Auch wenn der offizielle Frühlingsanfang noch eine gute Woche entfernt ist, hier grünt und blüht es schon gewaltig. Vor der Bucht in meinem ganz persönlichen Paradies blühen gelbe Blumen und auch der Thymian leuchtet rotviolett . . . nebenbei bemerkt, wer Thymiansalz aus andalusischem Meersalz und selbstgepflücktem Thymian als Mitbringsel haben möchte, müsste so langsam eine Bestellung anmelden 😉
Nachdem sich in der letzen Zeit gefühlt alles um den alten Herrn Magirus gedreht hat, wollte ich mir selbst auch etwas Gutes gönnen und bin hierher gefahren, um meine diesjährige erste körperliche Begegnung mit Salzwasser zu zelebrieren ~ ich kann mir keinen schöneren Ort dafür vorstellen, ungelogen! Um stundenlang zu schwimmen ist das Wasser noch ein wenig zu frisch, aber um sich mal eben zu erfrischen und hundert oder ein wenig mehr Meter hinaus und wieder zurückzuschwimmen ist es gerade richtig. Und hinterher ein wenig in der Sonne liegen, um sich wieder aufzuwärmen . . .
Auch schön, mit den nackten Füßen in Wasser und feinem Sand den Strand entlang zu flanieren . . . die Sonne wirft ein schillerndes Netz aus Licht durch das halbknietiefe, kristallklare Wasser über den Sandgrund. Jede anrollende Welle läßt einen schmalen Lichtstreifen auf das Ufer zugleiten, ist die Welle an einem vorbei, steigen unmengen Wolken aus Sand wie Wattebäuschchen vom Boden auf. Und alles in einer Orgie von Licht . . .
Als Photograph denkt man immer, man müßte das dann auch mit der Kamera einfangen. Aber das ist schwierig, und ob sich das lohnt, die neue Kamera mit einem Spaziergang durch Salzwasser zu riskieren? Mal sehen . . .
Jetzt noch ein Spaziergang im warmen Abendlicht. Die Landschaft hier ist wirklich göttlich! Bis dann . . .
So sah das heute morgen eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang aus, kurz vor sieben . . . gestern hab ich mich nach viel zu langer Zeit wieder mal als Strandläufer betätigt, so lang der Strand ging. Und das war weiter als in den Jahren zuvor an dieser Stelle, das ändert sich immer wieder, normalerweise allerdings zum Schlechteren. Manchmal führt ein Felssturz aber dazu, daß man da leichter durchkommt, so etwas muß im letzten Jahr mal passiert sein . . .
Das erste, was mir auf dem schmalen Wanderpfad begegnet ist, quer drüberliegend, war eine lange, dünne Schlange. Meine Recherchen im Internet legen nahe, daß es sich um eine Hufeisennatter handelt, die bis zu einem Meter fünfundsiebzig lang werden kann und als leicht reizbar und bissig beschrieben wird . . . Nun, meine war nicht ganz so groß, aber einszwanzig oder einsdreißig wird sie schon gewesen sein. Wir waren beide schön vorsichtig, ich hab mich auf Distanz gehalten, sie hat sich gemächlich den Felsen hinuntergehangelt, Richtung Strand 😉
Das zweite Tier hat sich dann schon gar nicht mehr bewegt, lag nur noch faul als Gerippe und kopflos herum . . .
So wie es da lag, war es gut einen Meter und sechzig lang, mit Kopf und fehlender Schwanzflosse jedenfalls wohl ein gutes Stück länger als meinereiner mit seinen ein Meter sechsundachtzig. Ob ich diesem Fischlein in lebender Ausführung beim Schwimmen begegnen möchte ~ das überlege ich mir noch mal, in einer Mußestunde in Überschwanglaune 😉
Ein Nachschlag, 24 Stunden und 54 Minuten später. Der Sonnenuntergang verschiebt sich nur um eine Minute pro Tag, der Mondaufgang fast um eine Stunde. Auch die Himmelsrichtung verschiebt sich um einige Grad. Der Mondaufgang rutscht aus der Dämmerung in die fast totale Dunkelheit, die Farben werden kräftiger und leuchtender, vom Meer ist auf den Bildern nichts mehr zu sehen . . .
