Sackgassen . . .

(I) Cadiz ~ no way to stay

Cadiz? ~ Cadiz!!
Cadiz? ~ Cadiz!!

Meine Absicht, in Cadiz einen kleinen Aufenthalt einzulegen und mir die Stadt anzuschauen, war nicht mit sehr viel Erfolg gekrönt. Denn Cadiz liegt am Ende einer ca 8 Kilometer langen Landzunge, auf der nicht viel mehr Platz hat als der auf dem Photo abgebildete Strand, eine Einbahnstraße, eine Autobahn, eine Bahnlinie, aus die Maus! Die Stadt selbst liegt am Ende des etwas aufgeblähten Zipfels als dicker Wurm . . .
Auf der Autobahn in die Stadt reingefahren, Ende der Autobahn, erster Kreisverkehr, und schon bin ich, Schwuppdiwupp, an einem Schild vorbeigefahren, das die Durchfahrt für Fahrzeuge über 5,5 t verbietet ~ und wieder mal bin ich illegal! Aber die vierspurige Straße ist mit einer durchgezogenen Linie in der Mitte versehen, die man bei Strafe von über 200 €uroz auch nicht zum Wenden überfahren darf, Linksabbiegen überall verboten, und so geht das Stop and Go ein paar Kilometer in Richtung Stadtzentrum, bis der erste Kreisverkehr auftaucht, wo ich rumdrehe und mich auf die Einbahnstraße am Strand entlang, zurück zum Ausgangspunkt hangle . . . die Hoffnung auf einen Parkplatz erweist sich als seeehhhr trügerisch, die einzigen freien Plätze, die auch nur die Hälfte der Länge haben, die ich brauche, sind für Polizei, Ambulanz und/oder (andere) Behinderte reserviert . . .
So winde ich mich also zwischen Stadt und Atlantik wieder zurück zum Stadteingang und beschließe, wenigstens den vorher gesehenen Strand zu besuchen, aber auch da bin ich ohne Ausweg wieder an einem Schild vorbei, verboten für Busse und Lastwagen . . . nun, das ist jetz immerhin Interpretationssache, Bus ist er schon lange keiner mehr, Lastwagen noch nie gewesen ;-}
Nach einem langen Strandspaziergang geht es weiter, leider immer nur in eine Richtung, und so bleibt mir auch die Fahrt über die Brücke über die Bahia de Cadiz versperrt, und ich muß auf dieser Autobahn um die ganze Bucht herumfahren . . . schade drum, denn Cadiz scheint eine offene, freundliche Stadt zu sein, im Gegensatz zu den Gepflogenheiten im restlichen Spanien ernte ich hier mit meinem Bus neugierige Blicke und ein Lächeln, auch von der anderen Hälfte der Menschheit ~ das fühlt sich gut an ;-}

(II) Guadalquivir ~ Parque National de Doñana

Das zweite Mal in einer Sackgasse lande ich gegen Abend, als ich auf einer der von mir bevorzugten kleinen Straßen entlang des Guadalquivir durch ein kilometerlanges Straßendorf fahre, hinter der Häuserreihe links wie rechts Gewächshäuser und Felder. Alle hundert Meter einer der in Spanien hochgesetzten achsbrechenden Zebrastreifen (ach, wir haben noch ein wenig Beton übrig, legen wir noch zehn Zentimeter drauf! ;-} ), oft noch ein schmaler randsteinhoher Wurm zehn Meter davor und dahinter. Am Ende des Dorfes fängt dann der Nationalpark an, die auf meiner Karte verzeichnete Straße wird zur ungeteerten Piste, gesperrt über 5,5 t, und mehr Schlaglöcher als Platz für die Pneus. Die Piste führt durch einen sehr schönen Pinienwald, einige Kilometer, und wird dann wahrscheinlich wieder zur Straße, aber für heute: Nein Danke! Auf dem Parkplatz mit Infotafeln (schön, daß die EU sowas fördert!) ist das Übernachten selbstverfreilich wieder mal verboten, also fahre ich das Straßendorf wieder zurück und hangle mich anschließend nochmal durch die nächste größere Stadt, bis ich den Ausgang auf die nächste (Über-)Landstraße finde . . . irgendwann nach acht lande ich dann hier am Rand von Lebrija auf einem dieser erschlossenen, aber wegen Krise noch nicht bebauten Industriegebiete . . .

