und dann noch eine Leseempfehlung!

Wieder mal wie immer wieder begeistert mich der rabenschwarze Humor von Thomas Fischer, Verfassungsrichter in Karlsruhe. Der aktuelle Beitrag mit Seitenhieben auf A-, B- und C-Promis der politischen und satirischen Scene.

Jeder Beitrag der Kolummne immer wieder ein Grund zu gnadenlosem Amüsement. Danke, Her Fischer!

So manches in dieser Welt läßt sich nur mit dieser Sorte Humor ertragen . . .

Mar de Aragon ~ Isla Magdalena

* die Halbinsel Isla de Magdalena *
* die Halbinsel Isla de Magdalena *
Ermita Magdalena ~ 500mm Spiegeltele
* Ermita Magdalena ~ 500mm Spiegeltele *

Vom aktuellen Übernachtungsplatz aus ist gegenüber auf der langgestreckten Halbinsel Isla Magdalena die gleichnamige Ermita zu sehen. Das macht neugierig, die würde ich gerne besuchen . . . allerdings scheint die Ermita, in Luftlinie gerade mal 2,1 Km entfernt, nur über eine einzige Piste über einen ewig langen Umweg von 50 Kilometern und anschließenden Fußmarsch erreichbar zu sein. ¡Schlechte Planung, Hombre! Außerdem graues Wetter mit Regen. Das wird wohl eher in einem anderen Jahr stattfinden . . .

Muß ich’s nochmal sagen? Bilder mit *chen um den Kommentar sind durch Klick zu vergrößern! 🙂

. . . of men and mice . . .

Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
nah ~ Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
nah ~ Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene

Nach einer Fahrt im Bogen südlich von Zaragoza durch das Gebirge haben wir uns für die Nacht einen Platz auf einer Hochebene an der Kante eines Tales gesucht, auf dem auf der gegenüberliegenden Seite die Berge einer ausgewaschenen mächtigen Sedimentschicht zu sehen sind, unten das satt und warm changierende und leuchtende Grün frischer Getreidefelder und einer Mandelplantage, bei der eine aus Westernfilmen bekannte altertümliche Windturbine als Grundwasserpumpe zur Bewässerung zu sehen ist. Dazu heute morgen einen eher unspektakulären Sonnenaufgang, weil der Himmel völlig klar und wolkenlos war, so daß nur der Dunst über dem Horizont einen dezenten Farbverlauf von rötlichem Orange über goldgelb ins Blau hinzauberte. Und die Sonne erschien ungewöhnlich groß, ein Versprechen auf einen sonnigen Tag, der uns zurück zum Ebro führen wird . . .

* Panoramablick über's Tal *
* Panoramablick über’s Tal *
* näher ~ Panoramablick über's Tal *
* näher ~ Panoramablick über’s Tal *
Plantage mit Windturbine
Plantage mit Windturbine

Das war als Erholung auch dringend nötig. Ich muß gestehen, zur Zeit geht mir die Menschheit ziemlich auf den Sack, um es einmal etwas deftiger auszudrücken. Nicht konkrete Menschen, da habe ich dank großer Distanz und wenig Kontakt keinerlei Probleme, die wenigen Plaudereien mit den Einheimischen sind durchweg erfreulich. Nur läuft mir hier auf Schritt und Tritt der spanische Bürgerkrieg über den Weg oder gar hinterher. Und auf der virtuellen, sprich Internet-Nachrichtenebene hauen alle in dieselbe Kerbe. Mind-blowing!

Belchite ~ zerschossener Kirchturm
Belchite ~ zerschossener Kirchturm

Ich war deswegen nahe daran, den Besuch der neulich erwähnten Stadt Belchite, die während des spanischen Bürgerkriegs komplett zerstört wurde, ausfallen zu lassen, aber da der Weg dann doch daran vorbeiführte . . . die alte Ruinen-Stadt selbst ist völlig eingezäunt und nur mit Führer begehbar, für Spanien völlig ungewöhnlich wegen Gefahr für Leib und Leben durch herunterbrechende Mauer- und Dachteile. Das und die eh schon mangelnde Lust, mich zu intensiv auf dieses historische Denkmal einzulassen, weil die Chose mein Seelenleben eh schon unter den Wasserspiegel drückt, haben dann dazu geführt, daß ich nur mal eben im Vorbeifahren von außen ein paar Bilder von den zwei zusammengeschossenen Kirchen gemacht habe.