Sichtbarkeit nicht mehr 100% wie gestern, nur 99% 😉 ~ ich möchte mal behaupten, den Unterschied merkt keiner. Aber der Charakter der Bilder ändert sich sehr . . .
Gestern abend, am Meer. Während die Sonne, schon verdeckt durch die Berge, hinter mir untergeht, exakt zeitgleich 19:04 Aufgang des Vollmonds über dem Meer. Ein wenig blaß sieht er aus, nur leicht errötet. Die gleiche Wirkung der Luftschichten, unterschiedlich warm, unterschiedlich dicht, unterschiedliche Brechungs- und Filterungswirkung wie bei einem Sonnenaufgang, nur zarter, dezenter. Besonders im Ausschnitt sieht man die Verzerrungen, die die Schichten der runden Kugel antun. Je höher er (für alle südlichen Länder ist der Mond weiblich, nur die deutschen machen einen Mann draus . . . ) steigt, desto schwächer wird das Rot und desto heller sein Licht. Bis er schließlich so hell ist, daß auf dem Bild ohne Tricks nur noch ein heller, überstrahlter Fleck zu sehen ist, wenn man noch etwas vom Meer sehen will . . .
Zur Zeit kann man hier eine außergewöhnliche Wetterlage beobachten. Vom Mittelmeer aus entwickelt sich Nebel und krabbelt die Steilküste hinauf. Heute ist sogar La Joya oben auf der Hochebene, wo ich mich aufhalte, so dick in Watte gepackt, daß die Sonne sich noch nicht richtig durchsetzen konnte. Bei unserem Ausflug gestern nach Almería war das nicht ganz so stark, hat aber für ein strahlend diffuses Licht gesorgt. Und Licht ist das Handwerkszeug für den Photographen. Almería hat dem Licht, besonders dem Licht der Sonne, sogar ein Denkmal gesetzt 😉
Schön war dieses Licht für die Bilder der Alcazaba von Almería, der alten maurischen Festung. Eine ganz eigene, etwas surreale Stimmung. Fast durchscheinend, im Sinn des Wortes: transLUZend . . .
Bei der Alcazaba auch ein altes Stadtviertel, eine Straßenecke, die Häuser poppig bunt in den Tönen der abblätternden alten Farbschichten . . .
Während wir als Touristen (Beispielbild siehe links) an der Bewahrung des Alten und der Schönheit interessiert und der Ästhetik verpflichtet sind, bemüht sich der native Andalusier, die pittoreske Qualität der Vergangenheit eher fleckenlos mit frischer Farbe mit einer untadligen Oberfläche zu überdecken. 😉 Dabei wird modernste Hebetechnik eingesetzt, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann.
Da so ein Ausflug anstrengend ist, irgendwann der Magen leer, gönnen wir uns eine Pause im Casa Puga, einer traditionellen, nein, DER traditionellen Tapa-Bar in Almería. Von außen eher unscheinbar, auch unauffällig, ist die Casa Puga innen zur späten andalusischen Mittagszeit gesteckt voll von Einheimschen jeglicher Herkunft, die sich nach der Morgenarbeit und vor der Siesta ordentlich stärken, bevor der Nachmittag, tarde genannt, neue Energie bis in den späten Abend verlangt.
Außerdem scheint das Casa Puga das kommunikative Zentrum Almerías zu sein, in dem man sich trifft und die wichtigen wie die unwichtigen Dinge des Lebens bespricht. Der Spanier an sich, der Andalusier schon ganz und gar, ist ein Netzwerker . .
Das Handypanorama, über die Köpfe der Gäste hinweg geschossen, zeigt wenig von den Wänden, aber viel von dem, was an den Wänden aufgehängt und in die Regale gestellt ist. Ein kleines, nicht repräsentatives, aber ‚reizvolles‘ Beispiel kriegt ein Extrabild:
Mit den nicht von mir gemachten Bildern hatte ich es an diesem Tag wieder einmal sehr ausführlich. Zwei geben mir die Gelegenheit, Heike und Hans auch einmal in Bildern vorzustellen:
Todo para su mascota, alles für dein Haustier. Wobei, der Spanier an sich (wer ist das?) hat es besonders mit dem Hund. Wahrscheinlich gibt es mehr Hunde als Spanier in Spanien, und diese Passion treibt manchmal schon seltsame Blüten. Die Bilder oben werben für einen Hundesalon, und davon gibt es erstaunlich viele. Aber dem nicht genug: was hat das Schaufenster unten zu bieten?
