Atomkraft nein danke ~ baskisch . . .

Auf meiner Fahrt die Baskische Küste nördlich von Bilbao entlang bin ich auf diese Ruine gestoßen . . .

Kernkraftwerk Lemoniz
Kernkraftwerk Lemoniz

Nähere Recherchen brachten dann (ein Hoch dem Internet, Wikipedia und dem Archiv des Spiegels!) zu Tage, daß ich mich an einem hochhistorischen Ort befinde ~ ein schon Anfang der achziger Jahre am Widerstand der Bevölkerung?! gescheiterter Versuch, im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste ein Kernkraftwerk zu errichten . . .

Der spanische Energiekonzern Iberduero hatte ~ anscheinend ohne irgendwelche Genehmigung einzuholen, ohne Sicherheitsüberprüfung, 1974 begonnen, ein Kernkraftwerk mit zwei Druckwasserreaktoren zu bauen. An den Widerstand der Bevölkerung und von Umweltschutzorganisationen hängte sich ungefragt als Trittbrettfahrer die ETA-Militar an, die zuerst das Kernkraftwerk als Schritt zur Energieunabhängigkeit von Spanien gelobt hatte, und zwar mit Waffengewalt und Sprengstoff . . .

Hochsicherheit am Kernkraftwerk Lemoniz
Hochsicherheit am Kernkraftwerk Lemoniz

Daß es dabei ziemlich hoch hergegangen ist (11 Tote, viele Verletzte), ist dem Gelände heute noch anzusehen. Der noch heute gesperrte Zentralbereich ist mit einem doppelten, von Natodraht gekrönten Zaun gesichert. Überall Scheinwerfer, Kameras (Anfang der 80er!), Bewegungsmelder auf Radarbasis. 70 Wachleute mit abgerichteten Hunden patrollierten auf dem Gelände, auch Scharfschützen waren in Aktion . . .

Hochsicherheit am Kernkraftwerk Lemoniz
Hochsicherheit am Kernkraftwerk Lemoniz

Als die Iberduero sich durch die Gewalt der ETA nicht in die Knie zwingen ließ, verschickte die die Briefe an alle Ingenieure des Projekts, die sie ~ nichts persönliches, neinnein ~ mit dem Tod bedrohten, falls sie weiter an dem Projekt arbeiteten, und machte mit ein paar Beispielen klar, daß die Drohung keine theoretische war . . . von da an fehlten dem Konzern die Mitarbeiter, um das Projekt fortzuführen, und das wars dann . . . 1984 wurde das Projekt aufgegeben . . .

Kernkraftwerk Lemoniz ~ jetzt wächst da Gras drauf . . .
Kernkraftwerk Lemoniz ~ jetzt wächst da Gras drauf . . .

Jetzt wächst da Gras drauf, und die Möven haben eine neue Basis und Nistmöglichkeit. Ich würd mal gerne in hundert Jahren wieder vorbeischauen, dann wachsen vermutlich Bäume auf den Druckbehältern. Auf dem großen Parkplatz vor der Anlage sind schon die Anfänge eines kleinen Wäldchens zu sehen . . . daß die Anlage mal abgerissen wird, halte ich in Spanien für sehr unwahrscheinlich, hier bleibt alles stehen, bis es von alleine zusammenfällt. Alles andere ist viel zu teuer! Teurer jedenfalls als der Wachdienst, der immer noch aufpaßt, daß niemand die Anlage betritt, obwohl es da wohl nichts mehr zu klauen gibt. In der Vergangenheit haben schon Diebe alle Kupferkabel mitgehen lassen, überall liegen leere Kabelhüllen herum . . .

 . . . und immer wieder geht die Sonne auf ~ die Küste im Morgenlicht . . .
. . . und immer wieder geht die Sonne auf ~ die Küste im Morgenlicht . . .

Babylon revisited ;-}

Wieder mal bin ich mit einer der vielen Sprachen auf dem iberischen Subkontinent konfrontiert ~ baskisch ~ was steckt zum Beispiel da hinter? Da geschlossen, keine Chance, es rauszufinden . . .

baskisch ~ häh bitte?!
baskisch ~ häh bitte?!
Fremdwörter auf baskisch ~ schon eher nachvollziehbar ;-}
Fremdwörter auf baskisch ~ schon eher nachvollziehbar ;-}
das Bild erklärts zum Glück!
das Bild erklärts zum Glück!