Belchite ~ zerschossene Kirche
Belchite ~ zerschossene Kirche

Ich habe ein echtes Problem mit dem spanischen Bürgerkrieg. An sich neige ich ja zur Solidarität mit der republikanischen Seite und auch mit den internationalen Brigaden, weil sie eine demokratisch gewählte Regierung vertreten, die durch einen Militärputsch mit Unterstützung deutscher und italienischer Faschisten attackiert wurde, was zu einer jahrzehtelangen Diktatur (einer von dreien) in Westeuropa führte. Bei näherer Beschäftigung sieht man aber, daß sich beide Seiten in diesem Konflikt so daneben benommen haben, daß man sie zusammen in einen Sack stecken und den vor einem Kriegsverbrechertribunal ausschütten sollte. Meine Solidarität hat sich recht schnell in ein Grausen verwandelt, zu was die Leut so fähig sind. Im Krieg gehen anscheinend immer zuerst alle menschlichen Werte vor die Hunde, das war damals so und ist heute nicht anders.

Belchite ~ zweite zerschossene Kirche
Belchite ~ zweite zerschossene Kirche

Die Frontlinien liefen damals quer durch Land und Bevölkerung, zum Teil auch an der Kante von Regionen und den Sprachgrenzen zwischen Kastilisch und Katalanisch. Das damals zugefügte Leid verschärft wohl heute noch die allerdings schon vorher vorhandenen Unabhängigkeitsbestrebungen von Katalanen und Basken. Eine der Spaltlinien war aber auch der Konflikt zwischen der traditionell die herrschenden Hierarchien stützenden katholische Kirche und der libertär eingestellten Demokratie und Volksfront. Ein Pfarrer, der von der Kanzel herab gegen die Revolution Stellung nahm, bezahlte oft genug mit einer Kugel für seine Predigt. Und das ist nicht einmal achzig Jahre her . . .

Vor diesem Hintergrund ist das Eindreschen vom hohen Roß herab auf den Islam mit seinen grausigen Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten ein wenig lächerlich. Da gibt es Leute, die ihre eigene Version von Christentum ja so was von humanistisch überlegen gegenüber dem Islam preisen, wobei die Ironie an der Geschichte offensichtlich die ist, daß genau die Leute von Humanität keinen Dunst haben und mit denen zusammen, die Flüchtlingsheime anzünden, sich sehr wohl mit denen vom sogenannten IS auf einer Ebene der Dummheit befinden. Die „Intelligenz eines leeren Aschenbechers“ . . .

Die Europäische Geschichte ist ausgesprochen reich an Beispielen für aus religiöser Intoleranz ausgeführten Grausamkeiten, und ist noch lange nicht zu Ende. Es ist ja auch nicht so, daß die christlichen Kirchen den Humanismus geboren haben, im Gegenteil, der mußte gegen die Kirchen erkämpft werden. Wer sich nur ein wenig mit Geschichte beschäftigt, zum Beispiel der Reformationskriege, dem 30jährigen Krieg, als ein Drittel bis zur Hälfte der Bevölkerung grausam abgeschlachtet wurde, oder eben moderner mit dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, dem spanischen oder dem griechischen Bürgerkrieg, am nächsten dem nordirischen Konflikt, der wird den Mund nicht so voll nehmen. Und wie im spanischen Bürgerkrieg ist es immer noch nicht aus der Mode geraten, auf die eine oder andere Art demokratisch gewählte Regierungen aus dem Ausland heraus destabilisieren und stürzen zu wollen, siehe Ukraine und, ja auch: Syrien. Bezahlen tut die dortige Bevölkerung, und wir brauchen uns wahrlich nicht zu wundern, wenn uns dann die Flüchtlinge auf die finanziellen Füße fallen.

Und, ach ja, zum Titel . . . wie mein Vater immer gesagt hat: Es ist zum Mäuse melken! 🙁

Es ist getan!