Eine kleine Erläuterung, oder zwei, zu den Schwierigkeiten, einen Übernachtungsplatz zu finden: Spanische Straßen sind ganz offensichtlich zum Fahren gebaut, nicht zum Anhalten. Über Land sind sie meist von Leitplanken eingefaßt, in der Regel ohne Standstreifen. Fehlen die Leitplanken, sind sie mit steilem Abfall so überhöht, daß ein Verlassen der Straße mit einem Handstandüberschlag enden würde. Über weite Strecken oft mit durchgezogener Mittellinie, die nicht überfahren werden darf. Wenn es also auf der linken Seite einen Parkplatz/Aussichtspunkt gibt ~ nix für Unsereiner, Pech gehabt! Je nach Gegend ist der Grund rechts und links der Straße Privatbesitz, jeder Feldweg mit einer Kette oder einem Tor verschlossen.

Zweite Erläuterung: Ganz Spanien ist übersäht mit einem Flickenteppich von National-, Regional- und Naturparks, das gibt anscheinend Fördermittel von der EU ;-} Dagegen ist ganz und gar nichts einzuwenden, meist handelt es sich wirklich um landschaftlich und/oder ökologisch sehr interessante Gebiete. Die Bewohner sind da nicht immer begeistert davon, weil auch Privatbesitz von oben herab einfach zum Park erklärt wird und damit die wirtschaftliche Nutzung nicht (mehr) oder nur noch sehr eingeschränkt möglich ist ~ und von irgendwas müssen die Leute ja leben. Für mich bedeutet (National-)Park vor allem, daß das Parken über Nacht regelmäßig verboten ist. Im Winter wird das von jeder Polizei mit freundlichem Lächeln toleriert, aber nach Ostern . . . Vagabunden raus! Wäre schön, wenn das Übernachten wenigstens am Rande des Nationalparks erlaubt wäre, aber das ist in der offiziellen Denke nicht vorgesehen . . .

Für die Arbeit ist das fatal . . . Landschaftsphotographie braucht ziemlich viel Zeit, denn sie lebt vom sich ständig wandelnden Licht. Geduld gehört dazu, das Warten auf das richtige Licht, das richtige Wetter. Der Druck der allgegenwärtigen Polizei ist da ausgesprochen destruktiv . . .

:-[ . . . ;-}

sundown
fast verpaßt ~ Sonnenuntergang über dem Atlantik

Von wegen Voraussicht! Die hat beinahe versagt . . . laßt es euch gesagt sein, ab heute gibts keine Sonnenaufgangsbilder über dem Meer mehr :-[, allenfalls Sonnenuntergangsbilder über dem Meer :-} . . .

Außerdem noch eine erfreuliche Nachricht: Für heute nacht habe ich einen ganz und gar legalen Standplatz auf einem Parkplatz (leicht kahl und öde) :-[ am Strand von Zahara de los Atunes (Thunfische) gefunden. Die Guardia fährt zwar hier auch durch, aber was solls! Ist ein zum Touristenhort umgewandeltes Fischerdorf mit vielen Ferienwohnungen und Hotels, aber nicht die wuchtige Sorte. Viele Bars und Restaurants, aber auch Einkaufsmöglichkeiten. Mäßig belegt mit Engländern und Deutschen, auch Jungvolk dabei. Kilometerweise Sandstrand, nicht ganz so fein wie der von heute früh, wo ich um die Ecke einen Strand für mich ganz allein hatte und ich auf Badehose und Handtuch (vergessen ;-} ) für Meerwasser- und Sonnenbad gut verzichten konnte . . . morgen früh dann halt mit Badehose . . .

Las Dunas

. . . Las Dunas ~ hier muß immer wieder Sand geräumt werden . . .

In weiser Voraussicht (ja, kann ich auch ;-} ) hatte ich mir den Wecker auf dreiviertel acht gestellt, und prompt stand kurz vor acht die Guardia, die schon mitten in der Nacht mal mit Suchscheinwerfern über den Parkplatz gefahren war, auf der Matte . . . das Interview fand diesmal auf englisch statt, so konnte man sich richtig unterhalten . . . die Daten von meinem Perso wurden notiert, um zur deutschen Botschaft übermittelt zu werden (die werden jetzt wohl jeden Tag hunderte von Meldungen bekommen), ansonsten aber wieder keine Beanstandungen wegen des Ausweises, nur wegen Übernachten in der Sperrzone . . . alles in recht freundlichem Ton . . . als ich fragte, ob jetzt nach Ostern die Bestimmungen strenger ausgelegt würden, ich hätte bis jetzt eigentlich nie Probleme gehabt, antwortete der Guardist, das wäre kein Problem, nur eine kleine Ermahnung, und sie müßten das halt machen . . . sei es, wie es sei, es werden langsam die Daumenschrauben angezogen, und das fühlt sich nicht sooo angenehm an. Mal sehen, wie das weiter geht . . . kommt halt auch immer drauf an, an wen man gerade gerät ~ der gestern war schon unangenehmer, wobei das sicherlich noch steigerungsfähig ist . . .

