Die Gorges du Chassezac . . . der langjährige treue Leser erinnert sich vielleicht an diesen Namen. Im Silvester 2011 und im darauffolgenden November 2012 hatte ich schon einmal Panoramen der Schlucht in den Blog gesetzt. Trotzdem sind es jetzt ganz andere Bilder, denn die Location von damals und die von heute liegen wohl um die 35 Kilometer auseinander. Diesmal waren auch keine waghalsigen Klettereien auf Felsnasen nötig, denn hier gibt es einen gut gesicherten Aussichtpunkt über dem Knie des Chassezac. Wobei ich zugeben muß, daß ich, um das vor dem Geländer aufgebaute Stativ auszurichten, will heißen, einen flachen Stein unter das nach außen gerichtete Bein zu klemmen, mich mal eben auf die ‚falsche‘ Seite der Sicherung begeben mußte. Ein Krux mit der Panoramaphotographiererei ist nämlich, daß das Rack exakt waagerecht ausgerichtet sein sollte. Naja 🙂
Während ich mich oben um präziese Ausrichtung und punktgenaue Ablichtung bemüht habe, konnte ich eine Gruppe junger Leutchen beobachten, die in mehreren kleinen Bussen auf dem Parkplatz angekommen war, während ich den gestrigen Artikel in Arbeit hatte. Da hatten sie sich in Montur geworfen, Neoprenanzüge übergezogen, die um den Steiß herum verstärkt waren (lacht nicht, einmal auf den Steiß gefallen und gebrochen, heilt der nicht sehr gut ~ wie sollte man den schienen oder gipsen?), Gurte angelegt, blaue Helme (Kopf heilt noch schlechter, die Führung hatte gelbe) wurden verteilt, Seile aufgerollt und verpackt, dann waren sie losgelaufen. Jetzt waren sie da unten und kämpften sich den Chassezac abwärts durch die Schlucht. Am Wasserfall abgeseilt, an der Engstelle am Seil die fast senkrechte Felswand entlang, durchs offene Wasser geschwommen . . . tapfer, tapfer, die Jungs und Mädels!
Die Bilder davon sind mit dem 210mm Telzoom aufgenommen und nochmal herausvergrößert, ich schätze mal, das ist so ungefähr 25-fache Vergrößerung.
Und weil die Schlucht halt nun einmal gerade da war, bevor sie wegläuft also, habe ich es mir nach einer kleinen Radtour gegen Abend doch nicht verkneifen können, da hinunterzusteigen, um selbst einen Eindruck zu bekommen, wie es da aussieht. Die Pfade sind farbig markiert und nummeriert, ich bin den lilafarbigen (für den Pabst? für ältere Fräuleins?) mit der Nr7 hinuntergestiegen. Das war zumindest anfangs so schwierig nicht, nur war der Weg durch loses Geröll etwas unbequem. Je weiter nach unten es ging, desto steiler ging es aber bergab, desto schmaler wurde der Pfad. Unten, knapp über dem Fluß, mußte ich dann tatsächlich kurz nachdenken, ob ich da wirklich hinunter sollte. Eine recht steil abwärts führende Felsplatte, größtenteils feucht und glitschig von Wasser, das sich seinen Weg in den Fluß suchen wollte. Runter ja, aber wie wieder hinauf? Kaum was zu festhalten, mhhh?!? Aber wie neulich gesagt, meine Urururgroßmama war schließlich Gemse, und so kann ich euch tatsächlich ein paar Impressionen von der Basis der Gorges präsentieren. Und ja, ich bin wieder hinaufgekommen 🙂
Der Aufstieg war dann wieder schweißtreibend, was mich daran erinnert, daß ich wieder einmal einen Waschsalon heimsuchen müßte, sonst muß ich bald nackig laufen 🙁 Aber so ist das, etwas ab von der Zivilisation, in den Bergen, sind die Möglichkeiten leicht eingeschränkt. Diverse Warnschilder ermahnen übrigens die abenteuerlustigen Besucher, daß das Canyoning im Chassezac einiges an Kondition erfordert und nicht ungefährlich ist. Man sollte nur mit entsprechender Ausrüstung losziehen (Neopren, Helm, ect) und die Telefonnummern der Rettungsdienste im Kopf oder im Handy haben. Recht haben sie, nur mit dem Handyempfang unten in der Schlucht, da sieht es an den meisten Stellen wohl ziemlich mau aus . . .
Zum Schluß gibt es nochmal ein Panorama von oben. Das Problem ist, daß je nach Tageszeit (und Wetter sowieso) nie die ganze Schlucht im Licht der Sonne liegt. Gestern am Nachmittag war der Teil rechts unter dem Knie im Schlagschatten der Felsen darüber, heute morgen bei Starkwind und schnell treibenden Wolken, die Schattenflecken über die Landschaft gleiten ließen, war die beste Gelegenheit, eine bedeckte Phase abzuwarten, um die Gorges in halbwegs gleichmäßigen Licht zu haben. Klickt für die Vergrößerung!