So richtig rund . . .

mal wieder einen Sonnenuntergang . . .
mal wieder einen Sonnenuntergang . . .

. . . läuft das zur Zeit hier nicht . . .

. . . einer hinter dem anderen . . .
. . . einer hinter dem anderen . . .

In zwei Tagen von Leon durch die Berge bis an die Biskaya, vorbei an den Picos de Europa, wo auch jetzt Anfang Juni noch Schneeflecken auf den Gipfeln liegen. Ein bischen Sorgen hatte ich wegen den Steigungen, der Bus ist am Berg ja nicht besonders kräftig . . . das war allerdings nicht nötig, zumindest von Süden in Richtung Norden ist der Anstieg lang, aber recht sanft ~ keine Probleme . . . die ganze Fahrt durch die Berge gestern immer in Begleitung anderer Oldtimer, die offensichtlich an einer Gleichmäßigkeitsralley teilgenommen haben. An den Checkpoints fuhr ich dann immer wieder an den Fahrzeugen vorbei, die ich vorher vorbeigelassen hatte, ein Rolls Royce, eine Jaguar E-Type, ein Alfa Romeo Spider . . . ;-}
Der Abstieg aus den Bergen war sehr viel steiler und kurviger, die Straße oft sehr schmal . . . N621 . . . hier in Spanien sind die Nationalstraßen oft in einem sehr viel schlechteren Zustand, auch schlechter ausgebaut als die Regionalstraßen, und diese N621 war zeitweise sehr schmal. Problem für mich, daß bei einer Spurbreite gerade mal so breit wie mein Bus plus eine Hand die Straße oben in Höhe meiner Dachkante teilweise schmaler war als untern bei den Rädern, überhängende Felsen! Manchmal stehen sogar die Randpfosten mit den Katzenaugen unter einem Überhang, echt lustig . . . Immer wieder mußte ich ein Stück der Gegenfahrbahn in Anspruch nehmen, immer in der Hoffnung, daß gerade kein breiter Gegenverkehr in der Kurve auftaucht . . . und der kam irgendwann dann doch, ein breites Alkoven-Wohnmobil, das seinen Teil bis zur Mittellinie in in Anspruch genommen hat, ich zurück auf meine Hälfte der Fahrbahn, ein seeehhhr häßliches Geräusch von oben rechts . . . uh-uhhh, ganz und gar nicht gut!
Auf der nächsten Möglichkeit, neben der Fahrbahn anzuhalten, checke ich den Schaden . . . fast auf der ganzen Länge, ca fünf Meter lang, ist die obere Dachkante eingedrückt und zerschrammelt . . . bis das wieder gut ist, wird eine Menge Arbeit und wohl auch Geld nötig sein!
Der einzige Trost: Eine Kollision mit dem Gegenverkehr wäre schlimmer gewesen! Aber so richtig genießen kann ich die an das Gebirge anschließende Fahrt die schöne Küste entlang nicht mehr, ich bin mit den Gedanken immer bei dieser lädierten Dachkante. Ich bewege mich auf dem Camino de Santiago, also auch touristisch, und der Bus zieht immer wieder die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich. Denen fällt der Schaden wahrscheinlich nicht auf, mir dagegen tut das fast so weh, als ob ich mir selbst den Kopf angerannt hätte . . .
Die Muße, die innere Ruhe, irgendwo stehen zu bleiben, habe ich an diesem Tag nicht mehr, und so lege ich bis zum Abend über 240 Kilometer zurück und stehe jetzt schon östlich von Santander oben auf einer Steilküste über einem Strand, an dem ich nachher ein wenig baden werde.

. . . nicht mehr ganz so schön rund ~ Dachkante . . .
. . . nicht mehr ganz so schön rund ~ Dachkante . . .

Gestern abend wars ja schon rechts spät, aber ich war doch noch im Wasser. Aufgepaßt, denn es gab einen recht starken Sog nach draußen! Schön ist, daß das der erste Strand dieser Reise ist, auf dem gemischt auch textilfrei relaxed wird ~ da die Sonne nach dem nächtlichen Regen gerade wieder rauskommt, werde ich also nacher die Gelegenheit nutzen, die an Unterarmen und Gesicht kräftige Bräune ein wenig auch an den restlichen Körper kommen zu lassen, bervor ich gegen Nachmittag weiterfahren werde . . .

¡Jubilo, jaleo y hilaridad!

Suchbild ~ weites Land, wo der Bus?
Suchbild ~ weites Land, wo der Bus?

