der erste der Saison!
Der erste Sonnenaufgang über dem Meer in dieser Saison. Entgegen dem Eindruck an einem Wolkenlosen Himmel. Denn während in den Bergen die Sonne oft wie angeknipst über einem Bergrücken erscheint, läßt der Dunst über dem Meer die Sonne in Rot und Gold aufglühen. Sobald sie sich dann vom Horizont gelöst hat, kann die Himmelskuppel glasklar sein.
Diese Perspektive kann dem langjährigen Leser des Blogs bekannt vorkommen. Blick nach Süden, der Küstenlinie entlang bis zu den Pyrenäen in der Ferne. Angekommen an meinem Lieblingsrastplatz in Gruissan Plage.
die Seelen und die Ewigkeit
Es mag daran liegen, daß ich gerade mal wieder Umberto Ecos ‚Name der Rose‘ lese, daß mir ständig Madonnen und Engel über den Weg laufen (Reisezeit ist literaturmäßig Wiederholungszeit). Auch auf diesem Friedhof im Languedoc (wo man einst das Oc sprach, die Zunge des Occidents), auf dem alte, vergessene Gräber abgeräumt werden, um Platz für neue Verstorbene zu schaffen, findet sich in einem der verfallenden Grabhäuschen, wie sie sich die wohlhabenderen Bürger leisten, in einer Ecke hinter der Eingangstür abgestellt, eine Madonnenstatue mit verklärt leidendem Blick, von der man, und sie selbst am wenigsten, weiß, was mit ihr geschehen wird . . .
Das verklärt Leidende, oder anders, die Verklärung des Leidens, von Schuld und Sünde, zieht sich durch die ganze christliche Religion. „Penitenziagite“, tut Buße, das riefen ketzerische Fratizellen im Mittelalter, „denn die Zeit ist nahe . . . “ Gemeint war die Zeit des jüngsten Gerichts, wo die Guten in den Himmel kommen und die Bösen (oder auch nur weniger Guten) in der Hölle brennen sollten.
Wenn sie wüßten, wieviel Zeit seither vergangen ist und wie sich die Welt gewandelt hat ~ und doch gleich geblieben ist. Genau so penetrant wie damals der verklärt leidende Blick wird dem Menschen heute das Bild des verklärt gutgelaunten, dümmlich grinsenden Verbrauchers in den Prospekten unserer Konsumtempel um die Ohren geschlagen. Konsumiert, und ihr werdet glücklich sein!
Damals war die Religion das Werkzeug, um die Herrschaftsstrukturen zu stabilisieren, um die Rechte und Privilegien der oberen Hierarchiestufen im weltlichen und im kirchlichen Bereich aufrecht zu erhalten. Wir nun leben in einer Welt, in dem die Arbeit im ‚Schweiße des Angesichts‘ nicht mehr so wichtig ist, da in vielen Bereichen Arbeit von Maschinen erledigt wird, oder weit weg in Pakistan oder China, wo wir die miserablen Arbeitsbedingungen und die Umweltsverschmutzung nicht so genau mitbekommen. Wichtig bleibt in jedem Fall, daß Mensch konsumiert, damit der Kreislauf des Geldes sich weiter dreht, zum Wohle der Wenigen. Wachstum, Wachstum über alles, über alles auf der Welt! Hat sich wirklich so viel geändert?
Die Zeit jedenfalls, sie vergeht, ungerührt. Nicht nur für die Lebenden, auch für die Toten, und für die Dinge, die mit dem Umgang des Menschen mit seiner Sterblichkeit zu tun haben. Nicht nur das Leben, auch das Tot-Sein hat ein materielles Ende, wenn denn die Pacht für das Grab nicht mehr bezahlt wird. Und auch an den Dingen, die wir um das Tot-Sein herum arrangieren, nagt, wie man so schön bildlich sagt, der Zahn der Zeit.
Und Marie Jeanne, die nun vor fast einhundert Jahren gestorben ist, im Alter von elfeinhalb Jahren . . . ihr Grab ist abgeräumt, die emaillierte Herz-Plakette, die an sie erinnern sollte, lag in einem Eimer, bereit zur Beseitigung. Nicht mehr lange, und niemand wird sich mehr an sie erinnern.
symphatische Begegnung unterwegs . . .
