Wie war das nochmal mit dem frühen Vogel, der mich mal kann? Nun, gestern mangels Blogpflichten recht früh losgekommen bin ich schon kurz nach Mittag in Isle sur le Doubs angekommen, an meiner gewohnten Übernachtungsstelle an dem parallel zum Doubs verlaufenden Kanal. Erstmal ein zweites Frühstück, einen Tee, und dann überlegen. Weiterfahren? Gestern noch getönt, daß man sich ja in diesem schönen Frühjahrswetter etwas mehr Zeit lassen könnte, nicht nur durch die schönsten Landschaften hindurchrauschen. Also Aufbruch zu zu einer mittelkleinen Radtour entlang von Kanal und Fluß, als Ergebnis die Bilderchen in diesem Artikel.
le Doubs
Das schöne Wetter mit viel Sonnenschein ist leider auch schon wieder vorbei. Heute morgen grau und ausdauernder Nieselregen; nach Wetterbericht soll das wohl auch die nächsten zwei Tage so bleiben. Naja, das Paradies ist halt doch immer wieder anderswo 😉
Es ist soweit. Die lebenswichtigen mineralischen Schmierstoffe in den Innereien des alten Herrn Magirus sind alle gewechselt, beim Finanzamt habe ich um Erlaß der Notwendigkeit der Steuererklärung gebeten, was mangels Substanz der Einnahmen wohlwollend in Aussicht gestellt worden ist, und die Sonne geht über dem östlichen Horizont auf. Was sollte mich also daran hindern, die 120 Pferde des alten Herrn anzuschirren und langsam gen Süden zu ziehen?
Langsam deswegen, weil der ungewohnte Startzeitpunkt für diese Reise die Möglichkeit eröffnet, mich etwas länger an den schönen Orten aufzuhalten, die bei den eiligen Reisen im frühen Winter mangels Temperatur nicht zum Bleiben eingeladen haben. Wenn das Wetter mitspielt, kann man sich bei dieser Reise etwas mehr Zeit lassen. Das Frühjahr flieht schließlich nicht vor uns, es kommt uns entgegen.
Jedenfalls scharren die Pferdchen alle mit den Hufen, sind alte und neue Leser des Blogs eingeladen, nun wieder öfter vorbeizuschauen. Vielleicht lohnt es sich, schaumermal, dann sehmerscho, gelle! 🙂
Ein Spaziergang im heimatlichen Wald am Schönberg. Vor zwei Wochen war die Welt hier noch in Ordnung, kaum zu fassen, was innerhalb von 14 Tagen für ein Tohuwabohu angerichtet werden kann. Der Wald noch lichter als im Winter eh normal, Wege verschlammt, neue Fahrspuren durch den Wald gefräst, wo vorher Unterholz, Farn und Moos den Boden bedeckten. Überall liegen gestapelte, gefällte Stämme herum, außerdem große Haufen abgetrennter Äste und Zweige. Dazu gibt als Hintergrundgeräusch das Geballere des örtlichen Schützenvereins einen surrealistischen Geräuschteppich. Ein Gefühl von Fremdheit kommt auf.
Tohuwabohuch! II
Vor ungefähr einem Dutzend Jahren war das schon einmal so. Damals waren am Südhang viele der schönsten großen Buchen aus dem Wald gerissen worden. Erntereif, wie der Forstwirt das nennt. Auf einen Schlag verlor der Wald das, was ihn einzigartig und schön machte. Übrig blieb fast ununterscheidbares, junges ‚Gemüse‘, und (damals) jede Menge nicht verwertbares Holz in wildem Durcheinander. Das scheint jetzt wohl auch der geordneten Verwertung als Hackschnitzel für Heizanlagen aufgehäufelt zu werden.
Tohuwabohuch! III
Nun also der Nordhang. In banger Erwartung den gewohnten Weg entlang. Ob wohl die alte Buche auch dieser ökonomischen Verwertung des Waldes zum Opfer gefallen ist? Als ich vor fast acht Jahren erleben und photographieren konnte, wie dieser Baum aus einer grauen Nebelsuppe heraus plötzlich in sattem Grün in der Sonne aufleuchtete, hat sich eine Beziehung aufgebaut, und immer wieder habe ich ihn besucht und geschaut, ob es ihm noch gut geht. Mich geärgert, wenn Waldarbeiter ihm den wunderschönen, bemoosten Wurzelbereich zugeschüttet und einen Stapel geschlagener Stämme auf die Füße geworfen haben. Mir Sorgen gemacht, wenn sich da später eine großfleischige Sorte Pilze breit gemacht hatte. Wie geht es dir jetzt, alter Freund?