Mal eben noch schnell das letzte Guthaben aus Portugal via Roaming in Spanien verbraten . . .
Nachdem ich erstmal aus dem Gebirge heraus war, gings auf schnurgeraden Straßen übers Land ~ man hätte das Lenkrad festbinden und einen Backstein auf das Gaspedal legen können . . . sodaß ich erstmal den richtigen Abzweiger verschlafen habe und ums Eck herum Richtung Leon fahren mußte . . . schöner ruhiger Übernachtungsplatz etwas abseits der Straße auf einem freien Platz bei einer Felsgruppe und Steineichen, mit einer weiten Aussicht über das Land . . .
Am nächsten Morgen mit den Heilungsarbeiten für die Begegnung mit dem dicken Stein begonnen, danach endlich wieder den Luftdruck gecheckt und auf die Hinterräder etwas mehr Druck gegeben, danach gings nach Leon . . . wo ich in der Absicht, frische Milch zu kaufen, auf einem Parkplatz mit offiziellen Stellplätzen für Autocaravans gelandet bin . . . 48 Stunden kann man bleiben, sofern man keine Campingstühle aufstellt oder Wäsche aufhängt, weil das sonst als Camping gewertet und per Gesetz Camping verboten ist ;-}}}}} ¡Eviva Espana!
In der Beschreibung vom ADAC werden die Glasfenster der Kathedrale von Leon erwähnt, an denen sich noch keiner sattsehen konnte, also beschließe ich, das Angebot mit dem Stellplatz zu nutzen und laufe am Fluß entlang in die Altstadt und zur Kathedrale. Da tummeln sich die Touristen, die auch die Glasfenster sehen wollen, während ich erstmal durstig bin und mich auf ein Bierchen (Paulaner!) an ein Tischchen vor dem Gin / Ger (Ginger wird in zwei Zeilen geschrieben, und Longdrinks aus der ersten Hälfte sind die Spezialität der Lokalität ;~} ) setze . . . auf meinem Spaziergang durch die Altstadt hatte ich eher einen Eindruck von ausgestorben / tot als von lebendig und umtriebig, aber während ich mein Bierchen nippe ändert sich das zusehens, bis ich mich direkt in einer Szene eines Almodovar-Films wiederfinde, Jubel, Trubel und Heiterkeit, pralles Leben von der manchmal etwas schrägen Art, leider ohne syncronisierten Ton . . . ich dachte immer, dem läuft die Phantasie über, seit gestern denke ich, der setzt sich einfach vor eine Bodega, schaut und hört zu und macht dann einen neuen Film!
Weil ich mich so gut amüsiere, bestelle ich noch ein zweites Bierchen ~ die Glasfenster der Kathedrale verschiebe ich ~ mañana ist auch noch ein Tag, nicht wahr?!
Außerdem komme ich zu der Erkenntnis, daß ich wohl doch so einiges verpasse, wenn ich mich immer in die Pampa verziehe . . .

Geschicklichkeitsprüfung ~ diesmal durchgefallen :-[

auch der Abend ist labend . . .
auch der Abend ist labend . . .

Wie war das mit dem Krug und dem Brunnen? An meinem letzten Abend in Portugal wollte ich auf der Suche nach einem schönen Abschiedsübernachtungsplatz im Gebirge einem Schild nachfahren, auf dem eine schöne Aussicht versprochen wurde . . . war eine Staubpiste, der Bus sieht hinten aus wie mit braunem Tarnpuder besprüht . . . unterwegs auch ein gutes Beispiel, daß die Waldbrandgefahr hier durchaus real ist, ein ganzer Hang schwarz verkokeltes Baum- und Buschwerk.

Die schöne Aussicht hab ich als speziellen Punkt nicht gefunden, aber da gabs ein Stück weiter unten eine ebene Fläche am Hang, mit ein bischen Gras und ein paar Büschen . . . nur der Weg dahin kam mir ein bischen zu steil und uneben vor, also bin ich lieber umgekehrt, um mir was anderes zu suchen . . . aber dann kam ein anderer Abzweiger den Hang hinunter, mit Linksabbiegung in Richtung des kuschligen Plätzchens . . .

Hätt ich besser nicht nehmen sollen! Kurz nachdem das wieder auf einer Ebene weiterging, wurde das richtig eng und dann auch zu spät, rückwärts wieder rauszufahren. Nachdem ich ein Bäumchen mit Schnur etwas zurückgebunden hatte, sollte das wohl auch gehen . . .