Flugboote über dem Lac du Salagou
Während ich am Lac du Salagou ein wenig abhänge und die Sonne genieße, tauchen über dem See im Tiefflug zwei Flugboote der Sécurité civile auf, die eine Weile ihre Kreise ziehen. Recherchen im Internet ergeben, daß es sich um zwei der insgesamt zwölf Canadair CL-415 handelt, die zur Waldbrandbekämpfung als Wasserbomber eingesetzt werden. Auf dem See zur Wasseraufnahme gelandet sind sie leider nicht, das hätte ich zu gern gesehen! Aber besser, wenn der Wald nicht brennt, gelle! 🙂
das Paradies ~ Vallée de Buèges
Ein paar Impressionen aus dem Vallée de la Buèges
die Bytes und die Kosten . . .
Nun also los, mache ich mich an die unangenehme Aufgabe, den Frust über die logistischen Seiten des Internets loszuwerden, die mir in letzter Zeit die Lust an der Bloggerei etwas verleidet haben. Und wie das oft so ist, muß ich dazu etwas weiter ausholen . . .
Wie der treue Leser schon mitgekriegt hat, hat sich meine Abfahrt in diesem Winter etwas 🙂 verzögert. Nun ist das aber so, daß das Internetvolumen bei meinem französischen Provider immer nur monatsweise, und zwar im Voraus, gebucht werden kann. Und da ich immer mit der Hoffnung schwanger war, im nächsten Monat auch ganz bestimmt loszubrechen, lief also geschlagene drei Monate das französiche Internet ungenutzt nebenher, für an sich nicht ungünstige knapp zehn €uro im Monat ~ nun denn . . . die ersten zwei Monate hätte ich sogar drei GB (Gigabyte, oder MO, wie der Franzose so sagt) abrufen können, in schneller LTE-Ausführung. Ein Sonderangebot für sechs Monate, normalerweise würde man nur ein GB in langsamer Geschwindigkeit dafür bekommen. Danach sollte man dann knapp fünfzehn €uro für das Paket bezahlen.
Nun kommt ein wenig eigene Dummheit ins Spiel, geboren aus der Unsicherheit in der französischen Sprache, in der man sich durch die Website des Providers wühlen muß. Man kann jeden Monat, im Voraus, die Tarifoptionen wechseln, was mit ein Grund dafür war, sich für diesen Provider, Réglomobile, eine Vertriebsmarke der Supermarktkette Leclerc, zu entscheiden. Wenn ich mich auch zwei oder drei Monate im Jahr in Frankreich aufhalte, möchte ich doch nicht das ganze Jahr für einen nicht genutzten Internetzugang bezahlen. Nun, jedenfalls hatte ich noch in Freiburg aus Frust über den nutzlos bezahlten Zugang und der Furcht, aus der Werbeoption vielleicht nicht mehr herauszukommen, wieder auf den Tarif mit einem GB gewechselt. Nicht billiger, aber man könnte ja auch wieder in die höhere Option wechseln, nicht wahr? Geht auch, aber dann kosten die drei Gigabyte doch fünfzehn €uro, denn der Werbepreis gilt nur für die erste Aktivierung ~ GRRRRR!
Da ich nun ja eh nur durchreisend nach Spanien unterwegs sein wollte und eh erst Mitte des Monats loskam, blieb es also bei der Option mit einem GB, das sollte nach meiner Erfahrung eigentlich genügen. Aber wie das halt so ist, aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen ging der Zähler ruckzuck immer weiter nach oben, das eine schlanke GB war nach einer Woche schon fast weggefuttert, eine Warnung per SMS folgte. Mit Bemühung von Gehirnschmalz, meinen recht mageren Französischkenntnissen und einem Wörterbuch konnte ich für fünf €uro nochmal ein Guthaben von einem GB/MO nachladen ~ was allerdings nur mit einem neuen Einzug vom VISA-Konto ging, obwohl noch genügend monetäres Guthaben vorhanden war. Aber was soll’s! Also für diesen Monat 15 €uro für den Gegenwert von zwei GB.
Auch das zweite GB rauschte viel schneller durch den Äther als gedacht, und bei der Dame du Suc waren schon nur noch wenige MB, also Tausendstel des Gigabytes übrig. Aber bevor ich im Funkloch des Paradieses der Buèges zu verschwinden gedachte, wollte ich noch die Bilder meines Ausflugs mit ein paar warmen Worten in den Blog hochladen, dafür sollte das noch dicke reichen. Außerdem vorsichtshalber noch zwanzig €uro als Guthaben hochgeladen, um für den Monatswechsel und zur Sicherheit den nächsten auch noch genügend Futter zu haben. Alles gut?