20. Oktober 2010 ~ Störfall im Kernkraftwerk Fessenheim!
20. Oktober 2010 ~ Störfall im Kernkraftwerk Fessenheim! ~ zum Vergrößern anklicken

Fast zumindest ~ die Atomkraftwerksbetreiber sollen mit der Zahlung von 23,3 Milliarden €uro aus der Finanzierung eines Endlagers für Atommüll entlassen werden. Ist das jetzt Realsatire? Und Satire darf ja so gut wie alles im Sinne der Meinungsfreiheit, gelle!?!
Zur Erinnerung: Plutonium 239 hat eine Halbwertszeit von 24Tausend Jahren. Bei einer Lagerzeit vom zwanzigfachen der Halbwertszeit bis zur ungefährlichen Reststrahlung ergibt das eine Lagerzeit von 480Tausend Jahren, in der dieser Müll sicher verwahrt und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden muss. Wie das mit einem von der Regierungskommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs vorgesehenen Betrag von 23,3 Milliarden €uro (17,2 Milliarden plus Risikozuschlag 6,142 Milliarden) finanziert werden soll, wird wahrscheinlich auf immer und ewig Geheimnis der drei Vorsitzenden des Gremiums, Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Brandenburgs Exministerpräsident, Matthias Platzeck (SPD) bleiben . . . die Energiekonzerne würden jedenfalls aus der Verursacherhaftung für den von ihnen erzeugten strahlenden Müll entlassen, auch von allen Kostensteigerungen für ein noch nicht einmal projektiertes Endlager. Die Kalkulationen beziehen sich auf Preise von 2014. Und alleine die Kosten für das Zwischenlager Asse sind inzwischen unerwartet auf bis zu 10 Milliarden €uro gestiegen . . .

Man sollte meinen, daß die Konzerne froh sind, so billig aus der Haftung zu kommen, aber die wollen den Preis nochmal herunterhandeln. Die Einigung belaste „die betroffenen Energieunternehmen über ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hinaus“. Eine Runde Bedauern, bitte!

Die Betreiber haben sich in den Jahren vor der Energiewende eine goldene Nase verdient. Das Freiburger Ökoinstitut hat konservativ geschätzt 2014 einen Gesamtgewinn von 6,8 Milliarden Euro der deutschen Reaktoren für vier Jahre errechnet. Nach dem Beschluß zur Abschaltung der Reaktoren verhagelt den Unternehmen der Verlust von geschätzt einer Million €uro pro Tag und Reaktor ~ Gewinnerwartung! ~ die Bilanz.

Realistisch betrachtet war Kernkraft noch nie billig, und die langfristigen Kosten wurden systematisch ausgeblendet. Und war seit jeher hoch subventioniert, wobei sich die geschätzten Rechnungen zwischen 7,83 Milliarden €uro der Betreiber bis zu 204 Milliarden €uro des Bundesumweltamtes spreizen.

Eine Linksammlung zum Thema:

Frankfurter Rundschau aktuell:

Energie-Experten.org:

Süddeutsche ~ alte Atomkraftwerke – die Gelddruckmaschinen

Spiegel Online 2014: Debatte über Abbruch-Fonds: Was E.on und Co. mit ihren Atommeilern verdient haben

Und mein ich-habs-ja-schon-vorher-gewußt-Artikel

Noch etwas stößt mir heute sauer auf: Unsere Ministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles will den Sozialhilfeanspruch von EU-Ausländern beschränken . . . hoch lebe die internationale Solidarität! Die SPD läuft den rechten Populisten hinterher, kann sie aber nicht einholen. Traurig, das! 🙁

Ich relativiere jetzt mal wieder, verpönterweise. Ein Herr Draghi wirft 80 Milliarden €uro in die ‚Märkte‘ ~ jeden Monat! Na denn . . . . . . . . . . .

Um euch nicht zu langweilen . . .

* Blick auf Zaragoza bei Nacht *
* Blick auf Zaragoza bei Nacht *

Gestern Abend habe ich meine Pilzpfanne auf quixotische Art mit obigem Ausblick genossen. Das Photo stammt allerdings vom letzten Jahr, ich kann mir also die Mühe sparen, nochmal das volle Programm in diesen Artikel zu quetschen. Würde euch ja doch nur langweilen 🙂 Wer mag, kann allerdings hier nachschauen, wie es tagsüber aussieht . . .

Ein Zufall war allerdings, daß es wirklich auf den Punkt genau ein Jahr her ist, daß ich diesen Platz entdeckt habe, kein Zufall, daß ich hierhin zurückgekommen bin. Ich wollte einfach nochmal dieses Panorama vor Augen haben. Zwei Tage werde ich hier verbringen, danach geht es wieder weiter. Wie immer steht nur die ungefähre Richtung fest, aber nicht einmal der genaue Verlauf der nächsten Kilometer. Nur die Richtung ist klar, über einen kleinen Umweg über Ligurien und den Ticino ins Badenerland. Wobei das noch eine Weile dauern wird, wir reisen langsam, gaaanz langsam . . .