Aber da hatte sich im bodennahen Gesträuch ganz hinterlistig ein dicker Stein versteckt, der mir dann vorne rechts (wieder mal, war ja gerade repariert . . . ) erstens die Radkappe, ein wenig die A-Säule und dann noch die Eingangstür unten verschrammelt hat . . .

Aus lauter Wut (über mich selbst) bin ich dann gleich den Weg hinaufgefahren, den ich vorher nicht runterfahren wollt, und zurück und hinüber nach Spanien . . . wo die Aufnahme entstanden ist.

Ist ja weiter nichts Schlimmes passiert, ärgert mich aber saumäßig ~ bestimmt wieder zwei Tage Arbeit!

Im Übrigen verabschiede ich mich jetzt für ein paar Tage, bis das Internet organisiert ist. Im Moment funke ich von Spanien aus mit dem portugiesischen Netz, das wird nicht lang gut gehen . . . bis bald, gehabt euch wohl ;-}

Ruhiges Wochenende

Morgenstund hat Gold im Mund . . . ;-}
Morgenstund hat Gold im Mund . . . ;-}

Nach einem ruhig verbrachten Sonntag auf einer Wiese mit Aussicht und explodierenden Farben (gelb der Ginster, violett der Lavendel, gelbe und weiße Blümchen, grünes Gras und Maroni ~ Esskastanien . . .) und Besuch von einer Schafherde und den dazugehörigen Hunden bin ich heute Morgen sehr früh aufgewacht und konnte den Sonnenaufgang ausführlich bewundern . . .

Außerdem habe ich die Zeit genutzt, um endlich den seit zehn Monaten in der Pipeline feststeckenden Artikel über Photosophisches fertigzustellen und ins Internet hochzuladen . . . Neugierige klicken hier drauf!

Im Übrigen neigt sich Portugal langsam aber sicher dem Ende zu. Heute werde ich noch nach Braganca fahren, dann einen oder zwei Tage im Parque Natural de Montezinho verbringen, danach gehts hinüber nach Spanien, an Leon vorbei Richtung Biscaya, Stück für Stück Richtung Heimat . . . wenn es also ab Mitte der Woche erstmal keinen neuen Artikel gibt, liegt das daran, daß ich erst wieder das Internet organisieren muß ;-}

Douro

Auf meiner Fahrt durch Portugal bin ich inzwischen am Oberlauf des Douro angelangt.
Bei meiner Übernachtung vorgestern tief im Tal direkt am Fluß bei Barca de Alva kein Empfang von Vodafone, also auch kein Artikel ;-[

Infante D. Henrique ~ aus Straßburg!
Infante D. Henrique ~ aus Straßburg!

Bis hierher jedenfalls ist der Douro schiffbar, wie es ein Fluß-Kreuzfahrtschiff mit Europaflagge am Heck, die Infante D. Henrique zeigt. Ob das Schiffchen allerdings wirklich vom Heimathafen Straßbourg hierher gedampfert ist, wage ich zu bezweifeln . . .

infante closeup
infante closeup

Allerdings, wie kommt so ein Flußdampfer von der Werft in sein Bestimmungsgebiet? Hochseetauglich ist so ein Flußschiff mit den Riesenfenstern direkt über der Wasserlinie wirklich nicht . . . Das blaue Rechteck auf dem Dach am Heck ist übrigens ein Swimmingpool ;-} . . . einige der Kreuzfahrer machen nach dem Abendessen von ihrem Liegeplatz auf der spanischen Seite über die Brücke einen Spaziergang nach Portugal, wo mein Busselchen steht . . .

Parken im Schatten mit Aussicht auf Douro
Parken im Schatten mit Aussicht auf Douro

Das Wetter schlägt seine Kapriolen. Abends nach 22 Uhr, es ist schon lange stockdunkel, hat es noch über dreißig Grad im Bus, und draußen nicht viel weniger. Tiefsttemperatur in dieser Nacht sind gegen Morgen neunzehn Grad! (Seit gestern abend sind die Temperaturen wieder im erträglichen Bereich und der Himmel übersäht mit hübschen Wölkchen, die einem zwischendurch immer wieder eine leichte schattige Abkühlung gönnen ;-})

Nachdem ich den Morgen mit Testaufnahmen für für eine Neujustierung des Panoramagears beschäftigt bin, quäle ich mich den ganzen nächsten Tag mit einem Kopfschmerz durch das portugiesische Hinterland. Zuerst führt die Straße in vielen Windungen den Douro entlang, dann gehts hoch ins Gebirge . . .