Die Bilder des Artikels waren zusammen kein halbes MB groß, auch wenn man bedenkt, daß die im Laufe der Arbeit mehrfach rauf und runter geladen werden, sollte dafür genügend Reserve vorhanden sein. Trotzdem kam mittenrein wieder die SMS-Warnung, daß das Datenvolumen zu Ende ginge . . . Scheiß drauf! Das wird jetzt zu Ende gebracht! Und wenn auch ohne Worte, die Bilder gehen hoch! HMMMH!
Gesagt! ~ Getan! Und danach Abflug ins Paradies, das mobile Internet ausgeschaltet und einfach Natur genießen! So war das jedenfalls geplant . . . aber schon nach den ersten Schritten meiner Wanderung kam eine SMS von Réglomobile, daß mein Conso, das Guthaben, nicht für die Aktivierung der nächsten Monatsflatrate reichen würde, ich möge doch bitte daran denken, für genügend Guthaben zu sorgen. WIE BITTE? Da waren vorhin noch über 25 €uro Guthaben drauf? Das sollte für zweieinhalb Monate reichen!
Nun, klären ließ sich das vorerst nicht, das mußte warten bis nach dem Monatswechsel und bis ich wieder sicheren Empfang hatte. Aber die ungeklärte Angelegenheit kruschtelte die ganze Zeit in meinem Hinterkopf und verdarb mir ein wenig das Vergnügen an der schönen Umgebung. GRRRRR!
Aaaalso: Am 1. April, inzwischen auf einem Berg mit guter Aussicht und gutem Empfang, der Versuch, im Internet auf meinen Account bei Reglo zuzugreifen, um herauszufinden, was da passiert war. Aber egal ob mit Netbook oder mit dem Handy, jeder Zugriffsversuch aufs Internet, welche Seite auch immer, landete auf einer nicht funktionierenden Aufladeseite des Providers ~ Fehlermeldung des Browsers: Zu viele Serverumleitungen. Ein Aprilscherz der besonderen Art. Wie um Himmels Willen soll man ein Problem mit dem Internetzugang lösen, wenn man keinen Zugriff mehr auf das Internet hat? Und allenfalls eine französischsprachige Hotline zur Verfügung steht, man sich aber in dieser Sprache nicht sicher genug fühlt, um die Problematik verständlich zu machen oder gegebenenfalls Guthaben nachzuladen? (Nebenbei bemerkt: Da lobe ich mir die Website und Hotline meines spanischen Providers, wo man nicht nur auf spanisch, sondern auch auf englisch und deutsch kommunizieren kann!)
Die Lösung des Problems war dann, bei meinem deutschen Provider für fünf €uro eine 150MB Europaflatrate zu aktivieren, um auf die Accountseite von Reglo zu kommen. Und auch das gestaltete sich zuerst schwierig, ich flog zuerst auch mit der deutschen SIM immer aus dem Netz, als ob das Handy auf Grund der IMEI, der eindeutigen Hardware-ID, blockiert wäre.
Die Lösung des Rätsels, oder zumindest eines Teils davon, konnte ich dann auf auf dem heruntergeladenen Rechnungsauszug sehen. Um die 92MB Daten waren während der Sitzung um Notre Dame du Suc zwischen Internet und Netbook geflossen, siebzehn €uro und zweiundzwanzig Cent dafür abgerechnet worden. So waren vom Guthaben nur acht €uro und 45 Cent übrig geblieben, nicht genug, um die neue Flatrate abzurechnen . . . wie konnte das passieren? Die einzige Erklärung ist, daß die neue Betriebssysteminstallation auf dem Netbook ohne mich zu fragen irgendwelche Updates heruntergeladen hat. Kontrollieren läßt sich das im Nachhinein nicht mehr, da das neue Ubuntu 16.04 LTS die in der alten Version vorhandene Option der Updatehistorie nicht mehr anbietet 🙁
Nun gut, bleibt die Erkenntnis, daß ein einziges Megabyte an Daten, das man als Bild oder Wort in diesen Blog hochlädt, zwischen drei und einem drittel Cent, aber auch neunzehn Cent kosten kann. Und daß die Bilder dieses speziellen Artikels über zweiundzwanzig €uro gekostet haben (€ 17,22 plus die € 5,– für die deutsche Flat). Also klickt auf die Bilder, um wenigstens alle Details im Zoom zu sehen!