Rodén

Rodén ~ darüber gestolpert auf der Suche nach einem Platz für die Nacht
Rodén ~ darüber gestolpert auf der Suche nach einem Platz für die Nacht

Über diesen Anblick bin ich gestolpert, als ich auf der Suche nach einem Platz für die Nacht in das Tal des Ginel, eines Nebenflusses des Ebro, eingebogen bin. Auch Rodél ist ein Opfer des spanischen Bürgerkriegs, allerdings mal nicht der Legion Condor. Bei Ankunft der republikanischen Armee waren die Bewohner nach Saragossa und in andere Orte geflohen, als sie nach sieben Monaten zurückkamen, mußten sie feststellen, daß ihre Stadt zerstört war ~ alles irgendwie Verwertbare war für Verteidigungs- und Befestigungsanlagen vor allem für die Stadt Belchite geplündert worden. Rodél wurde unter dem Hügel der alten Ortschaft neu aufgebaut, der Kirchturm der alten Stadt 2014 restauriert.

Rodén ~ Luftbild Dank Google Maps
Rodén ~ Luftbild Dank Google Maps

„La Guerra Civil fue demasiado sangrienta y destructiva para describirla con palabras…”

„Der Bürgerkrieg war zu blutig und zerstörerisch für Worte …“

der Ebro, er windet sich . . .

Ebro, Mar de Aragon ~ Dank an Google (Maps screenshot)
Ebro, Mar de Aragon ~ Dank an Google (Maps screenshot)

Inzwischen im Aragon angekommen, und um euch zu veranschaulichen, wie sich der Ebro als aufgestaute Embalse de Mequinenza, genannt auch Mar de Aragon, hier windet und mäandert, hat mir Google freundlicherweise 🙂 erlaubt, ein Satellitenbild als Screenshot von Maps hier im Blog zu veröffentlichen . . .

Punt del Duc
Punt del Duc

Vorher aber, noch an der Pantà de Riba-roja, vom Punt del Duc, auch einer Stelle, an der sich die republikanische Armee im Bürgerkrieg eingegraben hatte, noch auf der Katalonischen Seite des Ebro, hinüberschauend nach Aragon, kann man den Turm der Kirche Sant Joan Evangelista der Gemeinde Fayon sehen, auf dem Bild oben links über der Katalanischen Flagge auf dem Punt de Duc. Für diese Kirche zumindest ist die Zeit 1967, als sich der Stausee füllte, auf immer stehengeblieben auf kurz vor halb sechs . . . die Gemeinde selbst wurde ein gutes Stück weiter ans Ende des Sees verlegt.

Sant Joan Evangelista
Sant Joan Evangelista
die Zeit steht ~ Sant Joan Evangelista
die Zeit steht ~ Sant Joan Evangelista
Mar de Aragon
Mar de Aragon

Da die Straßen meist nicht am Fluß entlangführen, die Ufer weitgehend naturbelassen sind, wenn man das bei einem künstlichen See so nennen kann, ist jeder Blick auf das Wasser immer wieder ein Genuß. Es würde mir Freude machen, einmal mit einem Paddelboot den Ebro hinunterzufahren, um ihn intensiver aus der Perspektive von unten zu erleben. Kai Ungelenk (Travelkai) hat diese Tour 2013 gemacht und in seinem Blog beschrieben. Viel Gegenwind, Temperaturen von knapp 40 Grad . . .

Die stürmischen Winde hatte ich gestern auch, die bliesen allerdings stromabwärts, das wäre günstig. Die Hoffnung, daß die Strömung des Flusses ein Boot anschiebt, kann man nach meinen Erfahrungen auf dem Rhein in Stauseen abhaken. Da geht alles nur noch mit Muskelkraft, das Wasser steht.

Mar de Aragon ~ Ufer im ersten Morgenlicht
Mar de Aragon ~ Ufer im ersten Morgenlicht

Aber auch die Fahrt über Land war ein Vergnügen, die auf der Katalonischen Seite kalkig weißen Schichten der Felswände (mit ab und an einem glitzernden dünnen Quarz- oder Marmorband, wer weiß?) werden im Aragon mehr lehmig braun, die Landschaft offener. Ein erster Abstecher von der Straße über einen ausgewaschenen Feldweg führt als Sackgasse an eine Bucht des Mar de Aragon, unseren endgültigen Platz für die Nacht finden wir aber ein wenig später nicht weit von der geteerten Straße zwischen großen, rundlichen Felsen auf der Außenseite einer Ebroschlaufe, im Satellitenbild da, wo der blaue Pfeil ist.

