Ein Bild, ein Tag ~ die Aktion, an die fünfzig Einsatzfahrzeuge, vorwiegend Feuerwehr, aber auch Rettungswagen des roten Kreuzes, von ihrem Lager auf die Bühne zu fahren, eine große, frisch gemähte Wiese, die Photomodelle schön ordentlich und attraktiv zu drapieren, um sie dann aus dem Korb einer Drehleiter herab abzulichten, danach alle Fahrzeuge wieder zurück in ihre überdachte Unterkunft. Das Ganze in gleißender Sonne an einem wolkenlosen Himmel, bei Temperaturen von 35° C im nicht vorhandenen Schatten, die Führerhäuser allesamt zum Solarbackofen aufgeheizt. Und trotzdem hatten alle freiwilligen Helfer einen riesigen Spaß dabei, sich den Kindheitstraum aller Jungs erfüllen zu können, einmal Feuerwehrauto zu fahren 🙂 Und dieserjenige Photograph, den größten Teil der Fahrzeugpalette von SoKFZ-Reuss aus der erhöhten Perspektive des Korbes der großen Drehleiter zu photographieren . . .
Spaziergang, neue Version
Spaziergang, diesmal mit der ‚richtigen‘ Kamera. Das Handy ist eben doch nur eine Behelfslösung, wenn man zu faul ist . . .
Abendspaziergang
Das Kreuz mit dem Kreuz
Ein Tip von einer Freundin (Danke, Christiane!) und allemal einen Besuch wert: die Wallfahrtskirche Gschnaidt, beziehungsweise die dazugehörigen Felder mit den provisiorischen Holzkreuzen, die auf jedem Friedhof aufgestellt werden, bis dann der obligatorische Grabstein gesetzt wird. Wohin dann damit? Auf den Müll? Oder mit nach Hause nehmen? Da sträuben sich so manchem die Haare.
Mitte der achziger Jahre des vorigen Jahrhunderts muß einem verzweifelten Menschen die Idee gekommen sein, das arbeitslos gewordene Holzkreuz seines verlorenen Anverwandten bei der Wallfahrtskirche Gschnaidt zur letzten Ruhe aufzustellen. Sozusagen als zweiten Ort der Erinnerung. Vielleicht hat der Verstorbene sich selbst gerne da aufgehalten, wer weiß?
Jedenfalls ist es nicht bei dem einen Kreuz geblieben. Wo ein Kreuz steht, kann man/frau ja auch noch eines dazustellen, und noch eines, und noch eines. Die Idee hat so vielen Menschen so gut gefallen, daß inzwischen um die zweitausend Kreuze den Platz um die Kirche zu einem Erlebnis machen, das kaum einen Menschen emotional unberührt läßt, auf die eine oder andere Art. Von Irritation bis Gruseln oder auch Frieden reichen die Gefühle.
Die ehemalige Messnerin Maria Zaha, die sich jahrelang um die Kreuze gekümmert hat, sich aber letztes Jahr vierundachzigjährig in den verdienten Ruhestand begeben hat, bat darum, keine Kreuze mehr aufzustellen, weil ihr die Arbeit zu viel würde, und auch die Entsorgung der vermodernden Kreuze als Sondermüll, da lackiert, zu aufwändig wäre ~ die Bitte wurde nicht erhört. Immer wieder stehen neue Kreuze auf dem Gelände . . .
Für mich selbst war der Besuch von Gschnaidt ein Anlaß, über Tod, Sterben, die Endlichkeit des individuellen Seins nachzudenken. Und wie Mensch, wie Gesellschaft damit umgeht. Wie die institutionellen christlichen Religionen damit umgehen. Und mit dem, was davor liegt, dem Leben.
Damals, als ich im Übergang von der Kindheit zur Welt der Erwachsenen das selbständige Denken erlernt habe, da war Jesus ‚in‘, wie man so sagt. Jesus Christ Superstar, man!!! Das Zeitalter des Wassermanns war angekündigt, sollte die Welt mit Liebe überfluten, und alles würde gut! Love, Peace and Understanding! So ganz hat das nicht einmal auf dem Woodstock-Festival geklappt, das sich demnächst zum 50ten mal jährt. Aber das Marketing für Film und Musikalben war jedenfalls phänomenal und hat das Festival zur Legende gemacht. Daß es auch da schon Einzelfälle von sexueller Belästigung bis zur Vergewaltigung gab, ließ man dafür mal eben unter den Tisch fallen.