Mein Abzweiger auf eine Route der Burgen zeigt mir zwar keine einzige Burg, verlangt von mir aber wieder mal einen Geschicklichkeitstest . . . seit ich den Bus wegen der neuen Farbe nicht mehr im Gelände zwischen Dornenbüschen durchquetsche, komme ich immer wieder in Situationen, wo ich mich zwischen Häusern durchquetschen muß, so auch gestern. Ich lande in einem festlich geschmückten Dorf, Teer wird zu Kopfsteinpflaster, Musik füllt die Luft . . . auf dem großen Dorfplatz mehrere Möglichkeiten, wie es weitergehen kann, ich nehm die breiteste . . . Kurven, es wird enger, Balkone, Abzweigung, und dann stehe ich an einer Kreuzung, die wirklich eng ist. Nach rechts abgebogen in die Richtung, die nach Ortsausgang aussieht, auf der linken Seite Außenspiegel eingeklappt, auf der rechten Seite die obligatorischen drei Zentimeter zwischen Dachkante und Häuserecke . . . PUUUHHH!!! . . . das war knapp . . . es ist ja nicht so, daß das ganze auf einer ebenen Fläche stattfindet, das Kopfsteinpflaster ist alles andere als eben und der Bus neigt sich, mal nach links, mal nach rechts . . . die Hoffnung, aus diesem Irrgarten wieder ins Freie zu kommen, trügt allerdings . . . hundertfünfzig Meter weiter ist endgültig Schluß, zwischen einer Hausecke und einer Mauer wäre ich mit meinem alten VW-Bus wohl noch mit eingeklappten Spiegel durchgekommen, mit Magirus keine Chance . . . also Kehrtwendung in einer Einfahrt und das Ganze retour . . . an sich wäre es nett, wenn in diesen Dörfern irgendwelche Hinweisschilder für Breitenbeschränkungen eingeführt würden, aber die Einheimischen kennen sich ja aus . . . und die Schleifspuren an den Häusern sind wohl von zufällig durchkommenden Marsmenschen!

Mit Internet ist den ganzen Tag nix, auch in der größten Ortschaft nicht. Das Telefon zeigt als Provider nicht mehr Vodafone P für Portugal, sondern Groupo Vodafone mit Roaming-Zeichen, und da ich Datenroaming deaktiviert habe, läuft da nix . . . obwohl ich alle Nase an einem Funkturm vorbeifahre . . .
Der Abend sieht mich auf einer Plattform hoch über dem Douro bei Bemposta, und ich schalte jetzt mal das Datenroaming ein ~ schließlich habe ich ein Prepaid-Datenvolumen, mir kann also nichts passieren, oder? Und ich kann tatsächlich meine neuesten Emails lesen und Nachrichten aus Deutschland empfangen, schön, daß Vodafone so international ist, oder? Am nächsten Morgen, als ich die Karte in das Datenmodem des Netbooks einlege, wird mir klar, daß Vodafone so international nun auch wieder nicht ist. Da sie mir nicht mehr Geld abknöpfen können, versehen sie meine Datenpakete mit einem unbekannten Multiplikator und Schnupp! ~ mein Datenkontingent ist um 225 MB ärmer! Fast ein Viertel des für Portugal gebuchten Kontingents! Ein Schelm, wer sich böses dabei denkt! Also Internet getrennt und Check auf dem Telefon (da das Modem ursprünglich von O2 mit Festvertrag ist, bietet die Software nicht die Möglichkeit der Providerauswahl :-[) mit dem Ergebnis: Vodafone Portugal gibts nicht, Vodafone Spanien dicke, zweimal Orange, einmal TMN. Da ist guter Rat bzw die Internetverbindung teuer, deshalb dieser Artikel erstmal offline geschrieben zur späteren Übertragung ;-}
Trotzdem stellt sich später heraus, daß das Kontingent durch die Recherche nochmal gekürzt worden ist, insgesamt hat mich der nur virtuelle Ausflug nach Spanien 364 MB von meinem Datenvolumen gekostet ~ mehr als ein Drittel des für Portugal gebuchten Volumens . . . viel bleibt da nicht mehr übrig! Und weil Vodafone anscheinend bei jedem neuen Einloggen ein MB vom Volumen abzieht und in dieser Gegend ständig der Empfang zusammenbricht und deswegen neu eingeloggt werden muß, heißt es sparsam sein und die Verbindung nur noch schalten, wenn sie unbedingt nötig ist :-{
Hier macht Vodafone jedenfalls keinen guten Eindruck und die Abschaffung der Roaminggebühren für diese international operierenden *ehrenwerten* Gesellschaften sollte möglichst bald veranlasst werden!

