Auf meiner Fahrt die Baskische Küste nördlich von Bilbao entlang bin ich auf diese Ruine gestoßen . . .
Nähere Recherchen brachten dann (ein Hoch dem Internet, Wikipedia und dem Archiv des Spiegels!) zu Tage, daß ich mich an einem hochhistorischen Ort befinde ~ ein schon Anfang der achziger Jahre am Widerstand der Bevölkerung?! gescheiterter Versuch, im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste ein Kernkraftwerk zu errichten . . .
Der spanische Energiekonzern Iberduero hatte ~ anscheinend ohne irgendwelche Genehmigung einzuholen, ohne Sicherheitsüberprüfung, 1974 begonnen, ein Kernkraftwerk mit zwei Druckwasserreaktoren zu bauen. An den Widerstand der Bevölkerung und von Umweltschutzorganisationen hängte sich ungefragt als Trittbrettfahrer die ETA-Militar an, die zuerst das Kernkraftwerk als Schritt zur Energieunabhängigkeit von Spanien gelobt hatte, und zwar mit Waffengewalt und Sprengstoff . . .
Daß es dabei ziemlich hoch hergegangen ist (11 Tote, viele Verletzte), ist dem Gelände heute noch anzusehen. Der noch heute gesperrte Zentralbereich ist mit einem doppelten, von Natodraht gekrönten Zaun gesichert. Überall Scheinwerfer, Kameras (Anfang der 80er!), Bewegungsmelder auf Radarbasis. 70 Wachleute mit abgerichteten Hunden patrollierten auf dem Gelände, auch Scharfschützen waren in Aktion . . .
Als die Iberduero sich durch die Gewalt der ETA nicht in die Knie zwingen ließ, verschickte die die Briefe an alle Ingenieure des Projekts, die sie ~ nichts persönliches, neinnein ~ mit dem Tod bedrohten, falls sie weiter an dem Projekt arbeiteten, und machte mit ein paar Beispielen klar, daß die Drohung keine theoretische war . . . von da an fehlten dem Konzern die Mitarbeiter, um das Projekt fortzuführen, und das wars dann . . . 1984 wurde das Projekt aufgegeben . . .
Jetzt wächst da Gras drauf, und die Möven haben eine neue Basis und Nistmöglichkeit. Ich würd mal gerne in hundert Jahren wieder vorbeischauen, dann wachsen vermutlich Bäume auf den Druckbehältern. Auf dem großen Parkplatz vor der Anlage sind schon die Anfänge eines kleinen Wäldchens zu sehen . . . daß die Anlage mal abgerissen wird, halte ich in Spanien für sehr unwahrscheinlich, hier bleibt alles stehen, bis es von alleine zusammenfällt. Alles andere ist viel zu teuer! Teurer jedenfalls als der Wachdienst, der immer noch aufpaßt, daß niemand die Anlage betritt, obwohl es da wohl nichts mehr zu klauen gibt. In der Vergangenheit haben schon Diebe alle Kupferkabel mitgehen lassen, überall liegen leere Kabelhüllen herum . . .