Zurück zum Thema. In einem Roman von James A. Michener, Titel im Original ‚The Drifters‘, im Deutschen wieder einmal verballhornt zu ‚Die Kinder von Torremolinos‘, gab es zu der angesagten schönen neuen Welt (des Wassermanns), die die Jugend erschaffen wollte, einen Kommentar eines der älteren Protagonisten ~ frei aus dem Gedächtnis zitiert: ‚Eine neue Welt habt ihr erst erschaffen, wenn ihr neue Wege gefunden habt, eure Toten zu bestatten.‘ Allerdings hat sich da noch nicht allzuviel getan, genauso, wie das Zeitalter von Liebe, Frieden und Verständnis noch immer auf sich warten läßt.
Was geblieben ist, ist das Kreuz. Und da fängt für mich schon die Schwierigkeit an, die Irritation. Was soll ich bloß von einer Religion halten, die sich als Symbol, als Logo sozusagen, ein Folterwerkzeug ausgesucht hat, Folter bis zum Tode? Die sich die Religion der Liebe nennt, deren körperliches Ausleben aber immer noch mit Sanktionen belegt, wenn sie nicht in genau der vom großen Papa vorgeschriebenen Weise stattfindet? In der Ehe, aber um Gottes Willen nicht mit Verhüterli? Ehe, aber nur zwischen Mann und Frau? Und nur diesem einen Mann und dieser einen Frau? Und wenn die sich endgültig auseinander gelebt haben, gilt jede andere Liebe als Ehebruch, als Verstoß gegen das heilige Sakrament der Ehe, die nur Gott selbst persönlich aufheben kann? Und wenn die Priester dieser Religion sich an Kindern vergreifen, dann wird vertuscht, was das Zeug hält? Und die eine Hälfte der Menschheit in dieser Religion, oder ich sag jetzt mal Kirche, nur in untergeordneter Funktion tätig werden darf, weil unfähig, direkt mit Gott, dem Allmächtigen, in Kontakt zu treten?
Allmächtiger! Wenn man der Schrift folgen kann, haben die Jünger dieser Religion den expliziten Auftrag, die frohe! Botschaft zu verkünden. Christ (= der Gekreuzigte!) ist auferstanden? Davon ist allerdings in der Praxis recht wenig zu merken. Sogar die Engel schauen allenfalls pflichtsbewußt, öfter aber streng im vollen Bewußtsein des göttlichen Auftrags und der darin implizierten Macht. Maria, die ‚Mutter Gottes‘, irgendwo zwischen verlegen ob der beschränkten Rolle, die ihr in dieser Religion zugestanden wird, manchmal schon eher in Richtung grenzdebil. Und INRI läßt sich hängen . . .
Böse ist er heute wieder, der Gutmann! Allerdings mehr aus Verzweiflung über die Verwirrspiele dieser Kirche. Allmächtiger! Wenn es in dieser Kirche um etwas anderes ginge als um Macht, darum, das dumme Fußvolk nach der Pfeife der Mächtigen tanzen zu lassen. Aber diese Kirche(n) sind viel zu sehr im alten Testament verhaftet, im Testament des zornigen, rachsüchtigen, kontrollierenden und strafenden Gottes, anstatt an dem der Liebe. Da bleibt die Freude am Leben, da bleibt Lebensfreude auf der Strecke . . .
Übrig und letztlich unbefriedigt bleiben menschliche, allzu menschliche Bedürfnisse. Sinn-stiftende Erklärungen für alle Unwägbarkeiten, mit denen Mensch in das Leben geworfen ist ~ und da wieder herausgerissen wird. Ein Leben, das als Individuum endlich ist, das aber über Liebe, Liebe zum Mitmenschen, Liebe zum Partner, Geburt, Liebe zum Kind, über individuelle Grenzen, über den Tod hinaus perpetuiert wird, von Generetion zu Generation. Auf Hilfe, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben fällt. Es sollte möglich sein, in Freude zu leben, auch im Angesicht der Endlichkeit des persönlichen Lebens. Es sollte möglich sein, Lebensfreude (und dazu gehört auch Sinnesfreude!) und die Vermittlung von Lebensfreude als (göttlichen?) Auftrag, Kern und Sinn dieses Lebens zu begreifen.
Ob diese Kiche(n) in der heutigen Zeit noch diesem Auftrag gerecht werden können, ob sie dem jemals gerecht geworden sind, das mag ich aber bezweifeln. Dazu müßte Kirche von der Macht lassen, vom eingebildeten Selbstverständnis, im Besitz der einzig seelig machenden Wahrheit zu sein, nach der sich alle anderen gefälligst zu richten haben. Und von den Insignien der Macht, also auch vonm materiellen Reichtum. Aber vielleicht kommt das Zeitalter des Wassermanns ja doch noch, mit ein wenig Verspätung . . .