Me on the rocks . . . ;-}

kuschlig zwischen Felsen und Kraut
kuschlig zwischen Felsen und Kraut

Den vierten Tag in Folge klettere ich jetzt mit der Kamera in diesen Felsen herum, die mich so begeistern . . . und versuche Photos mitzunehmen, die dieser Begeisterung gerecht werden . . . das ist gar nicht so einfach, diese Urlandschaft in Pixel zu klemmen . . .

Von meinem Standplatz auf einem Feldweg, der über ein paar Kuven zu einem kleinen Getreidefeld führt, umgeben von blühendem Gesträuch und dem Duft des genauso blühenden wilden Lavendels, arbeite ich mich eine gute Viertelstunde durch zum Teil übermannshohe Büsche ~ sogar Gras wächst hier so hoch, daß ich mit ausgestreckter Hand gerade so eben die Spitzen erreichen kann . . . der direkte Weg ist nicht gangbar, die Strecke ist ein großes Runen-S . . . überall verkohlte Überbleibsel eines Buschbrandes, der hier letztes oder vorletztes Jahr über das Gelände gerast sein muß . . . zwischendrin jede Menge frisches Grün . . . an einem Bäumchen sogar rabenschwarz verkohlte Zweige und Rinde auf der einen Seite, auf der anderen frische grüne Blättchen . . . ;-}

Land Art
Land Art

Auch heute nochmal, obwohl ich eigentlich weiterfahren wollte, denn diese Bilderbuchwolken an einem knalleblauen Himmel kann ich nicht ignorieren . . . und dieser kleine, lichtgrüne Land-Art Teich aus streichholzkurzen Grashalmen, einer wie der andere, oben auf einem großen Felsen, davon habe ich immer noch kein wirklich gutes Bild . . .

RoX, . . .
RoX, . . .

Gestern waren es fünf Monate, daß ich aus Freiburg losgefahren bin ~ und es wird wohl noch mehr als ein Monat vergehen, bis ich wieder in heimatlichen Breitengraden angekommen bin. An sich hatte ich eher mit drei, maximal vier Monaten gerechnet, aber so ist das halt: Zu spät losgekommen, von der Technik und der DHL über Gebühr aufgehalten, und immer wieder Eindrücke, die mich für ein paar Tage oder gar eine ganze Woche festhalten . . . und dabei warten zu Hause so wichtige Dinge wie der überfällige TÜV-Termin für den Bus und die wohl auch dieses Jahr überfällig werdende Steuererklärung . . .

. . . stapelweise RoX
. . . stapelweise RoX

. . . Ur wie Landschaft . . .

Abendlicht über der Urlandschaft
Abendlicht über der Urlandschaft

Nach zwei Tagen Übernachtungsplätze ohne Internet nun mal wieder einen Beitrag . . . ;-}

Die Fahrt den Tejo (sprich: Täscho . . .) hoch war zwischendrin geprägt von Verengungen und Hindernissen, durch die man sich und den Bus durchquetschen / mogeln mußte . . . ;-} Gleich im nächsten Ort, auf der Suche der Abzweigung zu der Strecke, die ich mir aus der Karte herausgesucht hatte . . . die Beschilderung ist mal wieder nicht sehr hilfreich ~ da steht öfters die Ansammlung der nächsten drei Häuser angeschrieben anstelle des nächsten größeren Ortes, der auch auf einer Übersichtskarte angezeigt ist. Denn die Einheimischen kennen sich ja aus, nichwahr?! Und so lande ich in der mittelalterlichen InnenStadt plötzlich vor einem etwas knapp geratenen Spitzbogentor, in das ich erst einschwenken und gleich anschließend wieder scharf abbiegen muß . . . die Einheimischen gucken ungläubig ~ da wollen sie durch? Klar doch, Spiegel eingeklappt, links und rechts an der Dachkante drei Zentimeter Platz, unten schleifen die Reifen an den Begrenzungssteinen. Paßt doch! ;-} Weder Tor noch Auto zerkratzt . . .

