Werte und die Christliche Politik

Aus gegebenem Anlaß möchte ich nochmal an das Thema des vorigen Artikels (und ich meine nicht das Chilling!) zurückkommen. Norbert Blüm, der für seine Äußerungen zur Rente seinerzeit sehr durch den Kakau gezogen wurde, hat einen ausgesprochen lesenswerten Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Sehr pointiert mahnt er die sogenannten ‚christlichen Werte‘ an, die leider in der Tagespolitik der Parteien mit dem vorangestellten großen ‚C‘ nicht nur gar keine Rolle spielen, sondern eher ins Gegenteil gekehrt werden.

 Wo sind sie hin, die christlichen Werte?
Wo sind sie hin, die christlichen Werte?

Nicht zum ersten Mal bin ich angenehm überrascht, daß ausgerecht aus der alten Riege der schwarzen Politik nach dem Abschied aus dem politischen ‚Geschäft‘ und einer längeren Meditation wirklich gute Gedanken in die Medien geworfen werden, die ich am liebsen in parlamentarischen Debatten hören würde, außerdem in den Ausschüssen, in denen Politik in Gesetze gegossen werden. Heiner Geisler war so einer, jetzt auch Norbert Blüm. Ausnahmen, sicherlich, aber bemerkenswerte.

Die Mitglieder der Partei mit dem großen ‚S‘ wiederum leben im politischen Ruhestand auch nicht die sozialen Werte, sondern dienen sich eher den Bossen der Genossen an, wie unser ehemaliger Kanzler und Genosse der Bosse. Wobei das weniger bemerkenswert ist als allgemeiner Usus. Und die alte Riege der Grünen neigt auch dazu, aus den Turnschuhen in den Nadelstreif umzusteigen und wegen sogenannter Jugendsünden öffentlich Abbitte zu leisten. Gut, auch da gibt es Ausnahmen wie Hans-Christian Ströbele (wer ihn wählt, quält Fischer 🙂 ).

Aber zurück zu Norbert Blüm: Nicht alles, was er so von sich gibt, bekommt meine Zustimmung. Aber mit seiner ‚die Rente ist sicher!‘- Aussage hätte er durchaus Recht gehabt, wenn denn nicht das Ziel der politischen Kampagne gewesen wäre, der Privatwirtschaft (Banken, Versicherungen und Private Equities) einen gut Teil der Altersvorsorge zukommen zu lassen. Man hätte nur soweit denken müssen, die Bezahlbasis der Rente an die sich verändernden Gegebenheiten (immer mehr Wertschöpfung mit immer weniger Lohnarbeit) anzupassen.

Denn daß die Privatwirtschaft nur so lange alles besser kann, wenn überhaupt, so lange sie sich einen möglichst hohen Anteil abzwacken kann, um sich bei Schwierigkeiten aus der Affäre zu ziehen (tut uns leid, aber so hatten wir das nicht ausgerechnet 🙁 ) ~ das hätte man sich schon vorher denken können.

Die Riesterrente hat sich schon vor langer Zeit als €urograb für die entpuppt, die sich private Altersvorsorge überhaupt leisten können. Für die, bei denen am Ende des Geldes immer noch ein gerüttelt Maß Monat übrig bleibt, die sich private Vorsorge also gar nicht leisten können, stellt sich die Frage gar nicht.

Jetzt gerät auch die betriebliche Altersvorsorge in schwieriges Fahrwasser, denn die Politik des lockeren Geldes, die das Finanzsystem stützen sollte, knabbert an der Berechnungsgrundlage. Ein Schelm, wer Böses sich bei denkt! Am Ende wird, keine Sorge, der (Lohn-)Steuerzahler wieder die Zeche zahlen. Denn wenn die ‚Privaten Versicherer‘ pleite sind, gibt es da nichts mehr zu holen. Das eingezahlte Geld ist dann von privaten ‚Investoren‘ abgeschöpft worden . . . Solidarität von renditeorientierten privatwirtschaftlichen Unternehmen zu erwarten, erfordert schon eine schizophrene Gedankenkonstruktion!

Aber jetzt gut! Letztlich soll dieser Blog im Schwerpunkt nicht unbedingt ein politischer sein. Aber zu den Notizen (Gedanken!) aus der Außenwelt gehört ab und an auch der Blick auf das politische Theater. Demnächst geht es wieder auf Reisen, dann kommen auch wieder Berichte und Photos über ’schönere‘ Themen. Versprochen!