Afrika in Sicht . . .

Afrika über die Straße von Gibraltar
zwischen dem dunklen und dem hellen Blau: Marokko, Afrika . . .

Heute habe ich also mit Tarifa den Scheitelpunkt meiner Reise erreicht, weiter südlich geht nimmer, zumindest dieses Jahr, was man auf der anderen Seite der Meeresenge sieht, ist Afrika, das blaue Wasser auf der rechten Seite heißt jetzt Atlantik!

quiXote umzingelt von Windmühlen
quiXote umzingelt von Windmühlen ~ auf in den Kampf!

Ab jetzt wirds anscheinend hart . . . was mich heute neben der Migräne, die mich bis nachmittags um drei gequält hat, noch genervt hat, ist eine erneute Diskussion, diesmal mit der Guardia Municipal, der örtlichen Polizei, die mir sogar damit gedroht hat, mich nächsten Monat aufzuschreiben, weil, paßt auf, mein TÜV nur bis April geht . . . ich hatte ja damit gerechnet, daß ich zurück in Deutschland als allererstes das erledigen muß, aber auf die Idee, daß die spanische Polizei mich damit strietzen könnte, bin ich nicht gekommen . . . anscheinend hat mit Ostern die Zeit begonnen, die schon James A. Michener in seinem Buch Drifters (Deutsch: die Kinder von Torremolinos) für 1969 beschrieben hat. Dann konzentriert sich die ganze spanische Polizei darauf, jeden Menschen zu verjagen, der aussieht wie Jesus Christus. Damals war es erstaunlich, wie viele sie gefunden hat, heute werden aus Mangel daran halt Wohnmobilisten aufs Korn genommen ~ Vagabunden raus!

Tja, und insofern ist der Monat Stillstand in gewisser Weise fatal, denn gerade hier an der touristisch ausgebauten Südküste wird es jetzt stressig :-[

verfallener Wachturm
Prinzessin nicht zu hause, oder nur keine Lust zu winken?

Aber es gibt auch schönes zu berichten, auch wenn auf dem Berg mit dem verfallenen Turm mir bedauerlicherweise keine schöne Prinzessin zugewunken hat. Die Fahrt südlich über Ronda, das sich bei einer zweimaligen Stadtrundfahrt (wegen irreführender Beschilderung) als hübsches altes Städtchen mit vielen Touristen geoutet hat, durch die Serrania de Ronda war, wenn auch für die Pferdchen wieder mal sehr anstrengend, einfach gnadenlos schön. Und überall und immer wieder die überirdischen Variationen dieses Grüns, das von der Sonne zum Leuchten gebracht wird ~ ich war hin und weg! Kurz nach Ronda beim Überqueren des Passes noch ein paar Spritzer mit Schneeflöckchen vermischten Regen, ab dann wieder Sonne. Und Grün, Grün, Grün . . . sogar in den Bergen dominiert das Grün, gesprenkelt mit Steineichen, die immer mehr werden. Irgendwann dann tatsächlich die ersten realen Kühe, die ich in Spanien sehe . . . sonst stehen die immer nur auf Verkehrsschildern rum, ohne Sinn und Zweck. Später auch Pferde, edle Araber . . . Geier und Adler, die es hier in den Bergen geben soll, hab ich leider keine gesehen.

Pinien ~ hoch gewachsen . . .

Gegen Abend fahre ich von der Landstraße ab durch einen großen Korkeichenwald, der leider vollständig eingezäunt und nicht zugänglich ist. Übenachtet habe ich in der Nähe eines Stausees, wo mich, wie gesagt, ein paar hundert Meter in einer halb zugewachsenen Stichstraße / Sackgasse die Guardia aufgemischt und mir für den Tag die Laune verdorben hat ;-[

Korkeiche
Korkeichenwald ~ am dunklen Stamm wurde die Rinde abgepellt . . .

Heute nacht stehe ich auf einem Parkplatz am Meer bei Tarifa, gegenüber leuchten die Lichter von Afrika. Spät ist es wieder geworden, ich mach jetzt Schluß und kletter ins Bett. Kann sein, daß ich morgen früh verjagt werde, denn hier ist das Campen natürlich nicht erlaubt, und die Polizei ist in Aufräumlaune ~ ist das Leben nicht schön? ;~[

VERDE!

