Es darf kein Äußerstes geben, zu dem wir nicht entschlossen wären, und keine Lauer, auf der wir nicht lägen.>
Heinz Erhard (Das Neueste von Heinz Erhard, 1976 Fackelträger Verlag)
Heutzutage würde man Heinz Erhard auf Neudeutsch als Comedian bezeichnen, aber er hatte auch satirische Momente, wie das Zitat beweist. Die Frage ist dabei weniger, was Satire darf, sondern dass die Politik die Satire von vor bald 50 Jahren immer wieder neu beweist . . . siehe Ukraine, Israel, Stationierung von Waffen ohne Debatten, und wie unsere Qualitätsmedien damit umgehen!
Nun ist also der alte Herr Magirus verkauft und hat eine neue Heimat gefunden, ist jetzt zu Hause im Münsterland. Eine neue Phase beginnt, der ehemalige Traveller frönt nun den Vor- und Nachteilen der Sesshaftigkeit. Was nicht unbedingt bedeutet, dass keine Reisen mehr stattfinden werden, aber das Leben an sich wird also in gefestigteren, nicht ganz so mobilen Gewohnheiten und Bahnen laufen. Ich werde mich hoffentlich in Zukunft wieder mehr mit der alten Leidenschaft der Photographie beschäftigen können, für die ich jetzt vielleicht mehr Zeit und Muße aufbringen kann. Und auch mit Hilfe von Worten, sprich Text, die Welt und meinen Standort in ihr zu erforschen und zu analysieren.
Ich hoffe, der eine oder andere wird die Gelegenheit nutzen, diese Versuche, im Sinne des Wortes Essay zu verfolgen. Bleibt gespannt! Ich bin es auch 😉
Vor einer Woche ist der alte Herr Magirus 50 Jahre alt geworden, eine gute Gelegenheit, dass der alte Herr Gutmann ein wenig resümiert und sich bei ihm für die mehr als 15 Jahre eines guten und erlebnisreichen Lebens bedankt, die wir als Team erleben durften. Winter wärmer in Spanien und Portugal, bummeln durch Frankreich, Belgien, Luxenbourg, ganz Deutschland, Österreich und Italien, überall da, wo es uns interessant erschien. Viel davon lässt sich in diesem Blog nachlesen, seit 2011. Eine gute Gelegenheit auch, den Übergang in eine neue Lebensphase kundzutun: der alte Herr Gutmann wird (wieder) sesshaft, Reisen wird es zwar hoffentlich weiter geben, aber auf einer anderen Basis. Mann wird von einer festen Adresse ausschwärmen, mit dem Rad oder zu Fuß wie in alten Zeiten, oder vielleicht die Leidenschaft der Flußtouren mit einem Kanu weiter verfolgen . . .
Und der alte Herr Magirus sucht einen anderen Besitzer mit technischem Verständnis und der Bereitschaft, immer wieder ein gerüttelt Maß an Arbeit und ein paar Penunzen für den Guten bereitzustellen, auf dass er noch etliche Jahre Landschaften auf Asphalt und auch ohne Asphalt erobern kann! Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass ein solches Projekt nicht nur eitel Sonnenschein bedeutet, nicht nur lässig relaxtes Leben garantiert. Immer wieder gibt es (und nicht nur im Wetter!) Überraschungen, auf die man sich flexibel einstellen und einlassen muß. Aber wie heißt es so schön in einem alten französischen Chanson? Non, rien de rien, non, je ne regrette rien! Es gibt nichts zu bedauern, es waren die besten Zeiten meines Lebens!
Hier für die Interessenten ein paar technische Angaben:
Marke: Klöckner Humbold Deutz
Typ: Magirus 120/R80
Erstzulassung: 10.9.1973
Kilometerstand: 380130
Selbstverständlich Oldtimer-Zulassung und H-Kennzeichen (spart € 500.-/Jahr)
Zulasssung: SoKFZ Wohnmobil
nächster fälliger TÜV: Februar 2024
Länge 7,58m, Breite 2,30m, Höhe 3,00m
Anhängerkupplung
Abgelastet auf 7,49t (Original 8,3t, real ca 7t)
Benötigt wird also der alte Schein Klasse 3, schimpft sich heutzutage C1
Motor: 6-Zylinder Reihendiesel Deutz luftgekühlt, Hubraum 5655 cm³, 120PS (88kW) bei 2800 1/min
Verbrauch im Schnitt über 15 Jahre: 17,31l (schwankt nach Fahrweise und Jahreszeit, auf Strecke im Sommer teils unter 15l, Kurzstrecke im Winter auch mal 20l)
Bedingt fahrbereit ~ aus dem Getriebe tropft Öl auf die Kupplung, die rutscht unter Last durch 🙁 ~ das muss gemacht werden!