Mar de Aragon ~ Halbinsel der Schlaufe gegenüber
Mar de Aragon ~ Halbinsel der Schlaufe gegenüber

Ebro und stolpern über Geschichte . . .

Eremita de Santa Maria Magdalena de Berrús
Eremita de Santa Maria Magdalena de Berrús

Also Ebroaufwärts, auf der C-12 läßt es der alte Herr Magirus laufen, daß es eine Pracht ist. Mit für unsere Verhältnisse rasend schnellen siebzig bis achzig Stundenkilometern flitzen wir in weiten Bögen den Fluß hinauf. Nicht immer direkt am Ufer entlang, aber da, wo wir ihn sehen können, ein durchaus beeindruckender und sehr schöner Fluß. Stellenweise die spanische Variante des Rheins um die Lorelei, nur ohne die Zwangsjacke von Eisenbahnen und Bundesstraßen, die unseren Vorzeigefluß verschandeln. Viel Wasser zur Zeit, ganz offensichtlich, denn die Füße der Bäume am Ufer stehen alle im Wasser. Keine Bilder, denn ein leichter Nieselregen lädt dezent zum Weiterfahren ein, und während der Fahrt wird nicht photographiert, zu gefährlich!

Wolken über dem Ebro ~ nach dem Regen
Wolken über dem Ebro ~ nach dem Regen

Ab Flix steigen wir dann um auf die TV-7411, um am Fluß zu bleiben. Ein paar Kilometer Bahnhof und Industrieanlagen, dann windet sich die kleine Straße am Ufer entlang, biegt aber nach einer Weile ab und wir klettern die Berge hinauf, wo ich an einer Abzweigung anhalte, denn ein Schild macht auf eine ‚Ermita de Santa Maria Magdalena de Berrús‘ aufmerksam. Anschauen? Anschauen! Und da bei der Ermita ein großer offizieller Grillplatz mit Parkmöglichkeit ist, wir schon neunzig Kilometer gefahren sind und der alte Herr Magirus einen Platz mit Aussicht über die sanft gewellte Erosionslandschaft (wenn man oben auf der Kante steht, sieht man sehr gut, daß die ‚Berge‘ die ausgewaschenen Überreste einer dicken Sedimentschicht sind. Weit schweift der Blick bis zum Horizont über eine ‚Ebene‘ von gleich hohen Gipfeln) findet, fällt die Entscheidung, daß wir hier zumindest für eine Nacht bleiben, obwohl es noch gar nicht so spät ist.

der alte Herr Magirus, Magdalena, Windräder, Strommast und Leitungen . . .
der alte Herr Magirus, Magdalena, Windräder, Strommast und Leitungen . . .

Ein Schild informiert den interessierten Besucher, daß das romanische Kirchlein 1968 Stein für Stein vom Ufer des Ebros hier hinauf auf den Berg transportiert und wieder aufgebaut wurde. Von drei Gemeinden der Umgebung gibt es Prozessionen hierher . . . soweit, so gut. Aber was bedeuten wohl die Worte ‚Trinxeres de Berrús‘ auf den Wanderwegschildern? Ein kleiner Spaziergang sollte das wohl klären können . . .

Kurz darauf macht mich eine Art Graben neugierig, der sich vom Weg weg am Hang entlang schlängelt. Weil ich dem natürlich folgen muß, stolpere ich nicht zum ersten Mal über Zeugnisse des spanischen Bürgerkriegs. Schon vor der offiziellen Gedenkstätte wird klar, um was es sich handelt: Schützengräben! Hier hat sich die republikanische Armee eingegraben, um die im Tal liegende Straße abzusichern, um die Armee Francos vom Vorstoß an den Ebro zu hindern. Vergeblich . . .

trinxeres de Berús ~ Schützengraben
trinxeres de Berús ~ Schützengraben

1938 ~ in der Schlacht am Ebro standen sich im gesamten Gebiet meines diesjährigen Aufenthalts Francisten/Faschisten mit Unterstützung der Legion Condor, also deutsche Luftwaffe und die Republikaner gegenüber, der Kampf wurde von beiden Seiten mit brutaler Härte geführt, mit vielen Toten. Tortosa, die Stadt, in der ich die Nacht nach dem Ebro-Delta verbracht habe, wurde von der Legion Condor wohl fast komplett zerstört, genauso das vorhin erwähnte Flix. Auch der Ort Corbera d’Ebre wurde von der Legion zerbombt und und die Ruinen sind als Denkmal bis heute vorhanden. Die Einwohner wurden umgesiedelt.

