Bernkastel-Kues

Moselschleife bei Bernkastel-Kues ~ Panorama von der Burg aus
Moselschleife bei Bernkastel-Kues ~ Panorama von der Burg aus

Nun habe ich es doch noch geschafft, das obligatorische Panorama einer Moselschleife. An sich hatte ich gehofft, heute bei gutem Wetter noch eines bei Sonnenschein zu schießen, aber meine Laune ist seit heute früh leicht vergrätzt. Die Stadt lud mich dezent zum Weiterfahren ein, aber davon später.

Nachdem ich in der Einfahrt der Stadt erstmal in einem Supermarkt meine Einkäufe fürs Wochenende erledigt hatte, fand ich glücklich einen speziell für Wohnmobile ausgeschilderten Parkplatz, sogar mit einem Automaten zur Wasserversorgung, direkt am Moselufer, ein Stück ab von der Innenstadt. Schnell ein paar Münzen in den Parkscheinautomat, Kamera in den Rucksack und ins Zentrum geradelt, um die Stadt zu entdecken, viel Touristen und Blasmusik zur Unterhaltung 😉

Ruhiger war das dann auf dem Spazierweg hintenrum durch den Wald hinauf zur Burg, von der ich mir das obige Panorama der Moselschleife erhoffte ~ und wie man sieht auch realisieren konnte. Neun Aufnahmen aus der Hand, später am Computer zu einem Photo zusammengenäht. Befriedigt und beschwingt konnte ich dann auf dem vorderen Hang durch die Weinberge zurück zur Innenstadt hinuntertippeln.

Noch ein Rundgang durch das Städtchen, dann zurück über die Brücke zu meinem Fahrrad, das ich an einem Verkehrsschild angebunden hatte . . . aber wo der Schlüssel? Der steckte noch im Schloß . . . und trotzdem wartete mein Drahtesel immer noch geduldig auf mich. Glück gehabt! 😉

Bernkastel-Kues ~ die Burg im letzten Abendlicht
Bernkastel-Kues ~ die Burg im letzten Abendlicht

Kaum zurück am Parkplatz zurück, fing das an zu schütten, als ob es einen Großbrand zu löschen gäbe. Da hat es sogar das Wasser durch die Schlitze hineingedrückt, durch die normalerweise das Kondenswasser an den Scheiben von innen nach aussen abfließt. Perfektes Timing, ich hatte keinen Tropfen abgekriegt . . . als dann nach dem ausgiebigen Guß noch ein Strahl der untergehenden Sonne unter den Wolken hindurch die Burg in kräftigem Rot aufleuchten ließ, war der schöne Tag nur noch mit einem feinen Auberginengericht abzuschließen 😉

zentriert im Bild ~ der alte Herr Magirus an seinem Platz direkt am Moselufer
zentriert im Bild ~ der alte Herr Magirus an seinem Platz direkt am Moselufer

Heute morgen mußte ich dann allerdings feststellen, daß ich und die zwei anderen Womos die Nacht höchst illegal auf diesem Parkplatz verbracht hatten. In der Mitte der Parkzone, als ich ankam verdeckt zwischen der Reihe der Wohnmobile, ein Schild: Absolutes Halteverbot für Wohnmobile zwischen 18 und 10 Uhr . . . das Schild, das ich gesehen hatte, besagte nur, daß der Parkplatz, für Wohnmobile, zwischen zehn und 18 Uhr für maximal 6 Stunden gebührenpflichtig sei ~ Parkschein lösen! Der Parkplatz direkt nebenan frei verfügbar, aber nur für PKW und Busse, verboten für Wohnmobile . . .

Wohnmobilparkplatz oder nicht Wohnmobilparkplatz, das ist hier die Frage!

Wohnmobilparkplatz oder nicht Wohnmobilparkplatz, das ist hier die Frage!

Ich also meinen Kram fahrsicher verstaut, noch Wasser getankt, Abwasser ablassen ging leider nicht, weil der Einlaßtrichter sinnigerweise in 20 Zentimeter Höhe und damit über meinem Ablaß lag, und dann nichts wie raus aus dem Ort, um dem eventuellen Auftauchen eines freundlichen Mitarbeiters des städtischen Ordnungsamtes und Inkasso für Parken im absoluten Halteverbot zu entgehen. Bernkastel-Kues hat für mich verloren ~ no go!