Ansonsten ist der Wagen für seine 50 Jahre in vergleichsweise gutem Zustand. In den ersten Jahren wurde der Kofferraumboden komplett erneuert, alle vier Karosserieecken wurden geschweißt, vorne quasineue Bremstrommeln und Beläge, ausgefallene Aggregate wurden erneuert. Motor ist nach 380 000 Km noch gut für ein paar Hunderttausend mehr, Tauschmotoren und Teile sind problemlos erhältlich. Getriebe wie erwähnt aktionsbedürftig. Die Karosserie ist noch immer besser als die meisten, die ich auf der Suche vor 15 Jahren gesehen habe, u.U. Kandidat für eine Komplettrestaurierung. Der Innenraum ist nach 15 Jahren intensivem Leben natürlich renovierungsbedürftig, aber auch um einiges besser als beim Kauf. Dass ich jedes Jahr kräftig Arbeit in den alten Herrn investiert habe, hat sich gelohnt.
Der Herbst ist nicht der schlechteste Zeitpunkt, um über den Winter das Fahrzeug für die Reise fit zu machen und auf die eigenen Bedürfnisse einzurichten.
Ich bin bereit, die Stafette weiterzugeben ~ in gute Hände!
Achja, und noch ein Motto zum Schluss: es ist immer gut, gelebt zu haben, bevor man stirbt! 🙂
Meine Preisvorstellung: 12 800 €uro VHB
Zu besichtigen und abzuholen im Raum Müllheim/Baden
Bei den Recherchen zu meinem Artikel über das Hundertwasseer-Haus in Wien waren mir auch die Wikipedia-Artikel über den Kuchlbauer-Turm und die Seiten der Kuchlbauer-Brauerei zum Turm und dem 2014 erbauten KunstHausAbensberg aufgefallen und hatte mir fest vorgenommen, auf dem Rückweg über Abensberg zu fahren, um mir diese Bauten anzuschauen, deren Realisierung (Turm 2010, Kunsthaus 2014) Hundertwasser nicht mehr erleben konnte (er starb 2000).
Das 1999 von Hundertwasser gezeichnete Konzept für den BierKunstTurm konnte wegen Bedenken der Denkmalschutzämter so nicht realisiert werden. Sein langjähriger Freund und Architekt Peter Pelikan plante sowohl den von 70 auf gut 34 Meter verkleinerten Turm als auch den Umbau der Talervilla neben dem Brauereigebäude zum KunstHaus im Einklang mit Hundertwassers Schaffen. Sogar die Mauer um den Gebäudekomplex ist nach Hundertwasser geformt, die Ketten aus runden Verzierungen bestehen in der Regel aus (Bier-)Flaschenböden.
Leider war ich für das Freibierangebot der Kuchlbauer-Brauerei am Samstag vor dem Gillamos (wie immer!) zu spät dran, konnte aber nach dem Gillamoos im Biergarten unter dem Turm eine Spezialität des Hauses trinken. Kuchlbauer hat sich auf Weissbier spezialisiert (was wir Nicht-Bayern Weizenbier nennen), die deftigste Variante ist das Aloysius (Dunkler Hefeweissbier-Bock) mit 7,2 Oktan und 16,5 °P Stammwürze. Kräfiges Aroma, wie ich es liebe, mit einem Hauch von Banane im Abgang 😉
Nun hoffe ich, daß ihr beim Betrachten der Bilder des KunstHauses nicht davon ausgeht, dass dessen Aussehen von meinem besoffenem Zustand herrührt. Das KunstHaus ist dem Schaffen von Hundertwasser gewidmet und bietet den Anblick von etlichen Originalgrafiken und eine Dokumentation seiner Architekturprojekte. Der Turm widmet sich dem bayrischen Weissbier. Beide Gebäude sind zu besichtigen, Tickets am besten vorbestellen!
Wenn ich mir die Artikel dieser Reise anschaue, habe ich den Eindruck, dass sie fast nur das Thema Kunst und Architektur zum Thema hatte. Sei es drum, denn, wie das Motto von Hundertwasser hoffentlich nicht nur mir sagt: Schönheit kann die Welt retten!