Tohuwabohuch! IVBuche im Vorfrühling
Diesmal ist er noch davongekommen. Erleichterung, meine zwei liebsten alten Buchen sind ~ dieses Mal ~ noch nicht dem ökonomischen Kalkül zum Opfer gefallen. Nicht das erste Mal überlege ich, ob man einen einzelnen Baum, der einem besonders am Herzen liegt, kaufen und so vor der Säge bewahren könnte . . .
Buche nach Nebel im Sonnenlicht
Das wahrscheinlich nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit, einen ganzen Wald vor der Säge zu schützen und für zumindest die nächsten fünfzig Jahre als Buchen’Ur’Wald zu bewahren. Nicht alleine, aber als Teilhaber, sozusagen. Der Förster Peter Wohlleben hat ein Projekt mit forestfinance.de aufgezogen, in dem man für € 9,99 oder € 99.- oder auch mehr Teilhaber eines naturnahen alten Buchenwaldes werden kann. Nicht um irgendwann sein Geld samt Rendite zurückzubekommen, sondern um diesem Wald die Chance zu geben, zu leben, sich zu entwickeln und jedem Baum sein natürliche Lebensfrist auskosten zu lassen. Eine schöne Sache, das!
ist da die Zeit zerbrochen ~ oder doch nur die Uhr? 🙂
Wo ist bloß die Zeit hingeraten? Mehr als drei Monate auf einem regulären Wohnmobilstellplatz. Jahre ist das her, daß ich mich so lange an einem Ort aufgehalten habe, festgenagelt war. Alles in Allem war es aber nicht gar so schlimm, die meiste Zeit war nicht gar so viel los, der Jahreszeit sei Dank! Aber der alte Kumpel, der Rabe, mahnt an, daß es wieder mal Zeit wird für die weniger sesshafte Lebensweise, für die Chancen, daß jeder Tag ein Tag ins Unbekannte wird, wo man nie so recht weiß, was passiert.
der alte Kumpel, der Rabe
Eine Umstellung, die gar nicht so leicht ist. Denn auch das Leben als Vagabund, oder, wie eine gute Freundin es lieber hört, Reisender, hat seine eigenen Routinen, die sich von denen der Sesshaftigkeit unterscheiden. Man sollte zum Bleistift daran denken, für den grünen Tee mit Ingwer und auch für den puren Trinkgenuss genügend Wasser in einem separaten Behälter mitzunehmen, denn das Wasser im Tank ist geschmacklich doch etwas zweifelhaft. Auch wie man die Sächelchen zur Fahrt sicher verstaut, ist fast in Vergessenheit geraten 🙁
die neue Plakette der Freiheit 🙂
Aber nun ist es wieder so weit, seit letzem Freitag prangt am Hintern des alten Herrn Magirus die neue Plakette der Freiheit, und wie immer habe ich mir einen zu dicken Kopf gemacht. Die Prüfung lief, zwar mit dem üblichen Nevenkitzel, letzlich aber problemlos ab. Nun kehrt Ruhe ein . . .
. . . es könnte einem der Himmel auf den Kopf fallen . . .
Und so habe ich mich für ein paar Tage Urlaub zum Rhein begeben, erlöst aus der Welt der Comfort- und Premium-Liner, von der Gesellschaft derer, die beim Sonnen einen Helm tragen, weil ihnen ja der Himmel auf den Kopf fallen könnte 🙂 Auf geht’s, das ist nicht das Ende, das ist der Anfang des Regenbogens, den ich hier gestern gesehen habe. Und im Moment eitel Sonnenschein, da freut einen das Leben . . .
ein bunter Morgenhimmel ist keine Garantie für einen sonnigen Tag 🙁
Ich weiß, ich weiß ~ die wenigen, die regelmäßig diese Seite besuchen, enttäusche ich in diesem Winter sehr. Aber da ich meine Zeit festgenagelt auf einem Wohnmobilstellplatz verbringe, gibt es halt auch wenig zu berichten. Oder wollt ihr eine wechselnde Dokumentation von diversen Plastikos bewundern? Ich bin ja schon froh genug, daß ich bei dem poppig bunten Morgenhimmel von gestern all die Womos in den Schatten am unteren Bildrand oder sogar darunter rutschen lassen konnte 🙂
Leider war das rotgoldene Leuchten am westlichen Himmel keine Garantie auf einen sonnigen Tag, im Gegenteil, es regnete von früh bis spät, und auch heute wieder. Da bleibt nichts weiter übrig als den Tag ruhig anzugehen, Kollege HaiTzung hebt die Temperaturen in den kuschligen Bereich und die Lebenserinnerungen von Marcel Reich-Ranicki sorgen für intellektuellen Input. Und ein kleines Artikelchen mit zwei Bilderchen (der Eisvogel ein Schnappschuß-Ausschnitt mit dem großen Telezoom schon vom vergangenen Monat) für den von mir selbst so sehr vermißten intellektuellen Output.