Seit dem ich Granada verlassen habe, überrascht mich Andalusien immer wieder mit neuen Variationen von Grün, Verde! Dieses Grün ist jetzt im Frühjahr teilweise, wie beim frischgetriebenen Gras oder Getreide, so intensiv und leuchtend, daß der Weißabgleich der Kamera tilted und mir diese phantastischen Farben herunterregelt, bis nichts mehr übrig ist von der Pracht ;-[
Hier zwischen Campillo und Ronda konkurriert das Grün mit dem rötlichen Ton der frischgepflügten Erde, in der Mitte das eher blasse Graugrün der Olivenplantagen. Das ganze wellt sich weitflächig über sanfte Hügel und unter schroffen Felswänden . . .

andalusisches Grün
. . . andalusisches Grün . . .

Angefangen hat das mit Pflanzungen von Oliven und Mandeln, dann am Fuße der Sierra Tejeda mit dicht mit Pinien bewachsenen Bergzügen, was sich weiter westlich dann immer mehr zu Steineichen gewandelt hat. Zwischendurch eine Strecke, wo in den Wiesen unter den Felsabbrüchen alle paar Meter dicke Felsen wuchsen, in der Ferne schon sichtbar Olivenplantagen . . . ganze Bergzüge sehen aus wie mit Gel gekämmt, da die Oliven in Reih und Glied bis über den Grat stehen . . . gestern bin ich stundenlang im Regen (April!) über eine Hochebene gefahren, ringsum bis zum Horizont Oliven, Oliven, Oliven . . . hier wird wahrscheinlich jeder einzelne Tropfen des spanischen Olivenöls erzeugt! ;-}

Die Landschaften von Andalusien sind trotzdem sehr abwechslungsreich,
nach dem letzten Eintrag von der Embalsa de los Bermejales habe ich unterhalb der Staumauer erstmal über eine schmale Nebenstraße die grandiose Schlucht des Cacín erlebt ~ kein Photo im Blog diesmal, der Eindruck läßt sich auf den kleinen Briefmarken nicht rüberbringen. Diese Schlucht ist ein andermal durchaus eine Wanderung wert, man muß für sowas nicht unbedingt nach USA fliegen, auch Europa hat außer der Ardeche gerade hier in Andalusien einiges zu bieten. Dazu ein wenig Historisches gefällig? Steht am flacheren Ende der Schlucht eine römische Brücke, ohne sich genauer vorzustellen, in einwandfreiem Zustand . . .

römische Brücke über den Cacín, Andalusien
. . . römische Brücke über den Cacín, Andalusien . . .

Tja, was gibts sonst noch zu berichten? Gestern abend bin ich wegen dieses Grüns von der Straße scharf rechts auf einen Feldweg abgebogen, der senkrecht in die Olivenplantagen hochführte, und habe mich dann neben einem verfallenen Haus recht versteckt (mehr Zufall, sonst gabs keine ebene Fläche) für die Nacht aufgestellt. Und womit ich garantiert nicht gerechnet habe: Heute, am Sonntag in der Frühe, hat ein Fahrzeug der Guardia Civil (wir kontrollieren jeden Feldweg in Spanien mindestens einmal am Tag!?!), der das wohl verdächtig vorkam, ¡ENDLICH! nach drei Monaten in Spanien, ein Interview mit mir geführt, auf von mir radegebrochenem Französisch (das liegt dem Spanier als romanische Sprache näher als Englisch, geschweige denn Deutsch): Was ich hier mache, wielange ich zu bleiben gedenke . . . Und bei der Gelegenheit gleich meinen ~ abgelaufenen ~ Personalausweis kontrolliert, ohne Beanstandung ;-} Dont worry, be happy!

Und jetzt ist erstmal eine kleine Wanderung fällig zu der Turmruine oben auf dem Berg, trotz des recht stürmischen Windes und der Regenwolken, die den knalligen Sonnenschein vertreiben wollen . . . wo, wo ist der Regenbogen?

Alhambra mit X

Alhambra ~ bleibt wieder verschlossen . . .
Alhambra ~ bleibt wieder verschlossen . . .