An der nächsten Wahlmöglichkeit, links? oder rechts?, frage ich einen älteren Einheimischen nach dem Weg nach Montalvao ~ und bekomme eine ganze Minute lang auf portugiesisch den Weg erklärt . . . verstanden habe ich davon: 500 Meter – links abbiegen – und daß es da Zweifel gibt . . .

An der Abzweigung dann den Grund für den Zweifel: Ein Schild, Gewichtsbeschränkung 3,5t . . . darunter auf Pappe 4,5 Km . . . von Montalvao nichts geschrieben . . . na das kann ja lustig werden!

Nach einer Weile taucht dann die erste Entfernungsangabe nach Montalvao auf, ich bin also zumindest auf der richtigen Strecke. Die Straße ist in gutem Zustand, wenn auch nicht gerade breit . . . und in der Befürchtung, nach diesen viereinhalb Kilometters dann vor einer wackligen, morschen Holzbrücke zu stehen, fahre ich weiter. Alles falscher Alarm, die Brücke ist aus stabilem Beton und die Strecke führt durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft, immer aufwärts . . .

Das Verwirrspiel mit der Beschilderung geht in Montalvao dann weiter, ich sehe eines, das eine Straße zum Tejo und einem Stausee anzeigt ~ so soll es sein! Ich hoffe, daß es da einen Grenzübergang nach Spanien gibt (obwohl da auf meiner Karte nichts eingetragen ist), das sich da als Zipfel nach Portugal hineinschiebt. Sozusagen Abkürzung und Gelegenheit, die leere spanische Gasflasche gegen eine volle zu tauschen ;-} . . . das zieht sich aber, immer abwärts selbstverständlich, und ich ziehe meinen elektronischen Navigator zu Rate . . . aber wenn man Google mal braucht, ist der Empfang weg, und so drehe ich um und fahre den Berg wieder hinauf . . . kurz vor Montalvao Empfang und elektronische Hektik ~ Route wird neu errechnet . . . neu errechnet . . . neu errechnet . . . na, dann schau ich mir mal die alte Route an ;-} . . . aha, das sieht gut aus: Google sieht eine Straße nach Spanien, und es ist die, die ich hinuntergefahren bin! Also wieder umgedreht und los . . .

Unten allerdings stehe ich vor einem verschlossenen Tor, das die Straße über die Staumauer absperrt, die auf der anderen, spanischen Seite wieder den Berg hochführt ~ Prima! Google ist also doch nicht allwissend . . . da es aber schon sieben Uhr abends ist, quetsche ich mich zwischen einem Zaun und der Bergwand durch (wieder Spiegel einklappen!) auf einen Parkplatz über dem Stausee . . .

Am nächsten Morgen um neun Uhr taucht von der spanischen Seite ein Offizieller mit Schlüssel auf und öffnet das Tor, Google weiß also doch (fast) alles und ich fahre über den Tejo, der jetzt Tajo (sprich: Tacho!) heißt, nach Spanien hinüber . . .

Das Verwirrspiel mit den Schildern geht auch hier weiter . . . an einem kleinen Dorf vorbei steht auf einer schmalen Straße hundertfünfzig Meter NACH der letzten Abbiege- und Wendemöglichkeit plötzlich ein Schild: Sackgasse in 4,5 Km (die 4,5 Km müssen irgendeine magische Bedeutung haben . . . ;-}) ~ also rückwärts wieder hinaus und zum Wenden in eine schmale, steile Gasse eingebogen, rückwärts in die andere Richtung wieder raus auf die ‚Haupt-‚Straße . . . NIX geht mehr, die Anhängerkupplung setzt auf der Straße auf . . . also vorwärts . . . aber hundert Meter weiter geht dann da auch nichts mehr, zu eng, zu sehr um die Ecke. Rückwärts in eine andere Gasse könnte gerade noch gehen, aber die Einheimischen pfeifen mich zurück, meinen, das ist zu eng!!! Nach einigen Versuchen geht das doch wieder bei der ursprünglichen Abzweigung, aber doch wieder in die falsche Richtung . . . also nochmal 200 Meter rückwärts bis zu einer vernünftigen Wendemöglichkeit . . .

Nichtsdestotrotz, die Gegend hier ist atemberaubend schön! Extremadura, übersetzt äußerst hart, ich hatte mir das immer sehr karg und trocken vorgestellt. Aber zumindest jetzt im Mai fahre ich durch eine grüne, sanft gehügelte, mit Kork und Steineichen locker bewachsene Hochebene . . . hier könnte man mal Urlaub machen, will heißen, nicht nur durchfahren, länger bleiben. Es gibt mehrere ausgeschilderte Wanderwege (National/Naturpark), die man ablaufen könnte . . .

