Heut gibts nicht allzuviel zu erzählen, Spanien will mir zeigen, daß Sonnenschein keine Garantieleistung ist, Himmel und alles drumherum dunkelgrau, stürmisch, sogar richtig doll geregnet hat es vorhin!
Heute war auch der Tag, wo ich mich wieder um meine Wasser- , Abwasser- und unaussprechliche Tanks kümmern mußte, und da hats dem Faß (oder Tank) den Deckel rausgehauen. Glücklich, tatsächlich nach meiner Liste einen Campingplatz zu finden, der das WoMoTank-Symbol am Eingang hatte, hab ich mich in die nötigen Aktivitäten gestürzt ~ um hinterher beim Bezahlen festzustellen, daß die acht €uroz für die hundert Liter Wasser plus Ablaß haben wollten! Zu Hause zahle ich einen einzigen €uro, bis zwei sind normal, vier in Südfrankreich waren bis heute die einsame Spitze.
Nun gut, ich verrechne das mit den auf dieser Reise bis jetzt öfter recht günstigen (= 0 €) Tankfüllungen und / oder indem ich das auf die Woche Unabhängigkeit umrechne, die mir die Veranstaltung gibt . . . macht dann auch nur einen €uro pro Tag, was solls ;-} . . . aber Touristen anlocken tun die mit DEM Tarif garantiert nicht!
Das stürmische und graue Wetter hat ein paar Kitesurfer hier in der Gegend zu sportlichen Aktivitäten animiert ~ das könnte mir wohl auch gefallen . . . eine dicke Neoprenhaut brauchts dazu aber allemal!
Lustigen Platz hab ich heut ergattert ;-} mit Blick auf den Hafen von Valencia im Norden, ein Parkplatz am Strand, mit Rotkreuzstation, an der (jetzt im Winter) alle Türen und Fenster zugemauert sind . . . im Sommer muß es hier abgehen wie bei Baywatch, mit Rettungsschwimmern auf Hochsitzen und Fähnchen, die einem sagen, ob man schwimmen darf, nur mit Vorsicht, oder nicht. Zur Zeit keine Fähnchen, keine Rettungsschwimmer(innen ;-}), aber die Strandduschen duschen, das Wasser läuft . . .
Bin hier relativ früh (drei, halb vier nachmittags) angekommen und hab beschlossen, nach dem Ausgang des gestrigen Tages (von dem ich eigentlich berichten wollte, aber das muß jetzt noch ein bischen warten . . .) hier zu bleiben und es ruhig angehen zu lassen. Warn ein paar seltsame Typen da, die im Auto sitzend mit laufendem Motor mal hier mal da stehengeblieben sind, aber auch ein älterer Spanier, der vor 38 Jahren (in etwa als mein Bus gebaut wurde) in Deutschland war, sich aber noch recht gut auf deutsch verständigen konnte . . . die Guardia Civil ist in knapp drei Stunden drei mal über den Parkplatz gefahren, das hat mir ein bischen Sorgen gemacht . . . aber seit es um sechs dunkel geworden ist (und die um die hundert Straßenlaternen alle dunkel geblieben sind . . .), haben sie sich nicht mehr blicken lassen, man will ja nicht stören ;-}
Ich hatte nämlich schon bei meinem ersten Spaziergang über den Parkplatz festgestellt, daß da ziemlich viel Kondome (benutzt) und deren Verpackungen herumlagen, und gegen sechs fing dann die Karusselfahrerei der Suchenden an . . . Nun ist es ja so, daß ich Gays in der Regel als liebenswert unagressive Menschen kennengelernt habe, und von den Damen bin ich auch noch nie (oder selten) gewalttätig angegangen worden, also habe ich mir darüber nicht sehr viel Sorgen gemacht. In der Regel reicht ein dezentes Kopfschütteln, und die Sache ist geklärt ;-} So mancher fährt aber doch ein Dutzend Runden über den Parkplatz . . .
Vielleicht interpretiere ich aber auch ein wenig einseitig, denn der Betrieb hat sehr nachgelassen, seit in dem Autokino, dessen Leinwand ich zu 80% im direkten Blickfeld habe (in der rechten Ecke ein Busch, links unten fehlt auch eine Kleinigkeit, in der Mitte der Mast einer Straßenlaterne), seinen Abendfilm gestartet hat . . . es scheint sich um eine spanische Komödie der B-Klasse zu handeln, und ich glaube nicht, daß ich viel dadurch verpasse, daß ich den Film ohne Ton genießen muß (Gott sei Dank, und ich würde eh nix verstehen ;-} ) .
Der Film spielt ~ nach der Wohnung ~ in der sogenannten ‚besseren Gesellschaft‘, und die Hauptperson ist eine dunkelhaarige Walküre mit gigantischer Oberweite, die sich durch ein sehr dialogbetontes Drehbuch schauspielert. Sie setzt sich auf ein Pony, das dann unter ihr zusammenbricht, erweist sich auf dem Fußballfeld als steppender Ballkünstler alla Rodino, wird anschließend mit gespreizten Beinen von zwei Fans über den Platz getragen (man sieht nix, aber kann sich alles denken!), und irgendwann bestätigt sich auch mein Verdacht, daß es sich eigentlich um einen Mann handelt, als er sich zwei Honigmelonen in den BeHa Marke Übergröße stopft ;-}}}}}} . . . und inzwischen läuft schon die Werbung für die Filme, die demnächst kommen, unter anderem Spielbergs War Horse . . . und der nächste Film ist dann offensichtlich ein amerikanischer, wie sich das gehört . . . die bieten hier ein abendfüllendes Programm!