Auch der gestrige Versuch, in den inneren Bereich der Alhambra zu gelangen, war nicht von Erfolg gekrönt . . . nach dem dreiviertelstündigen Aufstieg und (unfreiwilliger) Besichtigung der Parkplätze hab ich mich um zwölf an die Schlange für Einzelpersonen, will heißen nicht Bus-Reise-Touristikgruppe, nur Barverkauf angestellt und habe nach zehn Minuten schätzungsweise zehn Prozent der Schlange abgedient, als eine Lautsprecheransage zuerst auf spanisch und dann auf englisch verkündet, daß die Tickets für heute ausverkauft sind und nur noch Nachttickets verkauft würden! Die Nachttickets gewähren Zugang von 22 bis 23 Uhr dreißig, erstens ist das noch elend lang hin bis dahin, außerdem sind eineinhalb Stunden definitiv zu wenig :-[

Nun denn, also steige ich über den nördlichen Graben ab zum Darro, wo ich neulich meine Cervesa getrunken habe, und kann jetzt mit Fug und Recht behaupten, die Alhambra komplett zu Fuß umrundet zu haben. Und kann dem ADAC recht geben, der empfiehlt, die Tickets über das Internet vorzubestellen ~ aber wo käme ich hin, wenn ich die Tips des ADAC befolgen würde?!?

Der amerikanische Schriftsteller Washington Irving, der Spanien, Granada und die Alhambra 1829 besucht hat, hatte das Glück, die Alhambra vor der Zeit des von Spanien präferierten Massentourismus zu erleben, der konnte sogar auf der Alhambra wohnen und im Patio der Löwen oder dem der Myrthen sein Frühstück einnehmen. Die Alhambra war damals eine mehr oder weniger verlassene Ruine, in der sich allerlei Herumtreiber häuslich eingerichtet hatten. Erst 1870 wurde sie zum Nationalmonument erklärt damit auch vor dem weiteren Verfall beziehungsweise Plünderung durch sogenannte ‚Kunstliebhaber‘ geschützt . . . mir bleibt nur der Traum von einer Zeitreise mindestens zweihundert Jahre zurück, um die Alhambra so zu erleben . . . und das Buch ‚Erzählungen von der Alhambra‘, das Washington Irving geschrieben hat. Das Buch hat sicherlich auch dazu beigetragen, den Tourismus in Granada anzutreiben, deswegen hat ihm Granada auch eine Statue im Park der Alhambra aufgestellt . . .

Puerta de la Justicia
Puerta de la Justicia ~ das Tor der Gerechtigkeit

Links zu sehen: Das Tor der Gerechtigkeit, so genannt, weil nach maurischem Brauch in den Toren Recht gesprochen wurde. Direkt über dem inneren Torbogen ist ein Schlüssel, über dem äußeren Torbogen eine offene Hand eingraviert ~ für mich anscheinend eher ein ‚Stopp! ~ draußen bleiben!‘ als die offizielle Symbolik für die fünf Grundgebote des Korans: Das Glaubensbekenntnis, das fünfmalige tägliche Gebet, die Spende an die Armen, das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka.


Uhu, Bubo Bubo
Ein Uhu! ~ warum ist der nicht in seiner Tube?

Steinadler ~ Aquila chrysaetos
Steinadler ~ mit protestierendem Blick

Wieder unten in der Stadt gibts auf einem Platz buntes Markttreiben, unter anderem auch eine irgendwie mittelalterlich anmutende Gelegenheit, sich für drei €roz mit einem Bùbo Real, einem richtigen lebendigen Uhu, oder einem genauso lebendigen Aquila Real, einem Steinadler fotografieren zu lassen, zwei €uroz mit eigener Kamera . . . ich könnte mir vorstellen, daß die zwei ihre Mäuse lieber auf traditionelle Art mit den eigenen Flügeln verdienen würden . . . zivilisierter scheint da schon der Stand nebenan eines Kubaners, wo man Mojitos, Caipirinas und andere original kubanische Drinks bekommt . . . aber dazu ist es nun wirklich noch zu früh ;-}

Tja, so ist das nun mal ~ da auch die anderen Schönheiten dieser interessanten Stadt mangels ausreichenden Sprachkenntnissen allenfalls virtuell zugänglich realiter aber eher verschlossen sind, beschließe ich, nach drei intensiven Tagen Granada in westlicher Richtung wieder zu verlassen und lande in der zumindest bis jetzt sanfter gerundeten Sierra de Alhama y Almijara. Da sich aber in fast tausend Metern Höhe über dem Stausee Los Bemejales die Sonne eher zögerlich und knausrig benimmt und ein kräftiges Windchen bläst, fühlt sich das etwas frischer an als in Andalusien gewohnt . . . immerhin ist das schön grün ringsrum, und ein grau-weiß geschecktes, photoscheues Eichhörnchen und ein Fuchs schauen vorbei und sagen hola!

Embalse de los Bermejales
Embalse de los Bermejales

Stammgast . . .