Aber für diesmal bin ich nur auf der Durchreise ~ nach Kauf eines Brotes und einer Flasche Fanta, nach Tausch der Gasflasche und Volltanken mit Diesel und Wasser geht es wieder hinüber nach Portugal . . .

Und lande einen Tag später, nach einer Durststrecke von Samstagabend auf Sonntagabend, es hat 10° abgekühlt und sieht so aus wie bei uns im Mittelgebirge (wieso fahr ich dann so weit?!?) in dieser Urlandschaft aus großen Felsbrocken, die anscheinend ein Riese (Eiszeit!) hier verteilt hat . . . jetzt weiß ich wieder, wieso ich hier bin . . . ;-}

. . . näher dran . . .
. . . näher dran . . .
. . . zerbrochen . . .
. . . zerbrochen . . .
. . .
. . .
. . . uuund aus!
. . . uuund aus!

Korkeichen und Felsen

Korkeichen und Felsen ~ gespiegelt
* Korkeichen und Felsen ~ gespiegelt *

Bei meiner Fahrt den Rio Tejo hinauf, nicht immer direkt am Fluß entlang, mangels Straße, bin ich schließlich in einer interessanten Gegend gelandet, mit großen, von der Eiszeit (ja, die gabs hier auch!) rundgeschliffenen Felsen. Und immer noch: Korkeichen, und was für welche!

Korkeiche ~ im XXL-Format
Korkeiche ~ im XXL-Format

Ungefähr 28 Meter Durchmesser, egal in welcher Richtung, mißt die Krone dieses Veterans, vier von meinen Bussen könnte man hintereinanter darunter stellen, und gerade mal ein Meter würde auf jeder Seite herausschauen. An die großen Äste, die waagerecht abgehen, komme ich gerade mal so noch mit den Händen ran . . .

Ganz wohl war mir nicht, als am nächsten Morgen ein grauer Landrover angefahren kam ~ ich war von der Straße ab auf einer Piste durch eine Lücke in einem Zaun gefahren, zwar kein Schild, kein Tor, kein Nichts, aber immerhin . . . manchmal macht man, und ich im Besonderen, sich einfach zu viele Gedanken. Der Besitzer, denn der war das tatsächlich, war ausgesprochen nett, und wir haben uns (so gut wie es ging, auf Englisch) ausführlich über Korkeichen unterhalten. Dabei konnte ich mir auch einige meiner Mutmaßungen bestätigen lassen: Zum einen hat die Korkeiche ihre dicke Borke als Schutz vor den verheerenden Waldbränden, und auch diese offene parkähnliche Landschaft kommt nicht von ungefähr. Der Boden wird jährlich umgepflügt, um einem eventuellen Feuer nicht zu viel Nahrung zu geben.

Zur Zeit ist das Gras zwar schön grün und die Blumen schön bunt ~ wenn im Hochsommer allerdings alles vertrocknet ist, kann so ein Waldbrand mit einem halbwegs kräftigen Wind schon mal ganz fix 50 Kilometer über die Landschaft rasen . . . 2003 scheint das passiert zu sein, und sowohl Häuser als auch Menschen sind dabei ein Raub der Flammen geworden . . .

Er hat mir dann auch noch den Tip zu einer kleinen Wanderung gegeben, wo es noch mehr große, alte Korkeichen gibt, und gleich noch eine Geschichte dazu, die ihm sein Vater erzählt hat . . . ob das jetzt wirklich der Baum auf dem nächsten Bild war, weiß ich nicht . . .

Korkeiche ~ auch XXL
Korkeiche ~ auch XXL

Jedenfalls sollen, als Napoleon Portugal besetzt hat, also zwischen 1807 und 1814, einmal einige französische Soldaten von ihren Regimentern getrennt worden sein und sich verlaufen zu haben. Die Portugiesen haben die Soldaten gefangengenommen und dann an einer großen Korkeiche aufgehängt, schön in Reihe an einem dieser waagerechten Äste . . . rauhe Zeiten waren das!

Die Geschichte hat er mir übrigens erzählt, als ich ihn nach dem Alter der Bäume gefragt habe . . . weil das nun schon zweihundert Jahre her ist, und der Baum damals schon ausgewachsen gewesen sein muß, schätzt er diese Korkeichen auf drei- bis vierhundert Jahre!