomanen mehr übrig ist!

Ich mach jetzt Schluß, ich hab mich in Rage geschrieben. Aber das war wirklich heftig heute!

Nur noch eines, eine persönliche Meinung, nichts, was ihr unbedingt teilen müßt. Ihr alle, die ihr in Gruppen mit einem Lehrer oder im Rahmen der politischen Bildung ein KZ besucht habt. Machts nochmal alleine. Man kann sich, denke ich, alleine gegenüber 70000 Toten nicht so drücken um die Betroffenheit. Und die Betroffenheit, die ist wichtig!

In der Mitte . . .

So siehts also in der Mitte der Heide aus, keine Heidi, keine Erika (doch, die kleine rotlila kriechende, die gabs schon), keine Schnucken, alle, alle hatten sich vor mir versteckt. Dafür gabs jede Menge und recht kräftigen Wind, Wetter wechselte innerhalb von Minuten, und sehr eindrucksvolle Wolkenbilder. Ist etwa schon Herbst? Ich hatte den Eindruck, daß der Sommer noch gar nicht richtig angefangen hatte ;‘-}

Was man in der Heide ja auch nicht gerade erwarten würde – hier hats stellenweise wirklich sehr schöne, große und  alte Bäume, die am Ende ihres Lebens ihre natürliche und langsame Verschmelzung mit ihrer Umgebung eingehen. Wunderschöne Alleen, wie in ‚vom Winde verweht‘  ;-} – ein bischen muß man da schon die Klischees bedienen . . .

Was es auch hat, sind viiieeele Touristen. Und da ich ja kein Tourist bin, sondern ein menschenscheuer Vagabund, hab ich mich nach der komplett verregneten Nacht wieder davongestohlen. Hab aber – ganz untypisch für Vagabunden – meine (Parkplatz-) Rechnung bezahlt. Hab schon immer gewußt, daß das mit dem Typischen nicht weit her ist, weder mit den Schnucken auf der Heide und auch nicht mit den Vagabunden . . . ;-}

Heide, nicht Heidi!

. . . nicht wie man sichs vorstellt - aber Lüneburger Heide . . .

Schafe kann ich zwar auf einem Hügel in einiger Entfernung sehen, aber ansonsten ist das hier ganz normal landwirtschaftlich genutzte Fläche mit Äckern und Wiesen, zwischendrin immer mal wieder ein Stückchen Wald. Nichtsdestotrotz gehört das schon offiziell zur Lüneburger Heide, und ist eine sehr schöne, weich gewellte Landschaft.

Außerdem habe ich gestern mal wieder in einem Sonnenuntergang geschwelgt, wie ich ihn gefühlt schon jahrelang nicht mehr erlebt habe. Muß mir doch öfters mal wieder einen Standplatz mit freier Sicht (und schöner Aus-Sicht) nach Westen suchen. In letzter Zeit (vor allem natürlich in den Stätden) hat mir das gefehlt, komischerweise hab ich das erst nachträglich so richtig germerkt, als ich es vor Augen hatte. Ich bin ein Sonnenuntergang-Junkie!!!

Heute werde ich mal sehen, ob ich in den Kernbereich der Heide komme, mit Wacholder und Schafen . . .