Jaja, aber eigentlich wollte ich euch noch von gestern erzählen, was alles passiert ist, nachdem ich meinen Beitrag zum Blog geschrieben hatte . . . was so alles von Entscheidungen abhängt, was man verpasst hätte, wenn man nicht, und auf was man eher verzichtet hätte, wenn man’s vorher gewußt hätte . . .
Die Frage der Fragen war: Gleich losfahren oder doch noch den kleinen Spaziergang auf den anderen Kamm links neben dem Paß? Und obwohl der Himmel verhangen war und die Stimmung dem entsprach, habe ich mich zum Glück noch auf den Weg gemacht, besser auf den Pfad, steil bergan, diesmal nicht mit Farbstreifen gekennzeichnet, sondern nur durch ‚Refugio de Caza‘-Tafeln (Jagdschutzgebiet) und einzelne Steinmännchen . . . nicht immer ganz klar, wo es langgeht, nach einer Weile Kletterei über Sandsteinklötze, wie von Riesen in die Landschaft geworfen . . . interessante Felsformationen, da schau her . . . und da ein großer Felsblock, da kletter ich mal rauf . . . na gut, bis zu der einen Pinie, die da oben steht, da geh ich noch rauf! . . . und dann gings los!
Da konnte ich wieder mal meiner Leidenschaft frönen, oben auf der Kante zu stehen und unter mir nur hundert(e) Meter Luft und erst ganz weit unten wieder Landschaft(nach Google Earth aus 666 m, die Ebene liegt bei 320 m) . Täuscht euch nicht, das hat weniger mit Adrenalin zu tun als mit sowas wie Ehrfurcht und Demut, auch wenn diese Worte anscheinend aus einer weit zurückliegenden Zeit stammen. Einfach GE-WAL-TIG! Man selbst als Mensch in den richtigen, winzigen Dimensionen, aber trotzdem mittendrin! Uh-Uhhhhh! Waaahhhnsinn! Da oben zu stehen und diese Dimensionen zu spüren . . .
Das Stehen ist das Eine, aber das zu photographieren ist das Andere . . . zum Einen ist die Höhe soo gar nicht darstellbar, ein Photo ist nun mal eine zweidimensionale Fläche, und die Bildsprache ist da viel zu eingeschränkt . . .
aber wie weit kann man sich vorlehnen, mit einer Kamera vor den Augen, die einen mit eineinhalb Kilo aus dem Gleichgewicht zu bringen versucht? Wie nah kann man an der Kante stehen, auf ein Handy konzentriert eine Kreisbewegung ziehen, um ein Panorama einzufangen?
Stehen und Schauen ist toll, alles, was den Blick auf die Position und das Gleichgewicht ablenkt, ist ausgesprochen zweifelhaft . . . gefährlich . . .
Auf dem Rückweg dann der gutgelaunte Übermut. Selbstauslöser ~ kommt man innerhalb der 12 Sekunden den Felsen rauf? Schließlich hat es mit 10 Sekunden geklappt, 2 noch oben warten ;-}
Ja, das hätte ich also verpaßt, wenn ich mich nicht doch noch aufgemacht hätte, gestern. Man kann so vieles verpassen, und man verpasst so vieles. Bleibt einem auch gar nichts anderes über, denn egal, wo man hingeht, links wie rechts bleibt etwas über, was man nicht mitkriegt . . .
Andererseits . . . weil meine Lebensmittel und das Wasser knapp waren, mußte ich ja wieder runter aus den Bergen . . . nach dem Einkaufen dann wieder so ein ‚Seebad‘, Betonblöcke, Ferienhäuser, Verbotsschilder. Nur ja keine Wohnmobile . . . um an den Rand der Verbote zu kommen immer weiter die Promenade entlanggefahren, schlechtere Straßen, ein heruntergekommener Wohnblock, der Teer hört auf, die Schlaglöcher nehmen zu, schließlich nur noch Schlaglöcher auf immer schmalerer Piste, auf der einen Seite das Meer und Müll, auf der anderen Ruinen von Ferienhäusern/hütten, in denen aber noch Menschen wohnen! Ich bin in einer Art Favela gelandet, aber fast vor jeder Ruine ein Auto, Hunde. Die Piste ist so schmal, daß Wenden vorerst nicht möglich ist, Hunde verfolgen mich kläffend, Menschen werden munter. Ich muß den Bus um schrägstehende Strommasten und Überreste von Mauern herumwürgen, es wird immer knapper! Und als ich schließlich umdrehen kann, ist es auch schon dunkel.
Auf dem Rückweg plötzlich ein Knall, wie ich später sehe, hat ein dicker Stein die hintere rechte Radkappe zusammengefaltet! Das tut weh, obwohl mir die Radkappen schon länger auf den Geist gehen, weil ich durch sie den Luftdruck der Zwillingsreifen nur nach aufwendiger Demontage (verschraubt!) und anschließender Remontage kontrollieren kann. Nun gut, werden die Felgen halt in Wagenfarbe gestrichen, und alles wird einfacher!
Also, Buntgemischtes gestern, auf die abendliche Erfahrung hätte ich doch eher verzichtet, wenn das möglich gewesen wäre . . .