Man kann die Sache nun sicher von zwei Seiten sehen. Auf der einen Seite hat man nun die Möglichkeit, über das mobile Internet in Kontakt mit den Menschen zu Hause zu bleiben, und Bilder und Gedanken ins Internet zu gießen, zur Freude oder auch (wie bei diesem Artikel) Qual des werten Lesers/Betrachters. Möglichkeiten, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren, an die man sich aber inzwischen gewöhnt hat, und auf die gerade dieser Blogger ungern verzichten möchte. Auf der anderen Seite sind nicht nur die finanziellen Stolperfallen, die im Geschäftsmodell der Provider durchaus eingeplant sind, seeehr nervig. Auch das ständige Jonglieren mit SIM-Karten bei jedem Grenzübertritt, das Abwägen von Paketen (eine Monatsflat kann pro Kalendermonat gerechnet werden, oder aber dreißig Tage ab Buchung. Soll man nur zum Monatswechsel in ein anderes Land wechseln, oder reicht für einen angebrochenen Monat ein kleineres Paket?) und unterschiedliche Tarife, je nachdem, auf welcher Seite der Grenze, zum Beispiel des heimatlichen Rheins, sich das Handy einbucht, all das kompliziert für den Nomaden die Benutzung des Internets, an die man sich aber so sehr gewöhnt hat, daß man sich wie amputiert vorkommt, wenn es fehlt.
Ab Mitte des Jahres soll alles einfacher werden, sagt man. Dann nämlich sollen die Roaming-Gebühren endgültig Vergangenheit sein. Beinahe wäre das ganze Vorhaben dank der Lobbyarbeit der Konzerne weitgehend storniert worden, nun soll es doch kommen. Eine kleine Stolperfalle haben die Lobbyisten dennoch durchsetzen können. Der ‚Mißbrauch‘ von billigen ausländischen SIMs soll verhindert werden können, was natürlich Interpretationsspielraum läßt. Ist die Nutzung eines Nomaden, der sich rund die Hälfte des Jahres im europäischen Ausland herumtreibt, schon ‚Mißbrauch‘? Ich bleibe also erst einmal gespannt, wie mein deutscher Provider das auslegt und behalte meine französische und meine spanische SIM. Man weiß nie!
Mitleid mit den Konzernen, weil sie jetzt auf die Roaming-Gebühren verzichten sollen? Mitnichten! Zur Erinnerung: Alle diese Konzerne sind international aktiv. Und wie gerade die Umtriebe um das Heimatland des Kommissionspräsidenten der EU zeigen, haben internationale Konzerne keinerlei Probleme, ihre Gewinne in Länder zu verschieben, wo sie unter Umständen nur Bruchteile eines einzigen Prozentes an Steuern bezahlen. Verluste gehen da hin, wo sie am effektivsten abgeschrieben werden können. Und ich warte nur darauf, daß die Konzerne auf die Idee kommen, die der BND gehabt hat, um das Ausleiten von Informationen aus Satellitenkommunikation zu legalisieren: Der Satellit schwebt im Weltraum, deswegen kann das deutsche Grundgesetz nicht angewendet werden, deswegen gelten keine Datenschutzregeln 🙂 🙁 Im Ernst, so argumentieren sie, und unsere jeweilige Bundesregierung, egal welcher Farbe, deckt die Spielchen des Dienstes. Denn Wissen ist ja bekanntlich Macht, und auf die möchte keine Regierung freiwillig verzichten. Da zählen die Rechte des Bürgers rein gar nichts!
Um bei der Sache, beim mobilen Internet zu bleiben: Das Internet ist ja übernational, wieso sollte also ein Konzern nationale Steuern bezahlen? Der Konzern ist vor allem seinen Aktionären verpflichtet, die ihre Dividende wollen. Dem Kunden eher nicht, der die in der Werbung versprochene Datengeschwindigkeit so gut wie nie bekommt. Und einem Staat, oder gar nur einer Staatengemeinscheft nur dann, wenn man unbedingt muß!
Aber jetzt lassen wir dieses frustige Thema, zur Belohnung für den Leser werden gleichzeitig ein paar Bilder aus dem Paradies der Buéges freigeschaltet. Und, wie gesagt, klickt auf die Bilder mit den Sternchen um den Kommentar, um im Zoom die Details zu genießen! 🙂