Rohrammer
Rohrammer ~ jeden Tag auf Posten . . .

Regelmäßiger Stammgast auf seinem Stengel fünf Meter direkt vor dem Bus ist dieser Geselle, der sich auf der letzten Seite meines Bestimmungsbuches als Rohrammer outet . . .

Granada, Alhambra und so . . .

Alhambra ~ Bano de la Mesquita ~ Decke
Alhambra ~ Bano de la Mesquita ~ Decke

Das mit der Alhambra hat sich selbstverfreilich wieder etwas komplizierter gestaltet als geplant. Da ich mich als Fußgänger nicht auf der Autostraße zur Alhambra quälen wollte, bin ich den Burgberg über kleine Gäßchen und Treppen hinaufge ~ wollt ich sagen geschlendert?! ~ jedenfalls in Muße und mit vielen schönen Eindrücken. Oben angekommen durch ein Tor, ohne Pforte und Kassierer, und schon lasse ich mich durch die Menge der Terroristen ~ äh, Verzeihung, Touristen treiben und erkunde die Alhambra . . . soweit wie das denn geht . . . denn vor den Zuckerchen, wie zum Beispiel dem Nasridenpalast, der mich besonders interessiert, werden dann die Tickets kontrolliert und sogar der aufgedruckte Barcode eingescannt!
Leider gibts die Tickets nur da zu kaufen, wo man mit dem Auto anfährt, und dahin kann man wiederum nicht durch das seeehhr weitläufige Gelände gehen, da liegt nämlich der ticketpflichtige Bereich des Generalife dazwischen . . . also wieder raus und um das ganze Gelände herumlaufen, um dann wieder ? ? ? ihr könnt mich gerade mal, vorerst gibts also nur Alhambra light, free edition . . .

Palacio Carlos V
Palacio Carlos V

Der Palast des fünften Carlos ist erstaunlicherweise zugänglich, zumindest der eindrucksvolle kreisrunde Innenhof mit den doppelstöckigen Galerien. Wobei mich die vierzehn von Hand geschossenen Aufnahmen ~ Stativ wieder mal verboten ~ schätzungsweise sechs bis acht Stunden Arbeit kosten, bis das 360°-Panorama zusammengenäht ist, und dann ist die Qualität immer noch unbefriedigend :-[ aber von 23tausend Pixel Kantenlänge auf 600 für den Blog zusammengeschrumpft fällt das nicht mehr auf, leider sieht man halt auch kaum mehr was . . .

Bogen und Decke
stitching loco (verrückt) Bogen und Decke zusammengenäht

Die Geheimnisse des Stitching-Programmes sind unergründlich ~ den Versuch, einen Torbogen und die davorliegende Decke zusammenzupfriemeln, quittiert das Programm mit dem Kommentar ‚Bilder passen sehr gut zusammen‘ und werkelt so vor sich hin. Daß dabei eine Sanduhr herauskommt, liegt in der Natur der Perspektive . . . ein paar Ecken und Kanten wegzuschneiden, bleibt mir als Arbeit noch über . . .

ich bin nicht der einzige mit Kamera ;-}
. . . ich bin nicht der einzige mit Kamera ;-} . . .

Nachdem ich also den gestrigen Abend und den heutigen Morgen mit frustigem Ergebnis gestitched habe, war mir nach körperlicher Entspannung ;-} und ich bin erstmal eine Runde Joggen gegangen, wie mir das hier die ganze Zeit vorgemacht wird, danach eine Dusche und Stadtbummel . . . hat schon etwas für sich, einfach so ohne Programm und Ziel durch die Menschenmenge zu treiben . . .
Spaß machen mir die Fußgängerampeln ~ das rote Männchen sieht ja ganz normal aus, aber wenn das grün wird, dann fängt das richtig an zu laufen, gleichzeitig wird als Countdown die Restzeit der Grünphase angezeigt. In den letzen Sekunden wird der grüne Mann dann richtig hektisch ;-}}
Zwischendurch will ich mich per Internet nach einem Automatenwaschsalon erkundigen und finde bei der Gelegenheit meinen eigenen Blog unten auf der ersten Ergebnisseite ;-} zumindest Google scheint ihn sehr aufmerksam zu verfolgen ;-} . . . als ich nach Andualusien reingefahren bin, hab ich mir offensichtlich schon einmal Gedanken übers Wäschewaschen gemacht . . .
Daraufhin setze ich mich dann am Flüßchen Darro an einen Tisch und bestelle eine kühle Cervesa . . . höre dabei einem Straßenmusiker zu, der klassische spanische Gitarre in einer Qualität bietet, die auch in einem Konzertsaal nicht fehl am Platze wäre . . . ist mir, der ich bei Straßenmusik mittlerweile eher knickerig geworden bin, in diesem Fall einen Fünfer wert!
Morgen werde ich vielleicht nochmal die Alhambra angehen ~ wäre schon schade, so weit gereist zu sein und dann den Nasridenpalast nicht von innen gesehen zu haben . . .

