Unser letzter Übernachtungsplatz war ein Abenteuer der ganz besonderen Art. Im Vorbeifahren hatte ich diesen Kirchturm gesehen mit der interessanten Spitze aus einem offenen Kreuzbogengewölbe mit einem Kreuz aus Eisen, das sich nicht in der Mitte des Turmes befindet und deswegen seine Position zum Kreuzbogen zu verändern scheint, je nach dem, von wo man ihn betrachtet. Abschreckend die Mauer vor der Einfahrt mit ein paar zur Seite geworfenen Bauabsperrungen . . . aber man kann es ja mal versuchen.
Geblieben bin ich dann wegen der schönen Aussicht auf die Pyrenäen (das Abend- und Morgenbild unter diesem Artikel). Die Erforschung der Situation verschob ich bis zum Mittag. Die Aufschrift auf der Wand am Eingang verspricht zum einen einen See, den ich nirgends gefunden habe, nur ein kleines Baggerloch von, sagen wir, drei auf drei Metern, gefüllt mit Wasser. Zum anderen einen ‚Country Club von Barcelona‘, von dem außer dem Parkplatz nichts zu sehen ist. Spaßeshalber habe ich an GoogleMaps den Auftrag gegeben, die Entfernung nach Barcelona zu errechnen: Einhundertundfünf Kilometer, zurückzulegen in eineinhalb Stunden mit dem Auto, mit dem Fahrrad in sechs Stunden. Etwas optimistisch die Annahme für Fußgänger, einen Tag? Genauer abgeklopft werden daraus 23 Stunden und dreizehn Minuten, da würde ich mir also doch die eine oder andere Blase an den Füßen holen 🙁
Recherchen im Internet bringen eine Seite zu Tage, die die Planungen beschreiben, die sich schon lange in Luft aufgelöst haben. 1994 in der Gemeinde über ein Referendum unterstützt, wurde im Oktober 1995 in Bacelona das Projekt eines Luxuskurortes mit Hotel, Konferenz- und Gesundheitszentrum, Sportplatz und Schule sowie sechzig bis achtzig Häusern vorgestellt. Ein Teil der mittelalterlichen Kirche Sant Andreu de Linya sollte nach Renovierung in ein Restaurant verwandelt werden. Aber schon in der Planungsphase stand das Projekt unter keinem guten Stern. Irritationen bei den Investoren gab es, weil nur wenige Kilometer entfernt in einer alten Mine Industrieabfälle eingelagert werden sollten, dann kam 1998 ein großer Waldbrand bis auf wenige Meter an die Kirche heran und schädigte die Umwelt. Nachdem 2008 dann ein verkleinertes Projekt auch die wasserrechtlichen Hürden genommen hatte, schickte das Platzen der Immobilienblase das Projekt endgültig in den Orcus. Und so wurde wieder einmal ein Traum vom großen Geld vom Wind der Zeit verweht. Zurück bleibt eine Eingangsmauer, ein Parkplatz und einige in die Landschaft gekerbte Terrassen und Fahrspuren, und überall kleine mit Beton gefüllte Kunststoffrohre in der Landschaft . . .