Man verstehe mich nicht falsch. Auch ich halte Wohnmobile, besonders wenn sie in Massen auftreten, nicht für eine Zierde in der Landschaft. Ich muß nicht im Kernbereich der Innenstadt direkt am Ufer stehen, vor den Terrassen der Gastronomie.
Es muß auch nicht unbedingt umsonst sein, auch wenn das den Geldbeutel natürlich freut. Aber einen Parkplatz für speziell Wohnmobile ausweisen, den man nur während der Ladenöffnungszeiten benutzen darf, gebührenpflichtig, während direkt nebenan das Parken frei und umsonst ist . . . das erinnert mich schon an einen Spruch aus einem Asterix-Heft. „Wir haben hier nichts gegen Fremde, aber sie sollten schon von hier sein!“ Oder wahlweise Geld ausgeben, je mehr je lieber. Das nenne ich nicht (wirkliche) Gastfreundschaft.

Auch die Weiterleitung auf einen, privaten oder öffentlichen, Campingplatz zur Umsatzgenerierung ist für mich nicht adäquat. Wohnmobile sind in der Regel mit Toilette, Naßzelle und Küche ausgestattet, haben Wasser-, Abwasser- und Fäkalientanks. Sogar ich mit meiner bescheidenen Tankkapazität bin mehr als eine Woche autark, auch dank sparsamem Umgang mit Resourcen. Ich baue kein Zelt auf, rolle keine Markise aus, pflastere nicht den Gehsteig mit Tisch, Stühlen und Wäscheständer. Wieso sollte ich einen Campingplatz aufsuchen und in Reih und Glied stehen, und einen Haufen Geld bezahlen für Installationen (Waschraum, Toilette, Duschen), die ich gar nicht in Anspruch nehme, weil ich sie mit mir führe? Wenn ich oder ein anderer einen Service in Anspruch nehmen will, in Ordnung. Wenn nicht, wer darf mich zwingen?

Alles, was ich brauche, ist ein Parkplatz, nach Möglichkeit nicht direkt an der Durchgangsstraße (und auch nicht an der Kläranlage, wo manche Gemeinde einen Wohnmobilstellplatz hinschildert), und jede Woche eine Versorgungsstation für die Tanks. Wieso sollte ich, wie in Bernkastel-Kues, nicht auf einem Parkplatz stehen dürfen, auf dem sogar LKW zugelassen sind? Ich parke, für limitierte Zeit, ich schlage kein Lager auf . . .

Wohnmobile werden immer mehr, das klassische Camping mit Zelt oder Caravan nimmt ab. Das hat vor allem praktische Gründe, das Wohnmobil bietet Komfort, den ein Zelt nicht bietet, ohne so raumgreifend und kompliziert zu fahren zu sein wie ein Caravangespann. Zu einem hohen Prozentsatz sind es Rentnerpärchen, die nach einem mit Arbeit ausgefüllten Erwerbsleben noch ein wenig die Welt kennenlernen wollen. Wer wollte es ihnen verdenken? Es werden noch mehr werden . . .

Der sesshafte Bürger im Allgemeinen und vielleicht auch der Deutsche im Besonderen (hier harter Stoff) haben ein gebrochenes Verhältnis zum ‚fahrenden Volk‘. Zigeunermusik und Zigeunerfilme ja, ansonsten sollen alle Menschen schön sesshaft sein, und wenn sie hier durchreisen, sollen sie schön viel Geld dalassen.

Aber: Wir haben ein Grundgesetz, das in Artikel 11 Satz 1 Freizügigkeit garantiert. will heißen, daß jeder da hinziehen darf, wohin er will. Da steht nichts davon, wie lange er bleiben muß oder darf. Im übertragenen Sinn sowie auch besonders in den Artikeln 1 bis 5 Grundgesetz wird Freizügigkeit auch allgemeiner Form ‚freie Entfaltung der Persönlichkeit‘ ’nicht benachteiligt oder bevorzugt werden‘ garantiert.

Nun ist der alte Herr Magirus kein normales Wohnmobil und polarisiert per se. Die einen freuen sich, daß da ein Stück Vergangenheit lebendig geblieben ist, und auch, daß ein anderes als ’normales‘ Leben vorgeführt wird, die anderen schauen grimmig hin oder auch weg. Und es gibt die, die sich zum Hüter ihrer selbst definierten Ordnung hochschwingen. Was hat der hier zu suchen? Der hat hier nichts zu suchen!

Es gibt die, die Fotos machen, weil sie gern eine Erinnerung an diesen alten Bus hätten, und es gibt diejenigen, die mit grimmiger Miene und gezücktem Handy vorbeifahren und knipsen, wie gestern: Schau her, du bist erfaßt, ich kann damit zur Polizei gehen. Ich warte nur darauf. Was tatsächlich in Gesetz gefaßt ist, ist das Recht auf das eigene Bild. Wenn ich jemanden fotografiere, muß ich um Erlaubnis bitten. Irgendwann zeige ich so einen selbsternannten Blockwart an und verklage ihn auf Schadensersatz.

Manchmal werden mir die Typen einfach zu viel!