. . . nicht Alhambra ~ einfach Granada! . . .

Granada . . .

Auf dem Weg nach Granada auf einer schönen Landstraße durchs Gebirge und in Lanjaron an einem Brunnen mit beschildert trinkbarem und wohlschmeckendem Wasser meinen Tank und die inzwischen angesammelten fünf und sechs Liter PET-Wasserflaschen gefüllt. Nach dem ersten Kanister wird das Wasser etwas milchig-trübe, was solls! Beim dritten Kanister wird das Naß allerdings braun, was mir nicht ganz koscher vorkommt. Kanister gelehrt und die Umgebung erforscht. Eine Etage obenan ein Kinderspielplatz, noch eine Etage höher der Friedhof ~ ein Schelm wer Böses sich bei denkt! ;~} . . . aber ein paar Minuten später wird das Wasser wieder klar, so schlimm kanns wohl nicht sein . . . und in jedem Fall ist das natülich und organisch, gelle?
Im Ernst, auf spanischen Friedhöfen werden die Gewesenen in gemauerten Regalen bestattet, eine Trinkwasserkontamination scheint mir da eher ausgeschlossen . . .
Das letzte Stück nach Granada geht es auf der Autobahn, und die führt erstmal streng bergauf, was für mich bedeutet, daß die Geschwindigkeit bis runter auf 30 Km/h fällt. Der Peter hat mir das erklärt: Wenn an langen Steigungen die Abgastemperatur zu sehr ansteigt, schließen die Ventile konstruktionsbedingt früher, der Motor kriegt weniger Saurstoff, verbrennt den Diesel schlechter. Man könnte die Auspuffkrümmer isolieren, man könnte einen zuschaltbaren Ventilator (Turbo-Booster) in den Lufteinlaß einbauen . . . aber vorerst hilft nichts als Runterschalten und Geduld.
Wenn man an Granada denkt, fällt einem erstmal die Alhambra ein, und so hab auch ich mir die Wegweiser dahin zur Richtschnur gemacht und bin denen folgend bei einem Parkplatz gelandet, auf dem schon mehrere Wohnmobile und Reisebusse standen. Allerdings: Nicht umsonst, selbstverfreilich, aber was mut das mut! Nochmal allerdings: Der Monitor des Ticketautomaten vor der videoüberwachten Schranke gibt mir den freundlichen Hinweis, daß für heute (es ist 17 Uhr) bereits alle Tickets für den Besuch der Alhambra verkauft sind ~ und freundlicherweise auch, daß ich zehn Minuten Zeit hätte, den Parkplatz (24 Stunden geöffnet!) wieder zu verlassen, ohne bezahlen zu müssen . . .
Das Angebot nehme ich dankend an und lande am Fuß des Alhambra-Berges an einem kleinen Flüßchen, dem Genil, wo sich auch schon etliche andere Wohnmobilisten versammelt haben. Auf dem anderen Ufer ist die örtliche JoggerInnen-Rennstrecke, Hunde werden spazierengeführt, für Unterhaltung ist also gesorgt ;~} und ein kleiner Supermarkt ist in Fußgängerreichweite.
Morgen wird man weitersehen . . . was sich langsam bemerkbar macht, ist die vertrödelte Zeit . . . abends um halb acht hat es im Bus noch über dreißig Grad, viertel nach acht sind es noch achtundzwanzig, es scheint auf den Sommer zuzugehen! . . . lassen wir uns mal überaschen!

. . . von der Küste in die Berge . . . Richtung Granada . . .

Spanien im allgemeinen und Andalusien im besonderen ist ein fast überall sehr gebirgiges Land, und die nur 120 Pferdchen, die da unter meinem Schlafzimmer gallopieren, haben kräftig zu tun, um mein rollendes Heim in den kleinen Gängen die Berge hochzuschieben.
Dabei kommt es hier auf der Strecke immer wieder vor, daß Schilder am Straßenrand vor einem schlechten Zustand der carretera warnen ~ was dann in der Regel nicht auf einen alten, geflickten Teerteppich hinweist, sondern darauf, daß mal über einen Kilometer auf eine Fahrspur der Berg samt Maschendraht, der das eigentlich verhindern sollte, auf dem nächsten Kilometer dann umgekehrt die bergferne Fahrspur den Berg runtergefallen ist. Es regnet hier nicht sehr oft, aber wenn, dann anscheinend richtig!
Die Anstrengung für die Pferdchen führt aber zu Anblicken, die für den Andalusier und wegen Entwöhnung inzwischen auch für mich dem Auge schmeicheln: Bäume nicht nur als Einzelexemplare, sondern in zählbaren und später dann auch nicht mehr zählbaren Mengen! Pinien, Oliven, Mandeln, Eukalyptus . . . und fließendes Wasser!