links Schützengraben, Tal mit Straße, Ebro aufgestaut rechts im Bild
* links Schützengraben, Tal mit Straße, Ebro aufgestaut rechts im Bild *
Gedenktafel bei den trinxeres de Berrús
Gedenktafel bei den trinxeres de Berrús

Jetzt sitze ich seit Stunden an diesem Artikel und fühle mich nach den Recherchen zunehmend sprachlos. Ich zitiere also nur noch ein Zitat aus dem Artikel auf Wikipedia, ein auf Spanisch, Englisch und Französisch verlesener Aufruf, den der Cellist Pau Casals während eines Konzerts in Barcelona am 17. Oktober 1938 über das Radio an die Weltöffentlichkeit richtete:

„Machen Sie sich nicht des Verbrechens schuldig, dem Mord an der Spanischen Republik tatenlos zuzusehen. Wenn Sie es zulassen, dass Hitler in Spanien siegt, werden Sie die nächsten sein, die seinem Wahnsinn zum Opfer fallen werden. Der Krieg wird ganz Europa, wird die ganze Welt erfassen. Kommen Sie unserem Volk zu Hilfe!“

Obwohl in den International Brigades viele Ausländer für die Republik kämpften, auch Deutsche, taten sich die europäischen Staaten damit schwer, denn es ging ja gegen die Volksfront. Italien und Deutschland waren eh auf der Seite Francos . . . das Ergebnis ist bekannt . . .

Reis oder nicht . . .

Reisfeld, noch trocken ~ es wird gespritzt
Reisfeld, noch trocken ~ es wird gespritzt

Es gibt nicht allzu viel Erbauliches zu berichten. Das Wetter gemischt feucht, aber die Reisfelder im Ebrodelta überwiegend noch trocken. Es wird noch geeggt, um die Äcker nochmal aufzulockern, es wird gespritzt, wer weiß wo-für oder wo-gegen, und nach Recherchen im Internet, nach denen Mitte April gesät und die Äcker unter Wasser gesetzt werden, sind die meisten Bauern dieses Jahr spät dran. In der Mancha sind die Felder im Gegensatz zu hier bestimmt schon grün. So oder so, um wirklich Reispflanzen sich im Wind wiegen zu sehen, müßte ich im späten Sommer vorbeikommen ~ keine Chance . . .

Deswegen haben wir uns gestern aufgerappelt und das Ebro-Delta verlassen. On the road again, Ebro aufwärts Richtung Zaragoza . . . 🙂

Links für die, die sich für den Reisanbau im Ebrodelta interessieren:
baersinfo.de
amigos-magazin.eu

Ebro-Delta, wieder mal . . .

an der Ebro-Mündung, Abendhimmel
an der Ebro-Mündung, Abendhimmel

Kaum ist man für ein paar Wochen weg und passt nicht auf . . . gegenüber von meinem alten Platz an der Ebromündung sind auf der Illa de Buda ein paar Bäume halb umgeworfen, ein Motorboot liegt abgesoffen an seinem Liegeplatz, Diesel sickert in Schlieren in den Fluß. Auch das Wetter kümmert sich nicht um die Wünsche des jetzt wieder anwesenden Vagabunden. Während gestern abend noch die Sonne schien, ist der Sonnenaufgang heute morgen ausgefallen. Nur ein kurzes fahles Aufleuchten zwischen einer Regenwand und dem ansonsten grauen Himmel. Es stürmt . . .

an der Ebromündung ~ abgesoffenes Boot, Dieselschlieren
an der Ebromündung ~ abgesoffenes Boot, Dieselschlieren
Ebro-Mündung, umgeworfene Bäume
Ebro-Mündung, umgeworfene Bäume

Das kann ja heiter werden? Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Und obwohl der Wetterbericht von Regen fabuliert und fünf Tagen Wolken, kämpft sich die Sonne gerade durch und bringt die vom Meer hereinrollende Dünung auf dem gut gefüllten Ebro zum Leuchten. Und ich überlege, ob ich schon heute oder erst morgen aufbrechen soll zu meiner lange geplanten Tour, den Ebro hinauf bis Zaragoza . . .

Ebro-Mündung ~ Morgenhimmel . . . mehr Ahnung als Sonne
Ebro-Mündung ~ Morgenhimmel . . . mehr Ahnung als Sonne