Alle reden übers Wetter ~ reden wir auch übers Wetter 😉
Die ganze Woche war kräftig verregnet in Andalusien, während in Deutschland eitel Sonnenschein und Temperaturen bis 20 Grad herrschten, wenn ich den Mitteilungen aus der Heimat Glauben schenken soll. Und wieso sollte ich nicht?
Für die Landschaft hier hat das den positiven Effekt, daß es immer grüner wird, so grün, wie ich das hier noch nie erlebt habe. Aber der gestrige Tag hat dann wettermäßig doch den Vogel abgeschossen!
Aber gemach, die Geschichte fängt damit an, daß ich zwecks Besuch eines Waschsalons eine Mitfahrgelegenheit von Pedro zum 60 Kilometer entfernten Almería ergattert hatte. Sonst hätte ich die nächste Woche nackend wandeln müssen, womit ich mir vermutlich Schwierigkeiten eingehandelt hätte 😉 Nachdem das Pflichtprogramm erledigt war und die Wäschetasche in einem Pedro bekannten Geschäft untergestellt war, habe ich mich zu einem Spaziergang aufgemacht, um die reichlich vorhandenen städtischen Sehenswürdigkeiten zu bewundern . . .
. . . wenn man sich die ganze Zeit nur in der Pampa bewegt, noch dazu bei Regenwetter, freut man sich darauf, wieder mal unter Menschen und vor allem Mädels zu kommen. Allerdings wurde mir gestern recht schnell der Verkehrslärm zu viel, und so führte der Spaziergang bald in weniger belebte Gassen und hinauf zum hinteren Teil der Alcazaba, der alten maurischen Festung. Die über Mittag für wenige drei Stunden aufgetauchte und begeistert begrüßte Sonne hatte sich inzwischen wieder verabschiedet und leichtem Nieselregen Platz gemacht. Sonnenfinsternis gabs hier in Andalusien übrigens nicht, voll ließ sich das ja nur im Nordatlantik beobachten, je weiter südlich, desto weniger Abdeckung. Duster wurde das aber trotzdem.
Als der Himmel immer dunkler wurde und der Regen stärker, stellte ich mich in einem Tordurchgang der dicken Festungsmauer unter, feucht genug war ich ja schon. Über dem Meer gabs Blitze, jeweils ein paar Sekunden später kräftiges Donnergrollen. Und das wurde immer dunkler, vom Hafen und später von der Stadt war bald nichts mehr zu sehen. Während ich versuchte, mit dem Handy ein paar stimmungsvolle Aufnahmen der Alcazaba im Regen zu schießen (die Kameraausrüstung war wegen der Wäsche im alten Herrn Magirus geblieben), fing das hinter mir plötzlich an zu plätschern. Siehe da, mein Durchgang und Unterschlupf entwickelte sich zum knöcheltiefen Bach (siehe Bild ganz oben) . . . zu meinem Glück gabs da noch eine etwas erhöhte Stelle, die mich vor noch nässeren Füßen bewahrte . . .
Oberhalb des Tores war eigentlich nicht viel, was das Wasser dieses Baches hätte sammeln können, eine kleine Ebene, allenfalls noch fünf Höhenmeter nach oben. So viel Wasser auf diese kleine Fläche? Wer nun der Meinung ist, ich hätte die gute Stunde, die ich in diesem Tor auf das Vorbeiziehen des Gewitters und Nachlassen des Regens gewartet habe, besser an einem anderen, sichereren Ort verbringen sollen, der möge sich nacher die Bilderstrecke von La Voz de Almería anschauen, der örtlichen Tageszeitung, die einen guten Eindruck davon vermitteln, was unten in der Stadt los war. Kaum hatte der Regen etwas nachgelassen, ging unten das Konzert der Sirenen los . . .
Als ich mich ~ nach den folgenden Aufnahmen ~ wieder auf den Weg abwärts machte, war der größte Trubel schon wieder vorbei. Aber auf den Straßen am Hang hatte es Kies, kleinere und größere Steinbrocken und was sonst nicht festgebunden war auf die Fahrbahn geschwemmt.
An vielen Stellen stand das Wasser noch gut zwanzig Zentimeter auf der Straße. Schon in der Dunkelheit fuhr ich mit Pedro an einer gesperrten Unterführung vorbei, die bis zur Decke überschwemmt war. Der Carrefour Supermarkt, durch den ich noch am frühen Nachmittag geschlendert war: überschwemmt. Kurz vor Almería mußten 56 Passagiere aus einem entgleisten Zug aus Madrid evakuiert werden . . .
Kommentar Pedro: Ich hätte etwas erlebt, was 99% der Touristen in Almería nicht erleben würden. Den Einwohnern von Almería würde das einen Tag Gesprächsstoff geben, dann wäre das Thema durch. Käme schließlich alle Jahre wieder vor, wenn es regnet, dann halt auch richtig 🙁 In Deutschland war das Ereignis vermutlich keine Zeile oder Sendeminute wert . . .
Ansonsten noch zwei kleine Bilderchen, die zeigen, daß auch ein Blick auf den Boden schönes offenbaren kann . . .
Und zum Abschied noch die Mitteilung, daß heute wieder die Sonne vom Himmel kachelt, es ist schön warm 😉 so wie sich das eigentlich für Andalusien gehört!