Seid geduldig, irgendwann demnächst bin ich wieder unterwegs, dann gibt es neues Futter. Habt Dank!
* Inversion ~ Blick von oben über das Meer der Nebelsuppe *
Ein seeehhhr notwendiger Urlaubstag aus der dicken depressionsfördenden Nebelsuppe in Freiburg, wo der alte Herrr Magirus immer noch wegen demontierten Starterbatterien festhängt. Das Leben an sich und die Bastelei ist halt meistens komplizierter als geplant. Während unten die Temperaturen allenfalls knapp über dem Gefrierpunkt bleiben und damit Farbe und die Klebe- und Dichtungsmasse Tage anstatt Stunden brauchen, um halbwegs auszuhärten, gab es oben auf dem Kandel Sonnenschein und mehr als acht Grad im vermeidbarem Schatten. Eine Wohltat 🙂
Rechts im wieder einmal durch Klick vergrößerbaren Photo lugen die zwei Gipfel des Kaiserstuhls gerade mal so eben aus dem Nebel, links im Bild genauso hinter den Windrotoren auf dem Roßkopf zwei Zipfel des Schönbergs. Freiburg und die gesamte Rheinebene bis zu den Vogesen im Hintergrund ein Meer aus Nebel . . .
Und jetzt wieder aufgerafft zu den Arbeiten am alten Herrn!
Fast ein Monat ohne einen neuen Beitrag im Blog ~ da laufen einem ja alle Leser davon 🙁
Allerdings ist das eine Lücke nicht ohne Grund: Arbeitsame Zeiten sind angebrochen. Zur Verlängerung des Lebens des alten Herrn Magirus wurde diesem im wahrsten, will heißen im chirurgischem Sinne der Arsch aufgerissen. Nach 43 Lebensjahren zeigen die Bodennahen Vierkantrohre, aus denen die Karosserie aufgebaut ist, Materialverluste durch Rost und müssen ausgetauscht werden, nebenbei entsteht im alten hinteren Türeinstieg, der schon lange nicht mehr benutzt wird, weil darüber das breite Bett des Herrn Gutmann liegt, ein von außen zugänglicher zusätzlicher Stauraum ~ von dem kann man nie genug haben!
In der Vorbereitung lief nicht alles rund. Der bestellte Stahl kam mit einer Woche Verspätung an, weil der Fahrer von GLS der deutschen Sprache nicht mächtig genug war, um mit dem Begriff Wohnmobil bzw Wohnmobilstellplatz irgendetwas anfangen zu können. Bis das geklärt war, wurden die Stahlstangen immer wieder hin- und hergefahren, zwischendurch eingelagert. Ich mußte eimal hilflos zusehen, wie sich das Zulieferfahrzeug entfernte, ein anderes Mal konnte man auf den Aufnahmen der Überwachungskamera des Stellplatzes sehen, wie der Fahrer auf dem Parkplatz gegenüber versuchte, die Lieferung loszuwerden. Ein hoffnungsloser Fall und Beweis dafür, wie wichtig Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache bei der Arbeit sind.
Als der Stahl dann endlich da war, sorgte das neue Schweißgerät für eine weitere Woche Leerlauf. Der Netzschalter leuchtete auf, ansonsten tat sich nichts. An sich kein Problem, nach dem Wochenende reklamiert und ein Ersatzgerät wurde auf den Weg gebracht. Dann konnte ich über die segensreiche Einrichtung des Pakettrackings verfolgen, daß auch DHL mit der Adresse des Wohnmobilstellplatzes ein Problem hatte, da der keine Hausnummer hat. Geschlagene drei Tage zirkulierte das Paket im Zielpaketzentrum, bevor es an den Zusteller weitergegeben wurde, für den die Adresse kein Problem darstellt. Hier ist der Trick, um die Software im Paketzentrum zu überlisten, eine nicht vorhandene Haunummer einzutragen (30) Arrrrghhh!
Nun denn, jedenfalls geht es jetzt voran, wenn auch langsam . . . das Ersatzschweißgerät tut auch nicht immer, wie es soll, und manchmal auch tut. Noch ist es nicht ganz raus, ob das ein intermittierender Defekt ist oder der Fehler des Herrn Gutmann, der schließlich in den letzten Jahren ein wenig aus der Übung gekommen ist. Jeden Tag wird gearbeitet, bis die Dunkelheit viel zu früh hereinbricht, dann aufgeräumt, den guten Mann gesäubert und neu eingekleidet, eine warme Mahlzeit bereitet und gegessen, dann ist der Tag auch schon wieder rum. Sooo vergeht die Zeit . . .