Rio Guadalfeo
. . . rio und valle . . . fließendes Wasser!

Das, und als der absolute Überbrüller, Schneemützchen auf den Gipfeln der Sierra Nevada, mit der knalligen Sonne im Nacken zu beobachten, goutieren die andalusischen Straßenbauer mit beschilderten (Kamera!) Parkplätzen und Aussichtspunkten alle paar Meter . . . aber ohne Witz, auch ich bin von dem Anblick so angetan, daß ich beschließe, den Rest des Nachmittags und die Nacht in diesem Tal zu verbringen, am Fluß!
Die kleinen Feldwege, die da steil abwärts führen, sind mir aber nach meinen Erfahrungen in der Wüste von Tabernas ein bischen zu riskant, deswegen muß ich ein Stückchen fahren, bis eine schmale geteerte Straße ins Tal führt . . .

Rio Guadalfeo
. . . direkt am Fluß ~ oder Bach???

Den Rest des Nachmittags nutze ich zu einer kleinen Wanderung flußaufwärts, immer wieder den Rio Guadalfeo durchwatend, um die Seite zu wechseln, oder auch im Fluß watend, ohne einen Grund ausßer der Lust an der Freude ;-} . . . meinen ledernen Kamel-Sandalen wird so gründlich der Fußschweiß ausgespült, und ich genieße das wieder Erwarten fast lauwarm zu nennende Wasser. Nur in einem seitlich einmündenden Bach wirds dann ein wenig erfrischender . . .
Auch hier im Flußbett, das nicht wie die meisten Flüße und Bäche bei uns kanalisiert ist, ist die Gewalt des Wassers gut sichtbar, obwohl der Rio Guadalfeo im Augenblick flach und wie ein zahmer Bach erscheint. Das breite Flußbett mit Steinen, die mal wie gebürsteter Edelstahl in der Sonne schimmern, mal aussehen wie verwittertes Holz, das aber, im richtigen Winkel zur Sonne, ebenfalls anfängt zu schillern, ist durchzogen von alten Schleifen ~ das Wasser sucht sich immer wieder neue Wege . . . die Kanten des die Vegetation tragende Erdreichs sind zum Teil übermannshoch wie mit der Rasierklinge abgeschnitten. Wer da seine Hütte unbedacht zu nah am Flußlauf baut . . .

. . . so ein Pech ~ und bevor das Dach drauf ist! ;-}

. . . kommt unter Umständen nicht mehr zur einzigen Tür hinein, bevor auch nur das Dach aufgesetzt ist . . .

Auch diese Ruine der Klasse ‚würd ich mir gerne als Altersruhesitz herrichten‘ direkt nebenan ist wahrscheinlich deswegen aufgegeben worden, weil sie doch ein wenig zu nahe am Wasser liegt . . .

. . . aus der Serie 'Ruinen, die ich liebe' . . . ;-}

Den Osterhasen bekomme ich zwar nicht zu sehen (ich glaub, der kommt gar nicht nach Spanien ;-} ), aber dafür zweimal ein Wachtelpärchen, einen Graureiher, einen Silberreiher immer wieder, zwei süße Geckos, die auf meiner Hose rauf und runter spazieren, einer klein, der andere winzig, Zitronenfalter, weiblich, mehrere, Zitronenfalter männlich, einmal (da sieht man mal, wir Männer sind in der Minderheit), Schwalben, die dann doch den Sommer machen, und viel viel mehr! ;-} Vögel zwitschern überall, die Gegend ist also sehr lebendig!

. . . da hätt ich auch gerne gestanden ,-} ~ Olivenhain . . .

Neben ein paar Eukalyptusbäumen gibt es am Rand des Tales auch Olivenhaine, Mandeln, die man in dieser Jahreszeit frischgepflückt mitsamt Schale und Pelz essen kann (schmecken säuerlich fruchtig), und auch sonstige nicht näher zu bestimmende Obstbäume ~ ein kleines Paradies ;-} . . .