Der sportliche andalusische Hund trägt schon mal adidog, und der Lifestyle macht auch nicht halt vor Cupertinos Produkten, Hund begeistert sich fürs I-bone . . . ein Superdog-Shirt gibts übrigens auch 😉
Ich mach mir gerade Gedanken. Ich möchte nicht in den Verdacht geraten, mich lustig machen zu wollen. Almería ist eine sehr bunte und vielfältige Stadt, in der man sich wohl fühlen kann. Auch kulturell ist einiges los, was Plakate bezeugen, einige haben mir so gut gefallen, daß ich sie hier mit einbaue:
Als Kontrast, nicht in Almería aufgenommen, sondern vorgestern in Alhama de Almería:
Andre Länder, andere Sitten: Bei uns darf man den Müll nur bis 19 Uhr einwerfen, da sonst Lärmbelästigung. Hier wirft man den Müll frühestens um 19 Uhr ein, da sonst Geruchsbelästigung 🙁 Ansonsten fällt das Gewicht des Gesetzes auf dich, wie der Sheriff deutlichst mahnt . . .
Zurück zu Almería. Was es da auch gibt, sind rasssssige Andalusierinnen 😉 Da ich aber ein besonders schüchterner Zeitgenosse bin, zeige ich hier nur ein Graffito an einem Gagagentor. Telefonnummer steht dabei, wer mag, kann sich den Künstler bestellen!
Das war ein sehr langer Artikel heute, ich glaub, ich mach mal Schluß. Die Sonne kommt raus, der Nebel geht . . .
Nicht nur der alte Herr Magirus bekommt hier eine Kur verpaßt, auch seine ‚Pflegekraft‘ 😉 gönnt sich das mal. Da Mariangeles, Pedros Frau, zur Zeit in Alhama de Almería zur Kur weilt, haben wir, will heißen Pedro, Heike und Hans, die zur Zeit ebenfalls hier zu Gast sind, und meine Wenigkeit beschlossen, sie zu besuchen und den Ausflug zu einem gepflegten Bad in den Thermalquellen zu nutzen. Kampf der Verbuschung der Vagabunden!
Alhama leitet sich laut Wikipedia, dessen deutsche Ausgabe sich nur sehr knapp äußert, vom arabischen al-Hamma / الحمّة / ‚heiße Quelle‘ ab. Das Bad hat aber eine noch viel längere Geschichte, schon die Römer pflegten hier ihre Badekultur. Während die aktuellen stilvollen Badeeinrichtungen sich in einem sehr schönen Gewölbekeller befinden, liegen die älteren römischen Einrichtungen unzugänglich für den normalen Besucher noch eine Etage tiefer . . .
In der unten abgebildeten zweitausenddreihundert Jahre alten Badewanne soll sich Kleopatra im Bade geaalt haben ~ allerdings in ihrer Inkarnation aus Hollywood, bekannt unter ihrem Pseudonym Liz Taylor 😉 ~ es mag aber auch nur ein Gerücht sein, denn das einzige Bild davon, das ich im Internet entdeckt habe, zeigt eine um einiges größere Wanne . . .
Wie immer, wenn wir auf Pedros Finca zu Gast sind, wird das für den alten Herrn Magirus zum Kuraufenthalt, bei dem so einiges für die Gesundheit getan wird. Ich profitiere dabei von Pedros Erfahrung und auch von seinen Beziehungen. Diesmal springt für den alten Herrn eine günstige Computer- und Lasergesteuerte Spureinstellung heraus 😉
Und zu meiner Freude ist in dieser hypermodernen Anlage sogar der 41 1/2 Jahre alte Magirus 120/R80 mit seinen Fahrwerksdaten einprogrammiert, es kann also losgehen. An die Felgen werden die Laserracks geklammert, der Monitor zeigt dann jede Abweichung auf zehntel Grade genau an. Und am Schluß gibts ein ausgedrucktes Blatt mit den Daten, vorher und nachher.
Anschließend wird noch das Profil der Vorderreifen (regroovable) nachgeschnitten, und die Fußpflege des alten Herrn Magirus ist abgeschlossen. Sooo rollt sich das doch um einiges angenehmer!